Als Oldenburger muss ich ab und zu den Stadt-eignen Verwaltungsapparat in Anspruch nehmen. Dieses mal ging es um die Zulassung eines Zweikraftrades. Als ich sowas in der Art das letzte mal machte, da gab es glaubich noch grüne Doppelkarten und die Zulassungsstelle arbeitete nach dem FIFO-Prinzip: Wer zu erst kommt, der mahlt zuerst.
So lief das damals: Man ging möglichst früh hin, zog eine Nummer wie beim Schlachter und wenn man um halb acht da war hatte man gute Chancen, um 10 wieder draußen zu sein. Hatte man das Pech, dass irgendein Kfz-Händler seinen kompletten Fuhrpark einmal ummelden wollte und der Azubi war Frühaufsteher, dann wartete man auch länger. Kein Problem, so oft macht man das ja nicht und immerhin konnte man sich darauf verlassen: Man bekommt Tagesaktuell die Zulassung und hat ab Mittag freie Fahrt mit dem neuen Fahrzeug. Manchmal konnte auch eine Kollegin von Angela das beschleunigen 😉
Heutzutage, da ist alles modern und teildigitalisiert und Oldenburg will unbedingt Großstadtflair: Man geht auf die Webseite der Stadt, klickt sich durch, benutzt irgendwann die Suche und auf irgend einer Unterseite findet man hilfreiche Informationen. Diese Seite darf man nicht schliessen, weil man die sonst nie wieder findet. Nun kann man z.B. einen Termin abmachen (man kann auch irgendwie ein Online-iKfz-Zulassungsgedöns starten, aber das scheiterte schon daran, dass die mein Elster-Zertifikat nicht nehmen wollten (son Perso mit ID hab ich nicht)). Die Terminseite sieht aus wie aus Frontpage-Zeiten und egal wie groß dein Monitor ist: Du musst scrollen, alles spielt sich in einem festen Frame ab. Deswegen weiss man auch nicht gleich, wo es weiter geht (klar: ganz unten, runterscrollen). Ich habe das am 16.05. gestartet und der nächste freie Termin war… am 10.06. Moment, was? *Augenreibsmiley* Erst in gut vier Wochen? Die wollen mir doch nicht erzählen, dass die Oldenburger Bürger und Firmen wie verrückt tagtäglich irgendwelche Fahrzeuge an-, um- oder abmelden. Und das für Wochen voraus geplant! Nee, Leute! Dazu kommt: Dieser Kalender gilt nur für das Bürgerbüro Nord, es gibt noch eines am Pferdemarkt/ Mitte, wo angeblich eine ähnliche Auslastung herrscht. Das kann es doch nicht sein… das muss doch anders gehen.
Dann rief ich irgendwann beim Service-Center an, die stadteigene Hotline. Ich hatte Fragen speziell zu der Zulassung von Leichtkrafträdern, denn das unterscheidet sich etwas vom regulären Kfz, und ich hatte die Hoffnung, Termintechnisch eine Lücke zu finden. Die Dame war auch ganz nett und kompent und gab mir Tipps bzgl. dem Zurechtfinden auf der Webseite. Dann erzählte ich ihr von meinem Unmut bzgl. der Termine und sie erstaunte mich: Das wäre der Wunsch der Bürger. Hä? Ja, man hätte mal eine Umfrage gemacht und das kam dabei heraus. Na, da haben die mich aber nicht gefragt! Ich glaube eher: Das wurde zu Corona-Zeiten eingeführt und die Mitarbeiter finden das klasse, nicht die Bürger. Denn offenbar hat man diverse Probleme mit diesem System erkannt und deswegen gibt es einen weiteren Service: Bringen und Abholen! Hier ein Zitat von der Webseite:

Angesichts der begrenzten Termine haben wir unser Angebot für die meisten Kfz-Anliegen auf die Bearbeitung von schriftlichen Anträgen ohne Terminbuchung erweitert. Bitte beachten Sie die Öffnungszeiten für das Zusatzangebot „Bringen & Abholen“. Die Vorgänge können direkt beim Bürgerbüro Nord am Container neben dem Gebäude abgegeben werden.

Grundsätzlich gefällt mir die Idee: Ich suche alles zusammen, bringe das hin und „irgendwann“ kann ich alles wieder fertig abholen. Eigentlich wollte ich das gestern Abend noch erledigt haben, um das nicht unnötig zu verzögern, aber dieser Container hat Öffnungszeiten… aha. Ich dachte, das wäre wie so eine Art Briefkasten: Einschmeissen und gut. Aber nee. Heute von 8 bis 12 würde es wieder gehen. Also plante ich hier alles so, dass ich gegen 8:07 Uhr in Nadorst auf den Hof rollte. Der Parkplatz war schon mal voll. Als erstes erkannte ich das Gebäude vom Schildermacher und gleich dahinter war der Container. Davor stand in Typ mit Zetteln in der Hand. Ich sprach ihn an: „Muss man hier Schlange stehen?“ Seine schmale Antwort: „Klar!“. Klar. Im Container war noch ein Bürger im Gespräch und es näherte sich uns einer von der Seite. Er wäre schon mal dran gewesen und müsste nur noch eben was abgeben. Raffiniert! Nee, er hätte vorhin ja schon mit fünf Leuten gewartet… er ging dann rein und irgendwann wieder raus und ich war dran: Drinnen war eine Glasscheibe und dahinter eine Dame und mit der klärte ich mein Begehr. Das ging relativ zügig. Sie guckte alles durch, ich zeigte ihr noch meinen echten Perso (statt der von mir beigelegten Kopie, wie es auf der Webseite stand) und sie sagte: „wir melden uns unter der angegebenen Handynummer wenn fertig. So in drei bis vier Tagen“. Och, über Pfingsten? Nein, das sagte ich nicht, ich hoffte nur. Die motorisierte Zweiradtour am Wochenende konnte ich mir wohl abschminken. Nun verliess ich den Container, mein Werk war getan. Draußen hatte sich mittlerweile wieder eine Schlange gebildet, bestimmt sechs Personen. Wisst ihr was? Wie früher! Mein Anliegen war zwar nicht fertig, aber dafür habe ich nur wenige Minuten gebraucht.
Sind das die modernen Zeiten?

Übrigens: Meinen vorab gebuchten Termin stornierte ich brav. Dann kommt der nächste vielleicht einen Tag eher dran.

2 Replies to “Zulassungsirrsinn”

  1. Na du musst Termine buchen und die dann über Kleinanzeigen tagesaktuell verticken

    Im Ammerland ist das natürlich alles sehr viel einfacher.

  2. Hey Alex! Ich glaube (weiss es tatsächlich aber nicht), dass es in jeder Stadt in D besser geht!
    LG von der, die sogar bei diesem Laden arbeitet, aber nicht erkannt werden möchte

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