Immer wieder behaupte ich, ich habe keine Zeit für Romane (z.B. hier, ganz unten). Lieber lese ich Sachbücher, (Segel)reisebücher usw. Aber manchmal kommt es eben anders. Und manchmal sogar ganz anders.
In unserer Tageszeitung, der NWZ, wird immer ein Fortsetzungsroman abgedruckt, immer unter dem Wetterbericht und über den Comic-Streifen. Nie lese ich den (Roman, die Comics schon). Erstmal aus oben genannten Gründen, aber hauptsächlich, weil ich sowohl immer den Anfang eines neuen Romans verpasse als auch mal Episoden zwischendurch. Und wenn was fehlt, dann kann man ja unmöglich weiter lesen. Vor einigen Wochen sah ich ganz überrascht, dass jetzt gerade ein neuer Roman gestartet wurde. „Och“, dachte ich, „lies doch mal den ersten Teil und dann sehen wir weiter“. Ich war sofort gefesselt! Einfach gut geschrieben: Jetzt ist Sense von Hans Rath. Unterhaltsam, bildhaft, sinnreich, spannend, alles drin. Und immer wieder schafft es der Autor, dass ich nach einem gelesenen Absatz meinen Blick in die Ferne schweifen lasse und über das nachdenke, was ich gerade gelesen habe. Und den letzten Satz dann noch mal lese. Vieles erscheint mir beim sinnieren „eigentlich klar“, aber ich glaube, der Mensch verdrängt gerne Erkenntnisse, die mit Leben, Tod und deren Auswirkungen zusammenhängen. (Nachtrag: Und es ist grundsätzlich ein lustiges Buch!)
Ich bemühte mich in Folge, keinen Teil in der Zeitung mehr zu verpassen und selbst nach unserem Urlaub kramte ich noch die alten Ausgaben raus. Irgendwann um Teil 30 kam ich zu dem Schluß: Ich kaufe mir das Buch! Dann kann es Angela auch noch lesen und dann verschenke ich es an jemanden spezielles, der das Buch auch lesen soll. Dank Amazons Urfunktion war der Roman auch ruckzuck bei mir. Leider konnte ich nicht sofort damit weiterlesen, weil noch ein anderes Buch zu Ende gelesen werden wollte und ich eh immer zwei oder mehr Bücher „gleichzeitig“ lese. Die einzelnen Teile in der Zeitung las ich halt immer so zwischendurch, mit einem „richtigen“ Buch geht das nicht. Und nun bemühte ich mich, die Teile in der Zeitung nicht mehr zu beachten. Vorvorgestern schnappte ich mir dann den Schmöker, machte es mir im Wohnzimmer bequem und blätterte bis zu der Stelle, wo ich in der Zeitung aufgehört hatte. Ich stellte fest: Das halbe Buch habe ich quasi schon durch, obwohl ich es erst frisch aufgeklappt habe. Egal, weiter im Text.
Gestern Abend im Bett las ich dann den Rest bis zum Ende. Mein Fazit: Klasse. Zum Ende hin wird die Story etwas abrupt, aber das macht nix. Hier geht um viel mehr, als nur eine Geschichte zu erzählen.
Okay. Manchmal bin ich doch ein Romanleser und in diesem Fall hat es sich wirklich gelohnt. Nun kann ich mich wieder an die anderen Bücher machen. Chay Blyth will mir doch von seiner Weltumsegelung von 1971 berichten…
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Jepp! Das Buch ist gut. Kann man so durchlesen. Vielleicht bei der einen oder anderen Stelle kurz den Blick heben, wie Holger schildert, um über das gelesene nachzudenken… Gelacht und geschmunzelt habe ich bei dem Buch auch. Kleine Anmerkung noch… ah, ne, will nicht spoilern! Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, komme ich auch endlich wieder zum Lesen! Hab das Buch in drei Tagen durchgelesen 🙂