JobsiPhone4

Ich bin bestimmt nicht der erste, dem das auffällt und genau so bestimmt nicht der erste, der das irgendwie seltsam findet: Mittlerweile ist es ein allgegenwärtiges Bild, dass Leute, leicht gebuckelt, den Kopf nach unten gebeugt auf ihre Handfläche starren, bzw. auf das in der Hand befindliche Smartphone. Und das nicht nur, wenn sie allein sind und gerade Gelegenheit dazu haben: Nein, immer, permanent bei jeder sich bietenden Möglichkeit wird diese moderne Huldigung ausgeübt. Besonders unhöflich finde ich es ja, wenn man sich mit jemandem unterhält, und der einfach mitten im Gespräch den Dialog unterbricht, um einen Blick auf sein Display zu werfen. Und noch unhöflicher, wenn die Person dann noch anfängt, drauf rum zu tippen.

Gut, Höflichkeit ist nicht jedermanns Sache, aber was zum Teufel ist denn da immer soooo wichtig, dass man das mitkriegen und ggf. unmittelbar beantworten muss? Ich kann es ja noch verstehen, wenn ein Manager, Bauleiter, Kaufmann usw. dringende Momente haben kann, aber was ist mit dem 99,9%igen Rest des Volkes? Kann das nicht eben warten, bis man allein damit ist oder keinen damit stört? Denn mich stört es, weil ich dann den Eindruck habe, das meine Anwesenheit in diesen Momenten allerhöchstens geduldet wird. Bin ich zu Eitel? Bin ich zu unwichtig, weil ich das nicht genau so mache? Oder ist der Alltag einfach nicht spannend genug, so dass all die Menschen sich begierig auf Abwechslung stürzen? Oder bin ich schlicht altmodisch und es gibt immmmmer Dinge, die ich gerade erfahren müsste, wenn ich die Informationen nur an mich ran liesse? Und aber betrifft das ja nicht nur mich als Opfer, nein: Überall kann man sehen, wie die Leute ihr iPhone oder ihr Android-Gerät anbeten, während sie eigentlich was anderes machen, sogar beim Fahrradfahren.

Was haben die Leute nur vor 2007 gemacht, bevor Apple das iPhone rausbrachte, das noch von vielen belächelt wurde? „Son Quatsch, wer braucht denn sowas“ und ähnliche Sprüche kamen von Personen, die heute selbst beim Scheissen ihr multifunktionales Mobilfunkgerät dabei haben (müssen). Und ich möchte betonen, dass ich absoluter iPhone-Fan bin: Ich habe seit 2008 eines, und es war und ist das Handy, das ich immer haben wollte. Von mir aus kann mein iPhone 4 ewig halten, weil es genau das kann und macht, was ich mir immer so vorgestellt habe, aber es muss deswegen ja nicht der Mittelpunkt meines Lebens werden. Man kann sich ja gar nicht mehr mit Menschen unterhalten, irgend ein Thema mit offenen Fragen anschneiden, ohne das nicht gleich einer aus der Runde „eben googelt“ und dann ungefragt Fakten raushaut. Die nicht immer den Kern der Sache treffen (man hört ja nicht zu). Ausserdem: Selber denken macht schlau. Aber schlau sein scheint ja aus der Mode gekommen zu sein, seit dem man auch so alles „wissen“ kann.

Manchmal wünsche ich mir glatt einen kleinen Blackout herbei, nur damit die Menschen mal aufwachen. Oder wie hiess noch der Filmsong aus „Matrix“ (Plot: „…the war against its controllers“) von „Rage Against the Machine“? Ohne googlen?

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