Gestern Abend war ich mit Alex und Wups, dem alten Stinker (der eigentlich Nils heisst) auf dem Weihnachtsmarkt in Oldenburg. Da passte es ganz hervorragend, dass mein Büro in der Innenstadt liegt und ich Spätdienst hatte.

Wie immer bin ich morgens mit dem Rad losgefahren. Es war Bitterkalt und in Vorbereitung auf den Abend hatte ich noch eine Schicht mehr Klamotten angezogen. Frieren ist uncool! Für die Hände habe ich so extra-dicke Handschuhe, die auch noch Wasserdicht sind. Ich glaube, das sind sogar Ski-Handschuhe. Dazu stopfte ich mir noch ein paar dünne Wollhandschuhe in die Jackentasche, damit ich am Abend nicht mit den dicken Dingern hantieren müsste. Sogar ein zweites Paar Socken steckte ich ein.
Auf dem Weg zur Arbeit fuhr ich an der Hauptstraße an einem Obdachlosen vorbei, der gerade aus einem Discounter kam, mit einem Tetrapack (Wein oder Saft?) in der Hand. Ein paar trübsinnige Gedanken dazu beschäftigten mich, bis ich mich wieder auf den Verkehr konzentrieren musste.
Wir verbrachten dann einen schönen Abend. Die Temperaturen sind den Tag über etwas milder geworden, aber ab 21:00 Uhr wurde es wieder deutlich frostig. Noch vor zehn trennten wir uns wieder, ich suchte mein Rad und machte mich auf den Heimweg. Mann, war das kalt! Zum Glück war wenig los auf den Straßen und ich strampelte ordentlich, um bald zu Hause zu sein. Wieder an der Hauptstraße, diesmal natürlich auf der anderen Seite, in Höhe eines Hotels, sah ich erneut diesen Obdachlosen (man erkennt ihn leicht an seiner Statur und seinem Camouflage-Anorak) auf dem Fußweg spazieren, die Arme hinterm Rücken. Er humpelte etwas. Mir kam der Gedanke „es ist bestimmt zu kalt, um irgendwo unter den Büschen zu schlafen“ und sauste an ihm vorbei. Plötzlich, aus einer winzigen Eingebung heraus (war es noch der Gedanke von heute morgen?) bremste ich, drehte um und fuhr zurück, ihm entgegen. Als ich bei ihm ankam, fragte ich geradeheraus: „Brauchst du Handschuhe?“ Meine Idee war, ihm das schöne wollene Handschuhpaar zu geben, welches noch in meiner Jackentasche steckte. Er schielte gleich auf meine eingepackten Hände und sagte einfach: „Joa, die könnte ich schon gebrauchen…“. Ohne zu überlegen zog ich meine dicken, warmen Handschuhe aus und gab sie ihm. Er hatte keine an, nur die blanken Hände. Bei dieser Eiseskälte. Ich holte die „kleinen“ aus der Tasche und zog diese an. „Bis nach Hause werden die mir reichen“ murmelte ich, sagte Tschüss und fuhr wieder meines Weges.

Ich war weder froh noch glücklich noch irgendwie besonders zufrieden oder gar stolz. Das einzige, was in mir ruhte, das kann ich nicht mal richtig formulieren. So eine Art Richtigkeit.

One Reply to “Kälte”

  1. Oh … das finde ich schön. Wir können die Welt nicht retten oder zu einem besseren Ort machen. Aber so kleine Gesten sind zumindest kleine Schritte in die richtige Richtung.

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