Junge Menschen mit Kopfhörer oder deutlich sichtbaren „In ears“ sind ja seit langem zu Fuß, im Bus, auf dem Rad, E-Scooter etc. allgegenwärtig. Was mir jetzt aber neuerdings begegnet bzw. auffällt: Mit nem schlurigen Hoody (heisst das noch so?) bekleidete junge Männer stopfen sich nen Bluetooth-Box ala JBC, Anker oder welche Marke auch immer gerade „in“ ist, in den Rucksack und lassen von dort aus ihre Mucke laut plärren, während sie durch die Gegen eiern (bisher oft aufm Rad (mit breitem Lenker und fehlender Beleuchtung)).
Und echt laut. Diese, ihre Mucke nenne ich mal: Kackster-Rap. Das ist so irgendwas aus der Bushido/Sido-Ecke zu deren besten Zeiten, aber irgendwie noch rotziger, dumpfer und mit unmusikalischen, manchmal stotternden Beats ziemlich enervierend und Aggressionsfördernd. Und immer ist „…alles Scheisse, ficker, ich mach deine Alte dicker… ich bin der geilste aber keiner bezahlt es…“ so dumme, einfallslose Text eben. Jedenfalls, soweit ich das mitkriege. Laut genug ist die Mucke ja. Und aber immerhin deutsche Texte. Das gibt bestimmt Lob von der AfD.
Meine ersten Gedanken: Ich packe den Bengel und schmeisse ihn einfach samt Rucksack in den nächsten Graben. Sind ja immer schmale, schlacksige Lappen, diese Jungs (und durch körperliche Arbeit gestählt wirken die auch nicht). Die hochzuheben und zu werfen ist sicherlich kein Problem für mich. Doch, nein, ich kann mich beherrschen und werde nicht zum Holg.
Meine zweiten Gedanken: Direkt ansprechen – „Könntest du dir vorstellen, dass andere Menschen diese Musik vielleicht nicht so gerne hören wollen?“ Daraus könnte sich im besten Fall eine kleine Unterhaltung entwickeln mit regem Austausch von Argumenten… vielleicht. Könnte aber auch sein, das er sagt: „Du laberst wie mein Vadda, alta!“ und mich vermeindlich genervt/ cool anguckt. Dann könnten wir gleich wieder beim ersten Gedanken weitermachen. Könnte auch sein, dass er genau das sagt, was auch schon einst ein großer Norddeutscher Freidenker von sich gab: „Mir doch egal!“. Dann hätte ich vermutlich spontan Lust, so in der Art zu reagieren: Ich antworte „Ach, mir eigentlich auch“, schnappe mir sein (ganz sicher in Greifweite befindliches) Smartphone und werfe dieses ein Stück weit weg (aber vielleicht nicht gleich in den Graben). Wollen wir wetten, dass er sofort seine Prioritäten verschiebt und seinem Handy nachjagt?
Natürlich alles nur als erzieherische Maßnahme. Und nein, ich bin in echt nach außen hin wirklich ein netter Kerl.
(den dritten Gedanken, mit ähnlicher Box und Musik von Abba, Karel Gotts Biene Maja oder Ravels Bolero zu kontern, verwarf ich augenblicklich)
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