Gestern musste ich was zu unserem Segelmacher bringen. Der sitzt in Bremen. Wenn ich da hin fahre, dann immer mit Navi-Unterstützung, denn als Oldenburger komme ich im Bremer Land jenseits der Weser einfach nicht klar. Und alles in Bremen wichtige ist auf der anderen Weserseite. Da muss man rüber.

Natürlich gibt es den relativ einfachen Weg über die Autobahn bis zum Bremer Kreuz und dann Richtung Bremerhaven und… aber das ist eine mordslange Strecke und Spaß macht das auf der A1 auch nicht. Doch es gibt ja noch die Weserfähren. Üblicherweise nehmen wir immer die bei Lemwerder / Vegesack. Das sind dann so knapp unter 70km. Aber vielleicht geht es noch kürzer, noch direkter? Da ich – trotz der bestimmt total tollen Tools – alles von Google möglichst vermeide und viel lieber freie Lösungen verwende, guckte ich mir das mal auf OpenStreetmap an. Die boten mir auch zunächst die Strecke via Lemwerder an. Aber man kann sich dort auch alternative Routen berechnen lassen, und, tata: Valhalla führte mich Richtung Elsfleth, dann durch Berne und dort zur Fähre, drüben zum Ziel. Siehe auch das Bild oben. Und das sind dann nur 45 Kilometer! Klar, alles Bundesstraßen, aber bei den heutigen Spritpreisen lohnt sich das: Wieder was gespart.
Nun das kleine Problem mit meiner Navi, die immer im Auto liegt: Das Kartenmaterial ist von 2011 und seit dem hat sich im Straßenbau einiges getan. Zudem ist die Software noch eine von der Sorte, die eine einmal berechnete Route nur ungern wieder aufgibt. Ich fuhr auf die Autobahn und für meine Navi voll in die falsche Richtung. Also schlug sie bei j e d e r Autobahnabfahrt vor, ich solle runter fahren, rüber und andere Seite wieder rauf, nicht ohne mich immer wieder mal darauf hinzuweisen, dass ich mit überhöhter Geschwindigkeit fahren würde (das kann sie nämlich perfekt und hat scheinbar Vorrang vor allem anderen. Okay, ich könnte die Funktion auch ausschalten, aber so schlecht ist das gar nicht…). Und wenn sie dann merkte, dass ich stur weiter gerade ausfahre, dann berechnete sie die Route bis zur nächsten Abfahrt wieder neu. Und die angezeigte Wegstrecke wurde immer länger statt kürzer (ich liess ja mittlerweile einige Kilometer hinter mir). Als ich dann irgendwann in Donnerschwee runter fuhr und es bald keine Nebenstraßen zum Wenden mehr gab, da entschloß sie sich, mal komplett neu zu rechnen. Und – noch ein Tusch: plötzlich waren es statt der nun 74 km nur noch 36!
Abgesehen von der neuen Umgebungsstrasse bei Berne, die meine Navi natürlich nicht kannte, ging es nun problemlos. Die Fähre kam dann auch bald, ich zahlte 4,80€ und war im Nu auf der anderen Weserseite. Ich schnackte mit dem Segelmacher, der stellte fest, dass ich ein Teil vergessen habe, bla bla bla und ich machte mich wieder auf den Rückweg. Vorher hatte ich versucht, mir den Weg von der Fähre bis zum Ziel einzuprägen, denn mein trügerischer Eindruck war: so schwer war der ja nun nicht. Die Navi lief zwar wieder mit, aber auch hier natürlich das gleiche Spiel: Sie war damit beschäftigt, die nächste Wendemöglichkeit zu suchen und ich, mich nicht zu verfransen. Das hat nur so semigut geklappt. Bremens Verkehrführung und ich werden einfach keine Freunde mehr. Ich landete zwar nicht in Vegesack, aber auch nicht in Farge, sondern bei der Fähre dazwischen. War es Rönnebeck? Auch gut, hier war ich noch nie rüber. Und auf der anderen Weserseite ist die Verkehrswelt ja wieder normal, da kann man sich dann nicht mehr verfahren.

Unterwegs dachte ich dann über eine neue Navi nach, während mir die alte wieder mal vorwarf, ich würde zu schnell fahren. Ob mir ihre Stimme fehlen wird? Daheim ging ich dann irgendwann an den Rechner und rief die Internetseite des traditionell Deutschlandweiten Hauptlieferanten für Kfz-Navigationsgeräte auf: Pearl.de
Aber was musste ich zu meiner großen Verwunderung feststellen? Ich fand Navi-Taschen, Navi-Halter, Navi-Schutzfolien, Saugnäpfe, Sonnenblenden, aber… keine Navis! Nüschts! Hä? Da spürte ich plötzlich eine Leere in mir, der Kaufrausch war weg und mehr halbherzig guckte ich beim großen A. Dort findet man selbstverständlich Navis, aber nicht mehr so die „typischen“ Geräte, außer einem überteuerten von Tomtom. Stattdessen, und technisch eigentlich vollkommen korrekt, wurden dort Navis angeboten, die eigentlich „nur“ Android-Tablets waren, und die Dank GPS und der passenden Software eben auch Navigationsgeräte sind. Doch ich wollte nun nicht mehr. Wieder mal erkannte ich: Das Smartphone ist zum zwanghaften Begleiter in allen Lebenslagen geworden. Weder unten noch oben ohne geht es. Zumindest für die oberallermeisten Menschen. Ich bin da aber stur! Ich will nicht einer von denen werden, die fast alles nur noch mit einer Hand machen, während man permanent auf das Handy in der anderen starrt (Neulich hätte sich fast eine Fahrradfahrerin vor mein Auto geschmissen, weil irgendwas am Handy „wichtig“ war).

Also vermeide ich jetzt lieber Fahrten nach Bremen, das ist ja auch eine nervenschonende Lösung!
Die beiden fehlenden Teile für den Segelmacher steckte ich in einen passenden Karton und gab ihn bei der Post dem Kiosk auf. Der Versand kostet mit 6,99 € übrigens weniger als die Fähre über die Weser hin und zurück… soviel zum Sparen.

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