Es ist gar nicht so lange her, da schrub ich sinngemäß: „Es wird geflickt bis zum letzen Atemzug!“
Heute war es dann so weit. Ohne Flicken.

Ich fuhr mit meinem Rad vom Stadthafen in Oldenburg nach Eversten und bemerkte bei jedem abgesenktem Bürgersteig, dass hinten doch etwas Luft fehlte. Aus antrainiertem Aberglaube wollte ich nicht anhalten, gucken, mir ne Pumpe irgendwo leihen und das ändern, sondern: Einfach weiter radeln, bis ich zuhause bin.
Als ich ankam, war ich erstmal froh, es geschafft zu haben. Besser als schieben! Aber ich wusste auch gleich: Ignorieren des immer platter werdenden Reifens hat keinen Sinn, das führt zur Selbstverarschung. Also holte ich die Pumpe, suchte den Adapter und drückte ein paar Schläge in den Reifen. So an die 5 Bar konnte ich gehen, lt. Mantelaufdruck gehts sogar bis 65 PSI. Und wie ich wieder mal so nah an der Felge war, da checkte ich dann gleich mal die Speichen. Bzw. deren End-Muttern, die bestimmt einen besonderen Namen haben, der mir aber scheissegal ist. Auf jeden Fall waren die beiden Verdächtigen lose und ich zog sie wieder an. Und wie ich so mit meinen dicken Handwerkerwurstfingern diese winzigen Stülpmuttern in die richtige Richtung fummle, da – BÄNG! – knallt es so laut, dass mir gleich klar ist: Das kannste nicht mehr flicken. Denn der Schlauch ist gerade geplatzt, der Reifen war platt.

Es war früh morgens gegen 6:50 Uhr, ich kam gerade vom Hafen, weil ich erst um 06:10 Uhr durch die Eisenbahnbrücke Oldenburg kam, wo ich schon seit fast zwölf Stunden lag, weil ich nach telefonischer Absprache eigentlich um 19:40 Uhr des Vortages da durch wollte. Ich war zu früh da, musste eine halbe Stunde Kreise drehen und plötzlich hatten die eine Störung, konnten nicht mehr öffnen, Anlage gesperrt. Morgen früh um Sechs wieder, Feierabend. (Wie diese Störung über Nacht magisch gefixt wurde, fragte ich nicht nach). Das gehört hier eigentlich nicht her, ich erzähle es aber dennoch: Ein niederländisches Binnenschiff kam auch noch Hunteaufwärts und wollte auch durch. Über Funk schnackten wir und er bot mir an, dass ich bei ihm längsseits gehe, wenn er fest ist, er würde dann auch erst morgen weiter. Prima! So waren wir dann für die Nacht an der Louwerzee gut fest und ich blieb natürlich über Nacht an Bord. Am nächsten Morgen gegen 5:46 Uhr funkten wir die Brücke an, nächste Öffnung wird für 6:10 versucht und ich machte uns Seeklar. Maschine lief, Rettungsweste an. Als klar war, dass wirklich geöffnet wird, da warf ich die Leinen los und entfernte mich vom Binnenschiff. Über Funk bedankt und durch die geöffnete Nord-Seite der Brücke, mit locker 5,4 Knoten. Einerlei. Zum Steg vom OYC, dort rückwärts an meinen Platz gefahren, das Boot festgemacht, alles gesichert, aufs E-Bike und ab nach Hause.

Bäng!
Dank meiner beharrlichen Flickerei hatte ich noch einen neuen Schlauch auf Lager, der war nun fällig. Und es ging überraschend gut, den alten raus und den neuen rein zu fummeln. Das ist ja immer etwas kritisch, weil die Radnabe rausgehoben werden muss usw. Übung macht den Meister. Mein eigenes Zeitlimit: Länger als eine halbe Stunde sollte das nicht dauern, halb acht war quasi Ultimo. Das lief auch super, ich pumpte den neuen Schlauch auf. Bis ich die Blase bemerkte. Okay, das war genauso unerwartet wie der Knall, also was solls. Ignorieren ging auf jeden Fall nicht.

kein Mantel des Schweigens

Es musste ein neuer Mantel her. Sowas kaufe ich stets bei Zimmermann.de (das ist keine Werbung, weil sooo gut ist die Qualität da auch wieder nicht!). Na, die werden ja wohl gleich, um acht aufmachen! Denkste: Nur Montags. Heute ist Dienstag. Was macht der gute Seemann, wenn er warten muss? Er schläft. Ich haute mich ins Bett, blendete die nervigen Geräusche der nahen Baustelle aus, indem ich einen Podcast hörte und hatte fast richtig guten, erholsamen Schlaf. Um halb zehn schälte ich mich raus und hoch und los und kaufte einen neuen Mantel (oder auch „Decke“ und noch was anderes, schreibe ich wohl auch noch drüber).
Ich machte kein Foto davon, wie es plötzlich regnete und ich mein Fahrrad und all das Werkzeug unters Dach retten musste. Immerhin wuppte ich damit durch einen unüberlegten Griff die Nabe des Hinterrades aus dem Rahmen, was erst nicht klappen wollte. Also tauschte ich den Mantel, stülpte über den vorhandenen neuen Schlauch und baute alles zusammen, was inkl. Fluchen und „willnichso“ gar nicht mal so lange dauerte. Danach die Bremse neu einstellen hat sogar fast Spaß gemacht und nun kann der Flickzähler wieder auf Null gestellt werden. Wie oft ich das bei diesem mittlerweile sieben Jahre altem Rad wohl noch machen werde? Vielleicht werdet ihr es erfahren 😉

2 Replies to “Und dann kam der große Knall”

  1. Warum zum Teufel braucht man 5 bar auf einem Fahrrad? So viel ist noch nicht mal in meinen Autoreifen. Kein Wunder, dass Dir der Kram um die Ohren fliegt. Weniger tuts auch.

  2. Naja, es steht auf dem Mantel (in PSI), wie viel Druck man drauf geben soll 😉
    Und es fährt sich wirklich besser und bisher war es das einzige mal, also wird es nicht am zu hohen Druck gelegen haben…

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