Ich habe heute erfahren, dass wegen der gerade besonders hohen Benzinpreise (wieder mal) irgendwelche Bürgerinitiativen geplant sind. Es soll erreicht werden, dass jeder sein Auto einen Tag stehen lässt. Damit soll den Benzinkonzernen gezeigt werden, dass man das „mit uns nicht machen kann“. Die Sache hat aber leider mehr als nur einen Haken: So ein Autofreier Tag macht sich in der Bilanz der Konzerne kaum bemerkbar. Zum einen, weil sicher nicht alle mitmachen (wenn es die Hälfte aller Autos werden würde, wäre das schon ein grosser Erfolg), zum anderen gibt es ja auch noch den Berufs- und gewerblichen Verkehr, der davon sicher nicht beeinflusst wird. Da sind der ÖPNV (Busse, Taxen), Warentransporte im kleinen und im grossen Stil, Handwerker und sonstige Kundendienste, die zu ihren Kunden „müssen“, Landwirtschaftlicher Einsatz, Stadtreinigung und Müllentsorgung, ganz zu schweigen von Polizei und Krankentransporte, Notarzteinsätze etc. Vieles auch Dienstleistungen, die wir doch ob der „Servicewüste Deutschland“ quasi angefordert haben und eigentlich nicht drauf verzichten wollen. Eben was bei Amazon oder Otto bestellen und morgen ist das da? Prima! Der Eiswagen an einem heissen Sommertag oder der bezahlte Winterdienst, wenn es mal schneit? Fein! Das alles geht aber (zur Zeit) nicht ohne Benzin- bzw. Dieselverbrauchende Fahrzeuge. Nehmen wir an, von den 40 Millionen Personenkraftwagen in Deutschland sind 30 Mio in rein privater Nutzung. Wenn davon nun 50% einen Tag nicht bewegt (bzw. getankt?) werden, dann passt grob folgende Rechnung, ohne genaue Zahlen kennen zu müssen: Für die Bilanzen der Spritkonzerne wäre das eine Umsatzeinbusse von 100% Jahresumsatz /365 (Tage) * 0,5= 0,14%. Eine Benzinpreiserhöhung von nur einem Cent hätte das um ein vielfaches wieder raus.
Wenn man irgendwas bewegen will, dann muss man die Tatsachen betrachten: Wir alle können sicher noch Energiebewusster Auto fahren. Nicht soviel beschleunigen, nicht unbedingt den nächsten LKW überholen, wenn man eh an der nächsten Abfahrt runter muss, oder einfach mal bei der Fahrschule um die Ecke nen Energiesparbogen rausholen, um sein Wissen aufzufrischen 😉
Damit würden wir weniger tanken müssen. Vermutlich werden dann die Benzinpreise wieder steigen, zumal das Gut „Rohöl“ durchaus begrenzt ist. Ich kürze hier mal massiv ab, weil man wirklich viel darüber schreiben könnte: Langfristig müssen neue Konzepte her. Ob es nun alternative Antriebe sind oder gar irgendwann Rationierung von Sprit. Im Grunde müsste sich sehr viel ändern, und zwar global. Ein Weg, der so lang und mühsam ist, dass das Ziel vielleicht nie erreicht werden kann.
Anstatt den Leuten zu sagen „heute fährst du mal kein Auto“ und hoffen, dass alle mitmachen, ist es vielleicht netter und einfacher, wenn jeder für sich selbst einen regelmässigen Tag festlegt, an dem das Auto stehen bleibt. So kann das jeder an seine Bedürfnisse anpassen, ob es nun jeder Sonntag wird oder jeder Freitag, oder vielleicht nur jeden ersten Sonntag im Monat. In der Summe käme mehr raus als ein „vorgeschriebener“ Autofreier Tag, an den sich sowieso kaum einer hält (oder halten kann) oder schummelt, weil er alle mobilen Unternehmungen auf die Tage davor und danach verteilt.
Wie sagte seinerzeit Roman Herzog, ehemaliger Bundespräsident? „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen!“
Das fängt aber bei jedem einzelnen an, der es den anderen vor macht. Wir können ja mit dem Benzin anfangen und wenn das klappt, machen wir den Rest auch noch besser.
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