Über die gesamte weitere Geschichte von OL-AFs TÜV-Odysee berichte ich zu gegebener Zeit weiter. Hier möchte ich nur auf ein kleines Detail eingehen, im wahrsten Sinn des Wortes: Die Kontrollleuchten auf dem „Armaturenbrett“ im Lenker brennen nicht mehr. Und die Dinger sind Scheissenwinzig.
Man könnte darüber streiten, ob diese Kontrollleuchten wirklich TÜV-Relevant sind und gar bei Nichtfunktion einen erheblichen Mangel darstellen, aber mit wem? Also muss ich da bei gehen. Eigentlich wollte ich nicht mehr… dazu später. Was ich aber noch erwähnen muss: Daniel nannte mich vor einiger Zeit einen „Vollblutschlosser“. Damit hat er sicherlich recht, was den Metallbau angeht. Aber solche Dinge wie am Auto rumfummeln, überhaupt auf engem Raum an irgendwas schmierigem und vergriesnaddeltem rumschrauben, da habe ich üüüberhaupt keine Lust zu. Das macht mir keine Freude, ich gehe da nicht fröhlich pfeifend bei sondern mache das, weil ich es muss, weil es kein anderer macht (und weil ich ungern andere um Hilfe frage und weil Alternativen oft unnötig viel Geld kosten). Nein, wenn ich solche „Sachen“ mache, dann generiere ich neben neuen Narben an den Fingern währenddessen permantent neue Schimpfwörter und werde, wenn es zu lange dauert oder zu kompliziert oder zu teuer, zum Megapfuscher. Doch wie heisst es so schön? Nützt ja nüschts.
Einige Tage sträubte ich mich vor dieser Arbeit, denn ich wusste noch nicht mal, wie ich genau da ran komme (was oft der Fall ist, wenn ich mich an solche Sachen wie die oben verlinkten wage). Zunächst ging ich davon aus, dass der Zugriff auf die Birnchen irgendwie „von oben“ geschehen müsse und grübelte in fast schlaflosen Nächten, wie ich die kompakte und scheinbar unsichtbar befestigte Verkleidung abbauen kann (ohne sie sehr zu beschädigen). Irgendwann hatte ich keine Ausreden mehr, war einigermassen ausgeschlafen, das Wetter war schön und ich hatte ein ausreichend großes Zeitfenster ohne weitere Termine. Also: Arbeitsklamotten an und ab in die Garage. Erstmal baute ich das Windschild ab und dann die vordere Lenkerverkleidung mit dem integrierten Scheinwerfer. Das ist nur eine Schraube und ein paar Stecker. Dann guckte ich weiter und stellte bald fest: He, da kommt man ja von vorn/unten/hinten ran! Was die Sache zwar einfacher aber nicht besser macht, denn Überkopf-Arbeiten kann ich auch üüüberhaupt nicht ausstehen. Naja, hier gings noch.

Diese schwarzen und blauen Kunststoff-Nippel, das sind quasi die Unterseiten der Birnchen. Da muss man erstmal drauf kommen! Und aber keine Kabel?!? Wie ich als EDV-Experte schnell erkannte: Die Stromführung wird über eine flächige Folie realisiert, mit aufgedampften oder -gedruckten Kupferleitungen. Das scheint mir ein eher anfälliges System zu sein… aber sicher viel günstiger in der (Massen)Fertigung.
Die eine Hürde genommen, kommt das nächste Problem: Wie zur Möwe soll ich da ran kommen? Dazu müsst ihr wissen, dass diese Birnchen ziemlich klein sind und auf dem Foto sieht man auch, wie eng es da zu geht. Und ich hab große Hände, mehr Schmied als Chirurg. Aber dafür habe ich ein fein funktionierendes Gehirn: Nachdem ich eine der Birnchen mit ner Spitzzange und nem flachen Schraubenzieher rausgepult bekam, sah ich mir das alles mal näher an: Das nach unten zeigende Ende hat die Maße 5,7 x 8,6 mm und es sieht aus, als wenn es ein Werkzeug dafür geben könnte… und schon erschien eine der Glühbirnen hell über meinem Kopf: Ah-ha! Ich konstruiere und drucke mir einfach was passendes und hilfreiches 🙂

So sah das dann im Slicer aus: Der grüne Rand unten sorgt nur für bessere Haftung auf dem Druckbrett und wird später abgepult. Druckdauer: Fünf Minuten. Über die schmale Seite passt Schlüsselweite 8, über die breite Seite SW11. Hier noch ein Bild direkt nach dem Druck:

