Gerade heute morgen bekam ich eine recht nett formulierte Mail von jemanden, den ich nicht kenne, aber deren Inhalt mich anregte, sofort zu antworten. Zunächst zeige ich euch diese Mail (Daten, die auf den Absender deuten, habe ich entfernt):
Guten Morgen Herr Eckert,
wir sind 3 Studienfreunde, die einen ganz neuen Ansatz für Suchmaschinen-Marketing entwickelt haben und ich bin davon überzeugt, dass dies für Ihr Unternehmen durchaus spannend sein könnte .
Die Idee ist, der Autovervollständigung in der Suchmaschine einen neuen Vorschlag hinzuzufügen, sodass Ihr Unternehmen bspw. bei „wo liegt olpenitz“ (auch andere Keywords sind möglich) direkt ganz oben vorgeschlagen wird. Dies würde dann z.B. so aussehen:
Es handelt sich hierbei um einen komplett neuen Ansatz und unterscheidet sich vom typischen Online-Marketing wie SEO oder bezahlte Ads, die wirklich sehr teuer sind.
Wir rechnen nur dann ab, wenn Ihr Vorschlag auch wirklich überall angezeigt wird. Wir nehmen hier also das ganze Risiko auf uns und Sie zahlen erst dann nachdem der Erfolg bei Ihnen eingetreten ist und Sie den Vorschlag auch wirklich sehen können.
Ich wollte daher einfach einmal bei Ihnen nachfragen, ob solch eine Art des „digitalen Empfehlungsmarketings“ für Sie ggf. interessant ist?
Bei Interesse können Sie sehr gerne in meinem Online-Kalender ein Gespräch mit mir vereinbaren oder einfach auf meine E-Mail antworten.
Ich freue mich auf unseren Austausch.
Viele Grüße
(Name)
Meine Antwort
Da ich gerade gefrühstückt hatte und eine warme Tasse Tee neben mir stand, dachte ich: „Was für eine schöne Fingerübung am morgen, und gleich geeeenau mein Thema!“ und fing quasi out-of-the-box an zu schreiben:
Moin (Name),
SEO ist eines der größten Übel des Internets und sorgt i.d.R. dafür, dass nicht das gefunden wird, was gesucht wird, sondern das, was „irgendeiner“ gerne möchte. So auch hier, bei eurem „neuen Ansatz“.
Gestern erst suchte ich nach „hermes filiale oldenburg“. Glaubst du, die ersten Hinweise waren die richtigen? Natürlich nicht, stattdessen wurde GLS angepriesen. Was für ein großer Quatsch! Absolut das Gegenteil von „Zielführend“. Durch dieses ständige „oh, ich will immer gefunden werden, egal was ihr sucht“, aber um den Content kümmert man sich nicht, ist die ganze gute Idee der Suchmaschinen und des WWW schlicht versaut. Was soll sowas? Wo kann der tiefere Sinn sein?
Wenn ihr eure Energie in eine sinnvolle, zukunftsweisende IT-Technik stecken wollt, dann brainstormt doch mal über eine unfickbare Suchmaschine. Das wäre mal ein Heldenschritt!
Ich sehe mal davon ab, dass eure Mail im Grunde Spam ist, in der Hoffnung, das ihr den rechten Weg noch findet! (Tipp: Denkt nicht immer an die Riesenkohle, denn das ist eh der Grund, warum keiner was gegen Klimawandel etc. tut. Euch ist die Zukunft der Erde also auch egal? Naja, ihr seid ja nicht allein). Und gleich blogge ich erstmal über eure Mail und meine Antwort. Und wer weiss, eventuell findet ihr das…
Viel Erfolg und vielleicht höre ich ja mal von anderer Seite deinen Namen,
Holger Eckert
PS: Euer Beispiel deutet auf zu geringe Vorbereitung. Was hat meine alte Segelyacht mit der westlichen Ostsee zu tun?
Nochn Tipp fürs Brainstorming: Dezentrale Suchmaschine; eine Mischung aus Webring und Torrents… spart Energie und macht, was andere versprechen 😉
Aaah, das tat gut! Und die Idee mit der WebringTorrent-SuMa hatte ich nur so aus der Hüfte geschossen, aber ich glaube, das könnte sogar Substanz haben… Coder müsste man sein.
***
Nachtrag:
Keine drei Stunden später habe ich doch glatt eine Antwort-Mail erhalten:
vielen Dank für Ihre konstruktive Kritik. Ich nehme mir Ihren Vorschlag zu Herzen.
Falls dennoch Interesse an unserem Produkt besteht, stelle ich es Ihnen sehr gerne unverbindlich vor. Wie wäre es denn morgen Vormittag?
Ich freue mich von Ihnen zu hören.
Viele Grüße
Tja, das ändert natürlich alles: Ich habe mich mit einem Vertriebler unterhalten. Da helfen keine Argumente. Ach, wer weiß: Vielleicht ist das, was er mir da anpreist, ja auch der neue heisse Scheiss im Netz und ich schnalle das mal wieder nicht… ppfh, macht doch. Ohne mich.
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