Aussernet.

„Wir sind die Letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann. Dieser Realität ins Auge blickend, nehmen wir hohe Gebühren, Straftatvorwürfe und Freiheitsentzug unerschrocken hin.“

So steht es auf deren erreichbarer Webseite. Und das klingt doch zunächst sehr nachvollziehbar. Endlich, so kann man denken, lässt sich mal jemand nicht alles gefallen. Es muss was passieren. Es muss sich was ändern.
Aber was? Und wer muss was machen? Sollten nicht alle, die der LG zustimmen, den gleichen Weg beschreiten? Oder noch besser: AKTIV handeln, um den Kollaps unserer Gesellschaft (ziemlich unpräzise, oder?) aufzuhalten? Reicht es wirklich, sich in den Weg zu stellen, um „den Politikern“ deutlich zu machen, dass sie andere Gesetze, Regeln und Maßnahmen auf den Weg bringen sollen?

Die Regierung ignoriert alle Warnungen. Immer noch befeuert sie die Klimakrise und hat uns damit an den Rand eines Abgrunds gebracht.
Wir sind nicht länger bereit, dieses Verbrechen an der Menschheit widerstandlos hinzunehmen. Wir werden nicht abwarten während ein Staat nach dem anderen kollabiert. Am Ende sind wir alle in Gefahr. Wir sind der Überlebenswille dieser Gesellschaft.
(Quelle: LG-Webseite)

Warum handelt man nicht sofort so, als wenn es diese strengeren Gesetze etc. schon gäbe? Auf der Webseite findet man folgende zwei Forderungen:

1. Tempolimit von 100 km/h
2. dauerhaftes 9Euro-Ticket

Leute: Ich bin etwas enttäuscht. Dafür wird so ein Wind gemacht? Dafür wird geltendes Recht gebrochen? Immerhin folgen auf der Seite noch Details zu den Forderungen. Aber medial vermittelt wird einem was ganz anderes. Oder habe nur ich diesen Eindruck? Naja, mit Punkt 1 kann ja schon mal jeder anfangen, der die LG (gedanklich) unterstützt. Und dank moderner politischer Korrektheit ist das so ziemlich jeder. Also Menschen wie Fefe, Alex und so. Tempo 100 ist leicht einzuhalten. Ich mache das seit Jahren. Ich bin mir zwar nicht im Klaren, wie das die Welt retten soll, aber mein Auto hält auf jeden Fall viel länger.
Also, wäre ich „Bestimmer“ der letzten Generation, ich würde wesentlich umfangreichere Forderungen durchsetzen, mit ganz anderen Maßnahmen (siehe hier). Und das nicht nur in DE, sondern Europa- oder gar Weltweit. Was nützt es, wenn wir hier brav Bus fahren und wo anders werden Kohle- und Kernkraftwerke gebaut, Autoreifen und Elektrokabel verbrannt? So betrachtet bleiben die Forderungen und die dazugehörigen Maßnahmen eher naiv. Viel Rhetorik für wenig Handfestes. Ich kann verstehen, warum Paul Watson Greenpeace verließ und Sea Shepherd gründete…

Nun zum zweiten Punkt meines Zwiespaltes: Darf sich jeder gegen geltendes Recht stellen, um seine eigenen Forderungen durchzusetzen? Was würde Fefe sagen, wenn die LG die Eingangstüren des nächsten CCC blockieren und alles lahm legen, weil „das Internet“ unnötig viel Energie verschwendet (Beispiel-Link)? Oder Alex würde gezwungen, mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, bis er eine mindestens vierköpfige Fahrgemeinschaft gebildet hat? Nichts gegen die beiden, aber die müssen nun eben herhalten. Alex hat angefangen 😉
Kann ich mich nun bei Carla Hinrichs und Ingo Blechschmidt an die Haustür kleben, bis sie mir 10% der LG-Spendengelder übertragen haben? Die müssten ja Verständnis für die Aktion haben, wenn auch nicht für die Forderung an sich.

Wenn ich also ein Fazit ziehen sollte: Viel Tamtam um viel zu wenig. Und von Vielen nur Laberei. Davon abgesehen, dass ich Plastik-Warnwesten, Folien-Banner und chemischen Superkleber irgendwie irritierend Fehl am Platze finde…