Ja, nee: Ich bin zwar relativ christlich erzogen und ich bin auch konfirmiert. Aber das wars dann schon. Ich habe es nie geschafft, die Bibel mal irgendwie annähernd vollständig zu lesen, obwohl ich mir das echt mal vorgenommen hatte. Andere Menschen sind da anders und es gibt sogar sowas wie eine „Wissenschaft“ darüber, dass die ganze Welt genau so entstanden sei, wie es in der Bibel steht: Kreationismus. Und es soll Menschen geben, die ihr ganzes Leben Bibeltreu ausrichten.

Habt ihr das Buch von A.J. Jacobs „Die Bibel & Ich“ gelesen? Dort wird plastisch (und sicherlich etwas kommödiant übertrieben) dargestellt, wie schwer es ist, die Bibel wörtlich zu nehmen. Doch als ich neulich ein anderes Buch las, da kam ich erst ins Grübeln und dann dahinter, wie mans richtig macht! Im Roman „Barawitzka: Lauter Kapitäne – keine Matrosen“ von Karl Vettermann* tritt eine Figur auf, die immer wieder mal Situationen mit Bibelsprüchen kommentiert. Und immer wieder so erstaunlich passend. Nun, umfangreich wie altes und neues Testament sind, ist es vermutlich gar nicht so erstaunlich. Aber: Die Bibel ist alt. Als der gute Luther vor 500 Jahren da hockte und uns den Schinken ins deutsche übersetzte, da gab es viele Dinge noch gar nicht, die heute normal oder schon wieder veraltet sind. Der ganze „Alltag der Menschheit“ ist anders. Wie soll da heutzutage noch genug von den Versen passen?
Es ist ganz einfach! Der Trick liegt eben in der Übersetzung. Wir gute Christen lesen heute ja auch nicht mehr dem fleissigen Martin sein Original. Und jetzt zeige ich euch mal ein paar Beispiele, die ich aus diversen online verfügbaren Bibelversionen rausgesucht habe. Bei einigen kann man sogar in mehreren Ausgaben suchen: Klick. Ich habe mir aber nicht die Mühe gemacht, zu notieren, wo ich welche Formulierung fand…

Könige 1, Kapitel 10, Vers 1:
* Als aber die Königin von Saba den Ruhm Salomos vernahm und von dem Tempel hörte, den er dem Namen des HERRN erbaut hatte, kam sie, um ihn mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen.
* Die Königin von Saba hatte schon viel von Salomos Ruhm und seiner Liebe zum Herrn gehört. Deshalb beschloss sie, diesen König zu besuchen und sich mit schwierigen Rätseln selbst von seiner Weisheit zu überzeugen.
* Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu prüfen.

Vettermann deutete das als: „Und die Königin von Saba kam persönlich“.
Erkennt ihr die Idee? Man muss nicht alles sooo wörtlich nehmen, bzw. kosmetische Anpassungen vornehmen, falls notwendig. Und das ist ganz sicher eine christliche Methode. Warum wohl wurde an der Bibel tausend Jahre geschrieben, von unzähligen Menschen? Vermeidet aber unbedingt, euch irgendeinen Vers einfach nur auszudenken, das kann leicht nach hinten los gehen! Einen „Jesaia, Kapitel 4, Vers 12 hats schon gewusst“ raushauen kann man zwar machen, aber unter Umständen kommt man damit nicht weit: Das Kapitel gibt es zwar, es hat aber nur sechs Verse 😉
Nein, man muss das etwas geschickter machen. Aus „1. Moses, Kapitel 4, Vers 9: Der HERR fragte Kain »Wo ist dein Bruder Abel?« »Was weiß ich?«, antwortete Kain. »Bin ich vielleicht der Hüter meines Bruders?«“ wird dann einfach: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“.

Ich probiere das mal, sobald ich Kapazitäten frei habe, um eine gewisse Palette an Sprüchen rauszusuchen und mir auch noch zu merken…

*über die Barawitzka-Romane möchte ich auch noch was schreiben

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert