Ob damals, im Neandertal, die Frauen auch schon anfingen, irgendwelche Dinge (z.B. ein hübsches Geweih vom letzten Mittagessen) in die Höhlen-Ecke zu stellen, nur „damit das da nicht so leer aussieht“ oder „so als Hingucker“? Und der alte, buckelige Steinzeitmann kommt erschöpft von der Mammutjagd heim und keift sein Weibchen an, sie solle mal aufräumen und sie faucht zurück „nee, lass das so, nicht anfassen, das ist Deko!“?
Vermutlich nicht. Aber wann fing das an, dass eigentlich offensichtliche Alltagsgebrauchsgegenstände zu Stilmitteln umfunktioniert und nicht mehr herkömmlich verwendet werden durften? Die Ritterburgen des Mittelalters, die wir von Film und Fernsehen kennen, sind ja auch nicht gerade als schmucke Stuben zu bezeichnen. Aber vielleicht war es zu der Zeit, dass ein schwer beschäftigter Adliger, im Kopf nur Ehre und Krieg, seine liebste Ehefrau, welche ihm ständig in den Ohren lag, er solle mal „was schönes“ von den Kreuzzügen mitbringen und ihm mehr als notwendig die Zeit mit ihren Reden stahl, seinem Schreiner befahl, einen Raum extra für sie herzurichten? Irgendeine Kammer, mit einer dicken Tür davor und grossen Lichtspendern in den Wänden („Oh Schatz, bodentiefe Fenster, wie toooll“) und weil Frauen immer frieren, nahe am Kamin. So ging sie schmollend mit ihrer Zofe in den vom Schreiner (ihrer Ansicht nach) grob zusammengehauenen Raum und sah sich um, wie man dieses schreckliche Loch nur etwas wohnlicher kriegte. Und während der Herr im zugigen Thronsaal unter schummrigem Fackellicht dabei war, Pläne auszubrüten, die das Familienansehen für Jahrhunderte sichern sollten, wurden im Raum hinter ihm Blumen gewoben und Zweige geflochten, Kleidungsstücke und Trinkhörner an die Wand gehängt, zerbeulte Helme zu Vasen und Harnische zu Setzkästen umfunktioniert.
Die nächste besuchende Baronin sah sich den prächtigen Raum mit trockener Mine an, brachte noch einen netten, aber eigentlich herablassenden Spruch („Was duuu immer für Ideen hast“) und reiste wieder auf die eigene Burg. Dort bekam der Herr Baron mächtig Wind von vorn, ich kürze mal ab: „…und deswegen brauche ich sofort einen eigenen extra Raum, und zwar schon mal gelb vorgestrichen!“. Und damit begann der offiziell nie verkündete Deko-Wettstreit, der bis heute nicht beendet ist.
So war es vermutlich auch nicht. Aber ich bin mir sicher, irgendwo zwischen Höhle und Burg fing es so ganz langsam an.
Ein Kollege (Herr P. aus O., genannt M. Atze), der dabei ist, mit seiner Freundin zusammenzuziehen, bekam folgenden guten Tipp mit auf den Weg: Wenn er mal vor hat, für einen gemütlichen Abend eine Kerze anzuzünden, dann solle er sich vorher auf jeden Fall vergewissern, welche der Kerzen er denn dafür verwenden darf. Denn: Nicht jede Kerze steht an ihrem Platz, um als Beleuchtungsmittel parat zu sein. Ich behaupte sogar: Die oberallermeisten Kerzen dienen ausschliesslich der Deko! Und das ist beileibe nicht meine alleinige persönliche Ansicht, ich wurde durchaus von Kollegen bestätigt. Selbst bei der wildesten Rockerbraut wird das Deko-Gen aktiv, sobald sie in vier Wänden landet, die sie als ihr Heim ansieht.
Naja, ehrlich gesagt sieht das meiste ja ganz nett und wohnlich aus, wie die meisten Männer das nie hinbekommen würden (wollen / könnten).
- 0
- 0
- 0