Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ich versuchte, meine Kunststoff-Hundekopf-Brotdose zu reparieren? Das „Schweissen“ war ja erfolglos. Ich hatte sie trotzdem weiterverwendet, denn sie funktionierte ja noch. Wenn man die beiden Teile aufeinander setzte, dann blieb das auch so, zumindest in der Tasche. Aber irgendwie juckte es mich, dass besser hinzukriegen. Ohne einfach Panzertape innen und außen dranzubappen. Und ich habe einen Weg gefunden!

Die Lösung kam eigentlich mehr durch Zufall. Wegen 3D-Druck schaute ich bei Thingiverse nach Vorlagen. Und dort gibt es eine Kategorie „Print in Place“ (Klick). Sowas fasziniert mich und ich meine, ich habe das hier auch schon mal erwähnt. Bei diesen Modellen, die man in einem Stück drucken kann und danach trotzdem beweglich sind, fand ich auch eine Menge Vorlagen zu Scharnieren. Irre. Weil wird an Bord unserer Yacht ein paar Schapps mit einer Klappe verschliessen wollen, schaute ich mir die genauer an und druckte mal ein paar aus. Und wie ich die so in den Fingern halte, da kommt mir die Brotdose in den Sinn. Könnte man nicht… sollte man solche Scharniere nicht auch…? Klar, warum nicht! Und weil ich es neulich erwähnt hatte und noch im Kopf hatte, suchte ich auch gleich die passenden Schrauben-Vorlagen zum ausdrucken (Klack). Das sah schon im Slicer beindruckend aus:

Auch beim Druck war das echt cool mit anzusehen, wie der Druckkopf dort hin und her ging. Fotos habe ich davon nicht gemacht. Ich kann euch aber gleich sagen: M4 Gewinde ist viel zu fein, das taugt nicht zum ausdrucken. Ich hätte noch mit den Feineinstellungen meines Druckers experimentieren können, Schichtstärke dünner etc., aber so teuer sind M4-Schrauben nicht, dass das viel Mühe lohnt. Mir reicht die Erkenntnis, dass es grundsätzlich funktioniert.
Das Montieren des Scharniers (ursprünglich wollte ich zwei nehmen, aber wegen der Rundungen der Dose und weil das ja nur für Brot ist, habe ich das auf eins reduziert) ist für einen Handwerker ein Klacks, zumal es nicht so ganz auf den zehntel ankommt. An einer Stelle ging es aber gar nicht um Bruchteile, sondern um ganz viele Millimeter:

Die Rückseite der Dose ist natürlich nicht gerade. Da muss irgendwas zwischen, denn das Scharnier kann man nicht über die 180° hinweg klappen. Nur was? Ha, do it yourself! Eben schnell nachgemessen, anschliessend mit FreeCAD einen Keil inkl. Bohrungen konstruiert und in 6 Minuten war der ausgedruckt:

 

Das grüne Bild zeigt das berechnete „Netz“ in FreeCad, um eine STL-Datei zu bekommen, rechts sieht man den kleinen, fast verloren wirkenden fertigen Keil auf dem Druckbett. Jetzt konnte ich die untere Hälfte der Dose auch ans Scharnier schrauben (oder andersrum?).

Da die M4-Schrauben, die ich in meiner Grabbelkiste fand, etwas zu lang waren, packte ich am Ende nochmal den Dremel aus und kürzte die Bolzen nach der Montage. Wobei ich nicht daran dachte, dass die Schrauben durch die Trennscheibe heiss wurden und das Kunststoff etwas geschmolzen ist. Na, was solls. So ist das dann eine Schraubensicherung und außerdem: Es ist nur eine Brotdose und keine Eisenbahnbrücke über die Ems 🙂
Kleben statt Schrauben hätte übrigens ganz bestimmt nicht gehalten. Abgesehen davon, dass man für den Mix der verschiedenen Kunststoffe erstmal den richtigen Kleber finden muss, wirken dort im Verhältnis doch große Hebelkräfte.

Jetzt ist das ein Cyborgdos? Oder wie nennt man die Kombination aus herkömmlicher Brotdose und rudimentärer High Tech?

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