Heute Morgen hatten wir kein frisches Brot mehr zu Hause. Notgedrungen entschloß ich mich, vielleicht doch mal Brötchen vom Bäcker zu kaufen, aber schmieren tue ich die selbst! Ich packte etwas Wurst und Gurke etc. ein und radelte los.

Ich will gar nicht davon reden, dass ich viel zu geizig bin, um ein fertig belegtes Brötchen irgendwo zu kaufen. Aber es geht jetzt doch ums Geld: Ich latschte in der Pause zum Bäcker und holte mir drei „normale“ Brötchen. Und wisst ihr, was die dafür von mir haben wollten? Einsachtzig! Also 60 Cent pro Brötchen! Ich finde das sehr happig. Liegt das nun daran, dass die Russen in der Ukraine den Weizen totschiessen oder ist das Inflation oder was habe ich nicht mitbekommen?
Nun kommt mein Opa ins Spiel: Für den waren zu seinen Lebzeiten 20 Pfennige viel Geld, damit kann man sogar ins Kino gehen. Da habe ich mich als junger Mensch schon drüber gewundert, weil das natürlich gar nicht stimmte. Das büschen Geld langt nie fürs Kino! Nein, damals, wenn man kein wenig Geld hatte, dann wartete man bis zum Mittwoch, dem Kinotag, und dann bezahlte man nur 5 Mark im Wallkino.

Jetzt bin ich etliche Jahrzehnte älter und kann nicht mal sagen, was Kino-Eintritt heutzutage kostet. Und ich will es gerade auch gar nicht rausfinden, ich gehe da eh nicht hin (siehe oben, Geiz. Außerdem lese ich lieber Bücher und huch, ich sollte wieder einen weiteren Buchempfehlungsbeitrag schreiben). Nein, jetzt stehe ich beim Bäcker und wundere mich, dass die Brötchen so teuer sind.
Ich habe so wie so nie verstanden, warum alles teurer wird, bzw. was dieser merkwürdige Kreis soll: Arbeitnehmer gehen auf die Straße und streiken, weil sie mehr Gehalt wollen, weil alles teurer wird und danach werden Sachen teurer, weil u.a. die Lohnkosten gestiegen sind. Und vermutlich allgemein die Herstellungskosten. Wenn ich so darüber nachdenke: Ich war nie ein Freund von Marktwirtschaft. Noch mal: Warum wird alles teurer? Nehmen wir noch mal den Weizen: Ohne Krieg etc. kostet eine Tonne Weizen Summe X. Davon kann jeder Beteiligte in der langen Kette offenbar leben, so ist der Preis ja mal entstanden. Nun wird der Weizen knapp, weil er nicht aus der Ukraine ausgeführt werden kann. Und dadurch wird der „andere“ Weizen, außerhalb der Ukraine teurer. Nicht, weil auf einem mal der Preis zum Leben nicht mehr reicht, sondern einfach, weil man mehr dafür nehmen kann, man macht mehr Gewinn. Summe X+y, einfach, weil andere da nun mehr für bezahlen. Das ist natürlich beim Weizen besonders gemein, weil es ein Grundnahrungsmittel ist (würden Kiwi, Porsche oder Gold teurer, würde das kaum einen stören. Mich zumindest nicht). Also hortet irgend jemand viel Geld an, während wo anders jemand sehr knapp damit ist.
Warum kann man nicht einfach überall eine Null wegstreichen? Beim Einkommen und beim, naja, Auskommen. Wenn der Friseur noch einsfuffzig kostet, der Liter Sprit 18 Cent und das Brötchen dann 6 Cent, dann passt das Verhältnis doch weiterhin, wenn man 200 Euro verdient? Und hat man noch was „auf der hohen Kante“, dann hätte man auf einmal genug Geld für alles mögliche! Dann wäre ein 5Euro-Schein wieder richtig was wert! Aus irgend welchen Gründen, die ich nicht verstehen werde, geht das allerdings nicht.

Einen Wert haben die Dinge auch erst, wenn man bereit ist, dafür zu bezahlen. Deswegen akzeptieren wir ja auch überhaupt mal Geld (warum sollte ein Papierschein, wo 100 in einer anderen Farbe draufgedruckt ist, mehr wert sein als ein 50er in Braun? Siehste.). Und ich bin selten dazu bereit, einfach das zu zahlen, was andere verlangen. Dann kaufe ich es eben nicht. Und deswegen weiß ich vermutlich gar nicht, was Brötchen so üblicherweise kosten. Ich kann mich an Preise erinnern, die im ersten Moment noch gar nicht so lange her sind, aber wenn ich drüber nachdenke: Wie mein Opa.
Im Grunde war ich heute nur zu bequem: Ich hätte auch zum nächsten Einkaufsladen latschen können und mir ein Pfund (Ha! Wieder son Opa-Ding) Brot rausholen. Kostet vielleicht das gleiche, hat aber wirklichen Mehr-Wert. Unter anderen Umständen hätte ich das auch gemacht, in diesem Fall allerdings war es mir das wert. Aber noch mal mache ich das sicher nicht. Also muss ich meine Einkäufe und heimischen Nahrungsmittel noch besser verwalten und planen. Ich weiß, man könnte das so auslegen: Diese ganze Teuerung hat Einfluss auf meine eigene Lebensführung, auf meine Denkweise und meine Meinung. Und das stimmt im Grunde auch. Aber das ist gar nicht schlimm, weil „Leben“ heisst, sich ständig von der Umwelt beeinflussen zu lassen und darauf zu reagieren (deswegen ist der Mensch per se auch so Machtgeil, um das mal zu ändern. Aber das ist nun ein gaaanz anderes Thema).

Opa Eckert starb übrigens 1977.

One Reply to “Ich fühl mich wie mein Opa”

  1. Der geliebte Kapitalismus: Inflation ist der Garant für Konsum (wenn das Geld morgen weniger wert ist, gebe ich es heute besser aus).

    Aber das weißt du ja, und deine Frage vermutlich nur rhetorisch

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