Mit dem Titel dieses Beitrages meine ich die Bürger der Stadt Bremen. Als Oldenburger kommt man ja immer wieder mal in die Situation (zumindest ich), nach Bremen zu fahren und dort irgendwas zu erledigen. Und eigentlich immer fällt mir dabei auf: Der Bremer an sich, der scheint genau auf meiner Wellenlänge zu sein! Oder die sind einfach nur alle super nett 😉
Ich wollte heute „eben schnell“ zu meinem Segelmacher, um die genähte Sprayhood abzuholen. Und der ist eben in Bremen. 500m vor der letzten Abfahrt macht mein Auto mucken, macken, Mist.
Mit letztem Schwung rolle ich die Abfahrt bei Bremen Nord runter und lasse den Wagen unter der Autobahn 27 ausrollen. Der Motor lief da schon nicht mehr. Meine eigene Analyse und Tätigkeiten lasse ich nun mal weg. Ich rief den ADAC, welcher 60 Minuten später vor Ort war. Ein echt super netter, charmanter, unaufdringlicher, aber offen und ehrlicher junger Mann, der weiss, was er macht. Das musste ein Bremer sein! (Ja nee, die ADAC-Leute sind alle so)
Sachkundig hörte er sich meine Schilderung an und begann auch gleich, am Motor nachzusehen. (Ich spule nun wieder vor). Fakt: Auf keinen Fall so weiter fahren. Und ich habe zwar eine silberne ADAC-Karte (ausgestellt 01/99!), aber das reicht nicht für Premium. Sonst würde er mich nach Hause, nach Oldenburg!, schleppen. So nur in die nächste Werkstatt. Aber die nächste wäre ein Opel-Händler, also mal in die andere Richtung schauen 🙂
Da soll wohl eine freie Werkstatt sein, die er (der ADAC-Engel) nicht kennt und ein Stück weiter ein Hyundai-Händler, der wäre nicht schlecht. Noch ein Stück weiter käme dann eine Werkstatt, die er kennt und die seien „in Ordnung“. Er rief kurz an, ob sie Kapazität frei hätten. „Wenn es nicht eilig ist, dann ja“.
Ich hatte kaum eine Wahl: Ich musste ihm vertrauen. Warum auch nicht? So bauten wir die Zündkerzen wieder rein, schoben meinen Wagen ein Stück zurück und hängten das Abschleppseil rein. Kurze Einweisung, kurze Absprache, Daumen hoch: Los ging es. Wir entfernten uns vom Autobahnkreuz Richtung Burglesum, kamen irgendwann an meinem Segelmacher vorbei und fuhren noch ein ganzes Stück weiter, bis wir auf ein Grundstück einbogen.
Dort stellten wir meinen Aveo ab und noch bevor die Formalitäten erledigt waren, kam einer an und fragte neugierig, was denn los sei. War das der Chef oder nur der, der immer da rumlungert und „so Arbeiten“ erledigt? Auf mich wirkte er wach, kompetent und etwas neugierig: Das war der Chef, da war ich sicher. Ich mischte mich in den Fachaustausch zw. ADAC und Chef gar nicht groß ein, sondern hörte eher zu, ob es was gab, was ich wissen sollte.
Nun fragte der nette junge Mann vom ADAC, wie ich denn nach Hause kommen wollte? Ich erwähnte, ich hätte eine Bushaltestelle gesehen, also würde ich irgendwie mit den Öffis gen Oldenburg reisen. Der Kfz-Chef bot an: Oder nen Leihwagen? 20 Euro am Tag! Ich verstand nicht ganz: Und dann? Bald hatte ich es kapiert: Er bot mir an, mit einem Seat, den er extra für solche Zwecke aufm Hof stehen hatte, nach Hause zu fahren, und sie würden sich meinen Aveo anschauen. Zu diesem Zeitpunkt war noch überhaupt nicht klar, ob und was kaputt sei, was man machen müsste, wie lange es dauert, was es kostet und überhaupt. Und meine innerliche Grundstimmung hatte ich hier überhaupt noch nicht erwähnt.
Das mit dem Leihwagen gefiel mir. Bus und Bahn kostet auch Geld und vor allem Zeit (die ich „eigentlich“ (pah, har har) nicht hatte) , hin und her und Fähre und so weiter: Das rechnet sich schnell. Mein ADAC sagte: „Ich würde dich sonst eben zum Bahnhof bringen, kein Problem!“. Ist das nicht nett? Das musste ein Bremer sein! An meinem Charme allein wirds wohl nicht liegen…
Innerhalb fünf zehntel Sekunden traf ich eine Entscheidung und lehnte herzlich dankend ab. Ich nahm den Leihwagen. ADAC und ich verabschiedeten uns und ich folgte dem Chef ins Büro. Dort sah es aus wie in all solchen Läden: Im Grunde unordentlich, aber irgendwie mit einem durch die Papierhaufen durchschimmernden System. Ich stand an einer Theke, Chef saß an (s)einem Schreibtisch und auf seiner anderen Seite saß eine Frau, eine Dame (die war auf jeden Fall ein Grund für mich, noch etwas netter und charmanter zu sein). Auch hier will ich nicht mit Details verwirren, sonst wird das hier noch ein Buch: Sie gucken sich meinen Wagen an, ob und was geht, sie rufen mich an und dann sehen wir weiter. Derweil fahre ich mit dem Leihwagen nach Hause.
Ich liess Fahrzeugschein und Visitenkarte da, bekam den Leihwagenschlüssel ohne irgendwelche Zettel, Unterschriften oder Beweise („Haste nen gültigen Führerschein?“ – „Klar!“), zwinkerte der Rothaarigen noch mit einem flotten Spruch zu und verliess das Verliess Büro.
Gute drei Stunden, nachdem ich zu Hause war, rief er mich an: „1521 Euro, aber ein Kolben kibbelt etwas“. Vorspulen. Einige Momente später erfuhr ich: Mit neuen Kolben wären es zwei fünf.
„Nee, ja, mach: Aber mit den alten Kolben!“ Der Wagen hat schon 182k runter, da werden die Kolben wohl noch 20k schaffen, immer schön Öl nachfüllen.
Wenn alles läuft wie geplant, dann ist der Wagen Freitag fertig. Und aber ich kann die ausgesprochen nette, offen und ehrliche Ebene während all dieser Unterhaltungen gar nicht so recht wiedergeben. Leute, das sind eben Bremer!
(aufm Rückweg mit dem Leihwagen fuhr ich noch eben beim Segelmacher vorbei, um meine Sprayhood abzuholen. Ich musste sie ja nun nicht in der Bahn mitschluren 😉 )
(maybe tbc)
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