Schon lange verwende ich root- oder virtuelle Server und genauso lange muss ich mich mit der Einrichtung und der Wartung rumschlagen 🙂 Mein letzter, aktueller Server lief mindestens ein Jahr nur im idle-Modus, weil ich ihn nicht (dringend) benötigte. Nun musste/wollte ich doch wieder was damit machen und musste feststellen, dass einiges (softwaretechnisch) veraltet ist.
Keyhelp ist übrigens das coolste ServerManagement-System, welches ich bisher verwendet habe. Davor verwendete ich ISPConfig, das grundsätzlich auch funktioniert(e). Und davor? Ganz früher war es mal SysCP, wir hatten ja nix. Confixx und Plesk fand ich schon immer schlecht sortiert, man musste immer suchen und alles voller Bilderchen und das hatte man ja auch nur, wenn es irgendwo „dabei“ war. Das kauft(e) doch keiner? So, back to present:
Debian 9 lief noch auf meinem VServer, das aktuellste ist z.Zt. das 11er. Keyhelp zeigte im Dashboard auch gleich, dass das ja total obsolet sei und ich solle nicht einfach dies und das sondern… die haben halt Skripte dafür. Gut soweit. Was macht der faule Admin als erstes? Klar (als root oder mit sudo vorweg):
apt-get update
apt-get upgrade
Das ging überraschend flott und ich erkannte in der Terminal-Ausgabe: Es wurde nicht alles upgegradet, mit postfix gab es einen Fehler. Oder hatte dpkg bei postfix ein Problem? Auf jeden Fall ging es nicht weiter. Okay, dann starte ich gleich mal die Skripte von Keyhelp. Ich verlinke die hier nicht, die könnt ihr immer aktuell in eurem Keyhelp-Dashboard finden, wenn sie notwendig sind.
Aber auch das Skript hing an der gleichen Stelle. Es kamen aus dem Skript Hinweise, was zu tun wäre, doch das half nix. Was macht der faule Admin?
apt-get remove postfix
Was nicht da ist, macht keine Fehler 😉 Für das Debian-interne upgrade ist das auch kein Problem, aber Keyhelp braucht das Paket natürlich. Hmpf. Nun hatte ich die Wahl: Vermutlich Stundenlange Fehlersuche mit händischer Korrektur und danach immer noch ein veraltetes System mit Daten im Userspace, die ich schon lange nicht mehr verwendete ooooder: Platt machen und eben alles neu? Eine schöne frische Installation! Vorteil: Alles alte ist weg. Nachteil: Alles alte ist weg. Man könnte ja eben backupmässig ein paar Daten sichern, aber wenn man darüber nachdenkt, dann werden die alten Daten immer unwichtiger. Also: Fakten schaffen. Bei Zap eingeloggt, in die Einstellungen, das neuste Image ausgewählt und zwei Mausklicks weiter und nur wenige Minuten später war alles neu. Die Info-Mail von Zap war bzgl. des Passwortes etwas unklar, aber man vergibt sich einfach über die Zap-Seite ein neues (Über zwingende Passwort-Vorgaben habe ich noch nicht geschrieben, oder?). Über SSH eingeloggt (ich verwende übrigens iTerm am Mac) und alles ist gut.
Nun wieder Keyhelp installieren, wie war das noch? Ich weiss, dass das erfreulich simpel ist, aber natürlich kann sich das kein Mensch merken. Also gestartpaged. Da wird sich schon was finden. Und, welch coole Überraschung: Gleich als fünftes Suchergebnis wird mir der Alex angezeigt. Na, da klicken wir doch mal gleich drauf, ist sicher gut fürs Ranking. Und da fand ich auch schon den gesuchten wget-Aufruf.
wget https://install.keyhelp.de/get_keyhelp.php -O installkeyhelp.sh ; bash installkeyhelp.sh ;
Der Download startet und das Skript wird aufgerufen. Nun wartet man, bis alles durchrattert. Wenn ihr das auf einem zeitgemäßen VServer macht, dann wird ziemlich sicher (wegen der Art der Virtualisierung) eine Fehlermeldung kommen. Irgendwas wegen Quota und fehlendem Mount für / in der fstab. So auch bei mir. Ich rief mc auf und schaute mal nach in meiner neuen etc/fstab. Und was sehe ich? Die ist ja leer!
Nun muss das Internet wieder befragt werden und man findet je nach Suchbegriff eine ganze Menge. Im Keyhelp-Forum findet man etliche Anfragen, bei denen die Antwort nur aus einen Hinweis auf irgendeine ältere Anfrage besteht. Und die Lösung ist immer die gleiche: In die fstab muss diese Zeile hinzugefügt werden:
/dev/simfs / simfs rw,relatime,usrquota,grpquota 0 1
Das kann man wunderbar mit dem Midnight Commander erledigen (Copy&Paste geht übrigens ganz einfach vom lokalen Rechner ins SSH-Fenster, man muss nicht alles mühsam abtippen). Nun wird die Keyhelp-Installation durchlaufen. Am Ende wird ein Admin-Account eingerichtet und Keyhelp ist dann standardmässig direkt über die Server-IP im Browser aufrufbar. Richtet am besten gleich einen Benutzer ein, macht nicht alles über Admin! Das macht es später einfacher, wenn ihr das mal erweitern wollt und grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, das zu trennen (ihr könnt ja die gleichen Passwörter verwenden, aber pssst: nicht weitersagen!).
