Vor etwas mehr als einem Jahr, am 28.02.2022, starb Markus nach kurzer, schwerer Krankheit mit 46 Jahren. Dann und wann erwähnte ich ihn auch hier im Blog und er schrub hier auch das ein oder andere Kommentar. Und ich vermisse ihn so sehr.

Zu dem Zeitpunkt seines Todes war er mein Chef und ich sein Angestellter. Ich arbeitete seit gut drei Jahren bei Reha Automobile und als er nicht mehr da war, führten wir – Janina, der Vater von Markus und ich – die Firma erst weiter. Mitte letzten Jahres verkauften wir die Halle, die Firma wurde aufgelöst. Vor diesem Beschäftigungsverhältnis hatten Markus und ich uns einige Jahre nicht gesehen und es ist müßig, darüber nachzudenken oder zu reden, wer sich warum bei wem nicht gemeldet hatte. Zu unseren Geburtstagen (er 21.10., ich 28.10.) riefen wir immer an.
In der Zeit vor dieser stillen Phase waren wir fast wie Brüder: zwei bis dreimal die Woche sahen, trafen wir uns. Wir nannten das Geschäftsbesprechung. Ich habe heute das Gefühl, als könne ich mich an fast jedes gesprochene Wort von damals erinnern. Das ist natürlich Unsinn, zumal wir uns durchaus auch betrunken haben. Wir hatten sogar mit Taxen Eiting einen Sonderpreis ausmachen können. Einer holte den anderen daheim ab und irgendwann gings zurück mit Eiting (oder eine Ehefrau wurde wachgebimmelt).
Bei diesen „Geschäftsbesprechungen“ redeten wir übers Leben, was Scheisse ist, was toll ist, was bald besser wird und wir hatten viele Ideen und jeder von uns wusste, was der andere kann und schafft. Aus Sicht von Dritten waren die Ideen oft nur Flausen, aber wir haben vieles auch umgesetzt und vermutlich einige Skeptiker beeindruckt. So bauten wir uns gemeinsam Rennrasenmäher, veranstalteten eigene Rennen, wir bauten einen begehbaren Weihnachtsbaum (wo verdammt habe ich denn die Bilder? Ah, hier! Der war sogar bei RTL), wir stellten riiiiiesige Maibäume auf, veranstalteten Roboterkämpfe, nahmen mit eigenem Wagen beim Ernteumzug teil, ich war sein Trauzeuge. Wir machten sowas wie Schlag den Raab, nur eigentlich cooler: Landeier vs. Stadtjogies. Dazu hatten wir immer wieder „echte“ Geschäftsideen und wir beide ergänzten uns, befruchteten uns oder machten uns gegenseitig klar, dass diese Idee da gerade mal eigentlich echt Kacke ist. Eine sehr erfüllte Zeit. Und wir nahmen uns beide auf dem gleichen Niveau wahr, respektierten uns. Markus war ausserordentlich Intelligent und ein exzellenter Verkäufer. Außer mir konnte er jedem etwas verkaufen. Und wenn einer mal ein Problem hatte, dann half der andere. Egal ob tragen, bauen, denken, fahren, trösten oder einfach da sein.
Kennengelernt haben wir uns, als ich 1995 meine erste Stelle als Metallbaumeister antrat. Markus war dort Lehrling. Damals war ich also sein Chef. Wie das Leben so spielt. Schnell aber merkten wir, dass wir auf einer Wellenlänge waren und wurden weit über das Arbeitsverhältnis hinaus Freunde. Fürs Leben.

Nun sitze ich hier, bin kurz vor der eigenen beruflichen Selbstständigkeit und ich könnte ihn so sehr gebrauchen. Aber noch lieber wäre mir, das alles wäre nur ein ganz beschissener Traum und wenn ich aufwache, dann wuppen wir Reha, wie es sich für uns gehört. Doch: Aus der Traum und die Kacke bleibt.
Immerhin habe ich noch seine Familie, seine Freunde, die auch meine Freunde geworden sind. Und: Janina. Wenn ich bei ihr bin, dann bin ich Markus etwas näher und es ist nicht mehr so schlimm. Vielleicht kann ich ja mit ihr wieder mehr oder weniger regelmässig Geschäftsbesprechungen machen… nee, lieber nicht. Was vorbei ist, ist vorbei.

Ich vermisse ihn so sehr.

One Reply to “Das Leben ist erst mit dem Tod vollendet”

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