Als Schlossermeister kann ich Tonnen von Stahl bewegen, diesen verformen und geradezu beliebig neu zusammenschweissen. Aber wenn es um das Weichlöten von kleinen Bauteilchen geht, dann versage ich. In der Theorie weiss ich, wie das geht, aber praktisch bin ich jedes mal kurz vorm Amoklauf. Nun war es wieder so weit.
Ich habe im Auto einen USB-Adapter, an welchem normalerweise ein Induktionslader steckt, welchen ich wiederum an einen Smartphone geklebt habe, damit mein iPhone geladen wird. Dieser Adapter steckt dort immer drin, wird nie gezogen und hat eigentlich ein ruhiges Leben. Aber neulich auf einmal lieferte er keinen Strom mehr. Defekt? Ich zog ihn raus und stellte sofort fest: Vorn, dieser kleine gefederte Kontakt-Nupsi federte nicht mehr sondern schlackerte lose rum. Wegschmeissen, neu kaufen? Kann man machen. Oder erst mal gucken, was da los ist. Das war schon von vornherein spannend, denn es gab keine sichtbaren Fugen, die man öffnen könnte, um ans Innere zu kommen. Schrauben etc. schon mal gar nicht. Nein, es war viel simpler: Oben der Deckel mit den USB-Schlitzen (siehe Bild) ist aufgesteckt und kann mit wenig Kraft abgezogen werden. Dann fällt einem gleich die silberfarbene Blende entgegen und man schaut ins Innenleben. Das pulte ich erbarmungslos raus (war ja eh schon defekt) und sah gleich das Problem: Die vorderliche Feder, die in der Kappe steckt, war gebrochen. Einfach so. Warum auch immer, da hat ja keiner dran rumgebogen.
Und aber wie nun reparieren? Meine erste verrückte Idee: Anlöten. Das muss ja einfach nur wieder zusammenbappen und die kleine Kappe in Position halten. Nun ging das Drama los: Alle Bauteile korrekt positionieren, dann mit dem Lötkolben erwärmen und dann schön das Lötzinn verlaufen lassen. Denkste. Die von mir verwendete Wäscheklammer blieb nicht dort, wo sie sein sollte und sobald ich den Lötkolben ansetzte, verrutsche so wie so alles. Löten ist kacke! Plötzlich zerfiel mein Plan, weil ich den Federstummel an der Platine wohl soweit erwärmt hatte, dass das Lötzinn auf der Seite schmolz und dem Plan folgte.
Ich bis mir auf die Zunge, atmete gleichzeitig tief durch und hatte gleich eine neue Idee parat: Ein Stückchen Litze dort anlöten, welches die Kappe füllt, das müsste doch auch funktionieren! Also kramte ich ein Stück Kabel hervor, entfernte die Ummantelung und zwirbelte mir das Kupfer zurecht. Wieder mit Hilfe der Wäscheklammer brachte ich alles voreinander, erwärmte es wieder und verzinnte es. Schon nach dem zweiten Versuch hielt alles, ich war beeindruckt! Ich schob noch die Federreste über das Kupfer, baute alles zusammen und stellte fest, dass das viel zu kurz war. Komisch, da müssen die die Feder aber vorher ganz schön gedehnt haben. Doch alles wieder auseinander und die Litze verlängern. Ich habe jetzt ja Übung (im auf-die-Zunge-beissen beim Löten).

Lötlandschaft

Nun sah alles wieder schick aus. Ob diese Reparatur was gebracht hat? Keine Ahnung, habs noch nicht ausprobiert. Weil ich gerade dabei war und der ganze Lötkrempel rumlag, nutzte ich die Gelegenheit und lötete noch einen anderen Stecker an. Ich weiss gar nicht, warum ich davon kein Foto machte, das war auch alles ganz abenteuerlich simpel. Es handelte sich um einen 12V-„Heiz“lüfter, eher so ein Modell, um bei billigen Autos die Frontscheibe zu enteisen bzw. Eisfrei zu halten. Das Ding hat nur 80W. Gekauft hatte ich den, um an Bord unseres Bootes die Luft etwas wärmer und trockener zu bekommen, wenn wir mal eine längere Motorfahrt machen. Erstens kommt das hier im Revier häufiger vor und zweitens sollte der Motor besser laufen, denn auch die paar Watt ziehen die Batterien leer… aber das ist ein anderes Thema. Auf jeden Fall brach seinerzeit schnell eine Lötstelle im Stecker und seit dem lag das Teil nur rum, ohne je richtig verwendet worden zu sein. Das konnte ich nun von meiner ewigen Liste abhaken!

Löten macht mir trotzdem keinen Spaß und ich vermute, das wird sich auch nicht mehr ändern.

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