Wenn ihr „irgendwo“ eine Domain registriert habt, dann braucht dort nur der A-Record auf eure Server-IP geändert werden. Nun könnt ihr in Keyhelp diese Domain einrichten und das System wird alles relevante dem Benutzer zuordnen. Ab jetzt zeigt die Domain auf den Webspace eures Benutzers in Keyhelp auf eurem Server (um es korrekt und sperrig auszudrücken). Darüber kann man dann z.B. auch FTP machen und WordPress hochladen. Man könnte auch über wget und… nee, lassen wir das. FTP ist einfacher, weil z.B. die Dateirechte korrekt gesetzt werden. Das ist nicht nur wegen der Einfachheit gut sondern auch wegen der Sicherheit.
WordPress
Weil ich gerne eine Test-WP-Installation wollte, Ich habe das dann auch so gemacht. Damit kann ich hemmungslos irgendwas (Plugins etc.) ausprobieren. Vielleicht werde ich dort sogar den Block-Editor testen, wenn mir mal echt langweilig ist!!!1!
Die WordPress-Installation ist ebenso flott und simpel wie bei Keyhelp. Erst muss man auf dem Server die Datei entpacken. Ich mache das natürlich mit dem MC: einfach die gepackte Datei auswählen und der Inhalt wird einem angezeigt. Dann auf der anderen Fensterseite das Zielverzeichnis auswählen und mit F5 die Daten (oder den Ordner) rüberkopieren. Bash-, Tipp- und Stressfrei 😉
Jetzt ruft man seine Domain (ggf. mit Ordner als Pfad, z.B. meine.Domain/wordpress) auf und der Installationsprozess startet. Spätestens im nächsten Schritt sieht man, was man noch benötigt: Die MySQL-Daten. Schnell ist in Keyhelp eine DB eingerichtet und diese Daten ins WordPress-Fenster eingegeben. Nun hätte ich stutzig werden können: WP konnte die wp-config.php nicht finden und nicht schreiben? Es wurde mir aber der Text angezeigt, zum rauskopieren und selber-erstellen. Das tat ich, mit mc. Nun lief die WP-Installation durch.
Schliesslich wird auch hier ein Account eingerichtet (erfreulich: Früher hiess der pauschal Admin, das ist nicht mehr so) und man kann sich in sein WP-Dashboard einloggen. Schick! Ich wollte gleich mal die beiden vorinstallierten und sinnlosen Plugins Akismet und hello Dolly (ist wohl aus Tradition noch da) löschen, und: Ich bekam die Aufforderung, FTP-Daten einzugeben? Hä? Das war mir neu. Aber gut, ich hatte ja welche. Leider funktionierte es damit nicht. Als war das ein falscher Fehler. Wieder gestartpaged, mit den Suchbegriffen „wordpress plugin installieren ftp verbindung“. Und gleich der zweite Treffer war richtig:
https://great2gether.com/2016/01/wordpress-verlangt-ftp-login-bei-plugin-de-installation/
Der wichtige Hinweis von dort: Diese Zeilen ans Ende der WP-config einfügen:
/* Anpassung G2G – Problem mit FTP Login zur Plugin Installation beheben */
define(‚FS_METHOD‘, ‚direct‘);
Bei mir hatte sich dann doch noch ein Fehler in den Dateirechten eingeschlichen. Vermutlich beim Entpacken von WordPress. Die Dateien hatten alle den Owner root:root, und da darf der User holger nicht dran rumfummeln. Ja, man kann über mc auch prima chmod und chown machen, aber bei vielen Dateien geht das dann doch besser über die Konsole. Versucht auch bitte nix mit chmod 755 oder gar 777, das ist so gut wie nirgends notwendig. Fürs Web reichen die Rechte 640 und eigentlich braucht ihr hier auch chown (Change Owner). Für ein, zwei Dateien kann man wieder mc verwenden, aber ihr müsst hier am besten rekursiv arbeiten, damit man den Befehl nur einmal ausführen muss, um alle darunter liegenden Dateien auch zu ändern. Wie das geht?
man chown.
Harhar, Okay. Für Anfänger ist das fast schon gemein. Mit Q kommt ihr da wieder raus 🙂 Aber ich habe früher echt viele Man-Pages (Man steht für Manual) gelesen! Also, der korrekte Befehl lautet in diesem Fall:
chown -R holger:holger *
Ich erkläre es mal flott: chown ist der Befehl, mit -R werden auch alle darunter liegenden Dateien und Verzeichnisse behandelt, holger:holger sind der gewünschte User und die Gruppe, der Stern sagt: Alle Dateien (ab aktuellem Pfad natürlich). Noch ein Anfänger-Tipp: mit pwd (print working directory) wird einem in der Konsole angezeigt, wo man sich befindet. Den chown-Befehl führte ich übrigens in /home/users/holger/www/he-server/wordpress aus. „he-server“ ist der Ordner, auf den meine Domain dort zeigt (damit das sortiert ist, falls mal weitere Domains dazu kommen).
Spätestens jetzt konnte ich nach Herzenslust Plugins de- und installieren und bisher habe ich keine weiteren Fehler entdecken können! Dass die Installation von ET (legacy) nicht mehr so einfach und manuell wie damals ist, ist Stoff für einen anderen Beitrag (falls ich den überhaupt schreiben will).
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