Na, wie war dein Urlaub?

Morgen gehe ich nach meinen drei Wochen Sommerurlaub wieder zur Arbeit. Und wie schon gewohnt werde ich erstmal zig hundert eMails überfliegen, löschen und Kollegen Fragen stellen zu Dingen, die schon Wochen her sind, weil ich sie (natürlich) erst jetzt erfahre. Und genau so sicher wird es nicht lange dauern, bis ein Kollege kommt und fragt „Na, wie war dein Urlaub?“. Ich mag solche Fragen nicht. Das soll wohl Small-Talk sein, aber was soll man darauf antworten? Wird erwartet, dass daraus eine längere Unterhaltung resultiert, dass ich ausführlich die letzten drei Wochen als mündlichen Bericht wiedergebe? Oder ist das nur eine von den hingeschmissenen Floskeln, wo man dann so was sagt wie „Ja, war toll, aber könnte länger sein, haha, jaja, aber muss ja“ und dergleichen Inhaltslosen Kram mehr? Wobei ich schon weiss, dass der ein oder andere Kollege bei solch einer Frage nur auf eine Aussage meinerseits wartet, wo er einhaken kann und mir gleich ins Wort fällt mit Worten wie „… ah ja, das hatte ich auch, aber der Hammer, du glaubst das nicht, du wirst lachen, rate mal, was mir passiert ist“ und dann kann ich mir irgendeine kacklangweilige Story anhören, die vermutlich zum grossen Teil auf falsch und übertrieben dargestellten Fakten beruht.

Also wird meine Antwort vermutlich, wenn ich zu dem Zeitpunkt bereits genug Kaffee bekommen habe, lauten:
„Ja, das war so: Gleich zu Beginn meines Urlaubs wurde ich durch einen bewusst herbeigeführten Autounfall entführt, weil ich so ähnlich aussehe wie Bernd Schuster und es Gerüchte gibt, der soll neuer Bundestrainer werden. Ich wurde erst schwer gefoltert, weil ich die Unterschrift unter der Lösegeldforderung verweigerte, letztendlich hat man mein Leben durch einen Kopfschuss beendet und mich Sicherheitshalber noch gevierteilt. Meine Reste wurde einem Haufen ausgehungerter Hunde vorgeworfen, welche man dann in Säcke steckte und den Haien zum Frass im Meer versenkte, um ganz sicher zu gehen. Weder die Öffentlichkeit noch Bernd Schuster kriegten etwas davon mit und so ist man noch immer auf der Suche nach mir, in der Hoffnung, ich lebe noch. Im Laufe der Wochen sind meine Chancen aber auf unter 5% geschrumpft. Das alles war aber eher ein Segen für mich, weil ich eh schon längst mit dem einen Auto zum TÜV gemusst hätte und ich ausserdem erfuhr, dass ich eine uneheliche Tochter mit einer ehemaligen Agentin der ehemaligen Sowjetischen Militärmission hätte, damals in der Grundausbildung in Goslar, ich kann mich aber nicht erinnern und nun sollte ich ein paar Botengänge für den KGB machen, was aber nicht ging, weil die NSA aus meinen Mails die Information gewann, dass ich Schwul sei (Tipp: Schreibe nie in einer Mail über Gartenschläuche, Hintereingänge, Butter und Rasieren, da spielen wohl die Filter verrückt), auf jeden Fall wollte das FBI gerne, dass ich ein paar Botengänge für sie mache und Bernd Schuster war total verwirrt, als der BND ihn über all das ausfrug. Aber naja, nun ist der Urlaub ja vorbei, also muss ich wieder zur Arbeit, deswegen bin ich hier, nutzt ja nix“.

Gibt es so was wie eine Smalltalkphobie? Dann hab ich das wohl.

2 thoughts on “Na, wie war dein Urlaub?

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