Test: Passt genau über die bereits ausgebaute Fassung. Prima! Mit neuem Mut und Schwung ging ich wieder in die Garage, schaltete den Strahler erneut ein und setzte mein Tool an: Sehr gut, sitzt stramm und jetzt hatte ich was zu fassen. Nun brauchte man nur noch eine viertel Umdrehung zu machen, um sie zu lösen. Blöderweise fiel mir das Ding, kurz bevor ich die zweite Birne ausbauen konnte, nicht nur einfach runter sondern von oben in die Frontverkleidung des Rollers. Stielaugen, Taschenlampe und Schütteln halfen nix, es blieb verschwunden. Okay, das Druckbett war ja noch warm. Also noch mal fünf Minuten Zwangspause während des zweiten 3D-Drucks. Die Zeit nutzte ich, um darüber nachzudenken, nach welchen Begriffen ich wohl im Netz suchen müsste, um diese Birnchen neu kaufen zu können. Gar nicht so einfach. Aber eins nach dem anderen, erstmal die Birnchen ausbauen:

Mein Nupsi passte schön stramm drauf und mit etwas Übung ist der Aus- und Einbau auch wirklich nicht schwer. Als ich die Birnchen dann in der Hand hielt, da wollte ich erstmal gucken, ob und wenn was draufsteht. Mit meinen alten Augen stellte ich fest: Gar nix. Aber Moment, da war doch irgendwas? Gut, dass (relativ) aktuelle Smartphones so eine gute Kamera haben. Ich besitze zwar „nur“ das iPhone 8, aber guckt selbst:

Ist schon irre, wie detailreich die Aufnahme ist, oder? Dazu muss man auch noch berücksichtigen, dass ich die Bilder von ca. 2,4 MB auf unter 100 KB reduziert habe.. auf jeden Fall konnte man so (fast) die ganze Aufschrift lesen. Und noch ein Gedanke kam mir, als ich die Birnen betrachtete: Sind die überhaupt defekt? So rein optisch sah der Faden in der winzigen Glaskuppel okay aus. Also holte ich mein Multimeter, hielt die Spitzen an die wirklich winzigen Kontakte und prüfte auf Durchfluss: Piiiieeep! Dreimal, also sind alle noch heil. Hm. Eigentlich gut, also muss ich keine neuen bestellen. Aber: Was ist nun die Ursache? Ich ging noch mal an den Roller und schaute mir das an. Dann reinigte ich die Birnchen und die kleinen Öffnungen samt „Kontaktfolie“ und schraubte eine wieder rein. Neugierig gespannt machte ich die Zündung an und probierte den Blinkerhebel: Ta-taa! Die Anzeige leuchtet! Bei den anderen beiden Birnchen ging das nicht auf Anhieb. Aber nachdem ich die Birnen um 180° drehte, gingen diese auch. Hm, war die Einbau-Ausrichtung wirklich relevant oder war das ein glücklicher Zufall? Ich konnte das gar nicht richtig glauben und testete alles noch mal, aber die Leuchten taten ihren Dienst. Klasse, endlich mal wieder eine relativ einfache Reparatur! Ich baute die Verkleidung wieder an, räumte das Werkzeug weg und ging ins Haus.
Später ging ich noch mal raus und probierte: Ging immer noch. Und am nächsten morgen gingen sie auch noch 🙂

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4 Replies to “Fummeln an OL-AF”

  1. Irgendwann kaufe ich mir auch noch so einen 3D-Drucker. Es gab in der Vergangenheit etliche Anwendungsfälle bei denen „mal eben schnell was drucken“ echt was gebracht hätte.

    Herzlichen Glückwunsch zur geglückten Operation. 😉

  2. Das kann ich nur dringend empfehlen! Der Kaufpreis (bei mir 180,-) macht sich ruckzuck bezahlt. Sogar, wenn man nicht selbst konstruieren kann oder will, es gibt sooo viele Vorlagen für… alles.

  3. Ich besaß mal eine Piaggio ZIP SSL von 1996- da war das auch mit diesen Halterungen für die Birnchen. ich hab damals einfach ein passendes Blechrohr zum Oval geprügelt- ging auch. Auch bei mir war es damals eine Oxidations-/ Kontaktfrage. Die Piaggio rollt in Holland- vor ein paar Wochen verkauft. Jetzt habe ich eine Brixton Rayburn. Man muss zwar schalten, aber der Fahrkomfort ist weitaus höher als bei einem Roller.

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