Alle Welt sagt „E-Bike“, auch wenn ursprünglich ein Pedelec gemeint ist. Heute wird das nicht mehr so pingelig unterschieden und das ist gut so. Ich erzählte hier schon von meinen Abenteuern, ein neues E-Bike zu erwerben und geliefert zu bekommen. Nun erzähle ich noch schnell den Rest.

Angela und ich kamen also Abends gegen 10 Uhr heim und wir schafften den Karton in den Flur. Das ist bereits das dritte E-Bike, welches ich so in Betrieb nehme: Erst damals mein erstes, vor einiger Zeit Angelas zweites und nun mein neues. Das erste von Angela habe ich damals bei Famila in Westerstede direkt aus der Ausstellung wegkauft und brachte es vollständig montiert im Kofferraum nach Hause.
Jetzt kramte ich erstmal mein Taschenmesser hervor und zerschnitt vorsichtig den riesigen Karton an den Ecken. „Vormontiert“ heisst: Man muss wirklich nicht mehr viel machen, nachdem man Quadratmeterweise Noppenfolie entfernt hat. Der Lenker wird in die richtige Position gebracht, die Pedale werden angeschraubt. Diese kann man nicht vertauschen, weil beide Seiten ein anders drehendes Gewinde haben (so ziehen die sich beim treten selbst fest und können nicht abfallen). Dann noch Kleinigkeiten wie die Klingel richtig befestigen, das Bedienpanel in die richtige Position bringen und Reifen aufpumpen. Im Grunde braucht man nur drei Innensechskant-Schlüssel und einen 15er Maul für die Pedale. Was ich gut finde: Die Reifen haben ein Autoventil, nicht so ein fummeliges Fahrradventilchen. Ich konnte also meine Standpumpe anstöpseln und brachte ordentlich Druck auf die Pneus. Dann wollte ich den Akku entnehmen, um ihn erstmal zu laden. Wie ich schon vermutete, ist dieser identisch mit dem von Angela, das Ladegerät von ihr kann ich auch verwenden. Überraschend saß der Akku ziemlich fest, ich musste ihn mit sehr viel Kraft rausziehen. Da muss ich noch mal schauen, wo da was klemmt. Dabei hörte ich ein leises Zischen, welches ich sofort erkannte: Ein Reifen verliert Luft! Alles kein Grund, das Rad zurück zu schicken, aber schade: Ich dachte, ich könnte am nächsten Tag damit zur Arbeit fahren. Es war nun schon so spät, zum flicken hatte ich keine Lust mehr. Das machte ich dann am nächsten Tag. Unter dem Akku war übrigens ein Aufkleber mit Datum: 14 Juli 2021. Also stand dieses nette E-Bike zwei einhalb Jahre im Karton und wartete auf mich. Okay, schlecht wird es dabei nicht. Ich wusste ja bereits, dass es ein Auslaufmodell war und für den Preis (soll ichs verraten? Keine 600,- Euro) einfach supi. Dafür nehme ich sogar den Vorderrad-Motor in Kauf. Als wir damals auf Bornholm Räder mieteten, konnte ich mich davon überzeugen, dass das auch gut funktioniert. Ist ein ganz klein wenig so wie Velo Solex fahren, auf jeden Fall genauso schnell 🙂 Im Gegensatz zu meinem alten Rad hat es auch keine Schiebehilfe, keine Anfahrhilfe*, keine Federung…. nix. Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen. Dafür musste ich keinerlei Einstellungen vornehmen (beim alten Bike: Radumfang auswählen, Art der Anzeige, prozentuale Verteilung des Motorschubes je Fahrstufe… was für Technikverliebte) Aaaber: Es war ein Felgenschloß montiert! Damit hatte ich gar nicht gerechnet und es hat mich wirklich gefreut, weil das meine Lieblingsfahrradschloßlösung ist. Aber vielleicht hole ich mir noch ein Nummernschloß zusätzlich…

Am nächsten Tag kümmerte ich mich um das kleine Loch im Schlauch. Aus zwei Gründen wollte ich flicken statt tauschen: Zum einen ist es das erste Loch; der noch unbenutzte Schlauch soll eine Chance bekommen und zum anderen war es hinten, da wollte ich ungern alles zerlegen (was man ja muss, um den neuen Schlauch wieder bis auf die Felge zu bekommen). Flicken ist auch gar nicht so schlimm: Ich habe ja Übung darin und das Fahrrad ist noch komplett sauber. Meine Finger waren nachher nicht schmutzig, sie rochen nur stark nach Gummi. Während der Flicken sich auf den Reifen vulkanisierte, fuhr ich einkaufen. Danach konnte ich alles schnell und leicht wieder auf die Felge fummeln (man sollte sich von Anfang an dazu durchringen, die Bremse zu lösen, dann kann sich das Rad besser drehen und der Schlauch passt besser dran vorbei) und den Reifen vollends aufpumpen.
Es war natürlich schon dunkel draußen, aber ich wollte unbedingt noch eine Testrunde drehen: Also Jacke an, Mütze auf und rauf aufs Rad! So flitzte ich einmal um den Pudding und war sehr zufrieden. Wer einmal E-Bike gefahren ist, will nie wieder was anderes!
Was noch zu tun ist: Die riesige Pappe entsorgen. Einen Teil schnitt ich in Tonnengerechte Streifen, aber das machte überhaupt keinen Spaß. Die andere Hälfte legte ich heute morgen auf den Hof, damit der Regen die gut durchweicht. Als ich nach Hause kam, sah ich, dass meine liebe Frau die ordentlich zur Seite geräumt hat… naja, es regnet ja noch länger.

Am nächsten Tag fuhr ich ins Büro und das Rad durfte brav im Fahrradkeller -Abstellraum in der vierten Etage auf mich warten. Im wahrsten Sinne: Hoch und trocken!

Den Poncho durfte ich auch gleich nutzen.

*Doch: Ich habe gerade das Handbuch gelesen, da stehts drin: „Assistenz beim Laufen“ 🙂

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