(die älteren Teile findet man in der Kategorie „Geschichten“)
Alles Zufall
10.
Das Holo-Center: Eigentlich nichts weiter als ein Bordell, ein Puff, ein Freudenhaus, wie es sie schon immer gegeben hat und sicher auch immer geben wird, so lange es zwei Geschlechter der Menschheit mit genug Exemplaren beider Seiten gibt. Und nicht nur der Menschheit.
Hier kommt dann die moderne Technik ins Spiel, die folgenden Werdegang hat: Die Betreiber wollten gern ein für sie möglichst günstiges Verhältnis zwischen interplanetarer Ausbreitung ihrer Geschäfte und kostengünstiger Realisierung der individuellen Wünsche möglichst aller interplanetarischer Arten. Und bevor man sich darauf einlässt, „das entsprechende Personal“ aufwändig zu finden und dann noch zu schulen, wollte man gleich auf Hologramme umsteigen. Diese werden vermutlich nur eine einmalige Investition bedeuten. In zukünftigen Tätigkeitsfeldern würden sie leicht auf jeden beliebigen Wunsch zu programmieren sein und danach nur regelmässige Wartung und Pflege benötigen.
Auch wenn diverse Techniken schon geraume Zeit eingesetzt wurden, bedeutete der vollständige Wechsel auf „maschinelle Produktion“ doch ein gewisses Wagnis, weil man ja die sensible Kundschaft in keinem Fall vergraulen möchte. Die Lösung lautete „Plasma-Bits“. Im Grunde waren das digitale Daten zum Anfassen. Noch besser als alles, was in den Holo-Decks generiert wurde. Leider waren sie zu kaum etwas zu gebrauchen: Auf Grund ihrer Herstellung hatten die Plasma-Bits eine gewisse Eigenwärme von knapp 40 Grad Celsius und ihre Substanz blieb nach Generierung meist nur 30 Minuten erhalten. Es gab keinen Anwendungsfall, in welchem einem diese Eigenschaften zu Nutze wären. Bisher. Und der Aufwand für die Herstellung von Objekten und Modellen aus eben diesen Plasmabits hatte einen Nachteil: Für eine Gruppe von Bits waren immer Masterbits notwendig, welche die Struktur und die Bewegungen kontrollierten. Viel zu komplex, um zeitnah mit diesen Plasmagrammen zu arbeiten. Doch dann hat irgend ein pfiffiger Kopf im Labor einfach mal nur einen halben Körper definiert und modelliert und die andere Hälfte ganz simpel synchron gespiegelt. Das bedeutete schon mal nur den halben Rechenaufwand, also eine enorme Ersparnis. Die Masterbits hat er aber, so weit es die Leitungen erlaubten, auf die jeweils andere Seite platziert, quasi über Kreuz. Zudem hat er die Masterbits wieder gruppiert und diesen Gruppen musste er wieder Masterbits vorsetzen. Das ergab in der Summe einen relativ einfach aber flexibel zu erstellenden Plasmabithaufen, der auch noch verdammt gut aussah.
Der Haken an der Sache: Die Programmierung dieser Masterbits war eigentlich durch Menschen nicht durchführbar, da kein Programmierer es schaffte, die im Grunde einfachen Bewegungen und Tätigkeiten, die es zu erfüllen gab, in ausführbaren Code umzuwandeln. Aber auch hier fand sich eine simple Lösung: Man musste es nur vormachen, die elektrischen Signale aufzeichnen und diese Aufzeichnungen den Masterbits wieder zuspielen. Verstehen oder in Maschinen-Code übersetzen musste man es nicht.
Genau dafür hatten die Betreiber dieser Holo6-Etablissements einfach einige „professionelle“ Damen unter das „Angebot“ gemischt.
Genau an eine solche geriet Brad, als er seine grossmäulige Wette erfüllen sollte, er würde länger als die Plasmabits durchhalten.
Genau diese Dame aber beherrschte ihren Job so gut, dass Brad die Wette schon nach 10 Minuten verlor.
Marlin (wie sie sich nannte) mochte ihre Arbeit. Ihr gefiel es, den Männern zu gefallen. Und als ausgebildete Physiotherapeutin wusste sie durchaus, wo sie hinfassen kann, muss und darf. Auf Grund ihrer guten Mitarbeit hatte sie einige Freiheiten bzw. nahm sie sich einfach. Unter anderem konnte sie die Herren mühelos um den Finger wickeln und auch über die kleinen Abenteuer in den Holo-Boxen hinaus die beiderseitigen Vorteile (sie bekommt finanzielle Mittel und er Spass) weiterführen. Leider gab es auch hier einen Haken: Da ja die Damen aus Plasmabits nachweisbar medizinisch steril waren, konnte man auf Kondome etc. verzichten. Sie konnte das eigentlich nicht. Ausser, sie lässt einige operative Eingriffe vornehmen, welche sowohl Schutz vor ungewollter Schwangerschaft als auch absolute Keimfreiheit garantierten. Auch wenn ihr Gewerbe seit je her sehr anrüchig war gab es doch öffentliche Institute, die immer wieder Kontrollen vornahmen und dafür sorgten, dass gewisse Standards eingehalten wurden.
Und bei diesem operativen Eingriff wurde offenbar schluderig vorgegangen. Brad sollte davon erst in einigen Wochen erfahren. Marlin kannte seinen genauen Namen, da die nur 10 durchstandenen Minuten sehr an seinem Stolz nagten und er sich (nicht nur) dadurch nur zu gern auf ein weiteres Treffen mit ihr eingelassen hat.
Irgendwann stand Marlin dann beim Pförtner der Kadettenschule und offenbarte Brad, was vorgefallen war. Und Brad war nicht der Typ, der solche Dinge leugnete oder ignorierte. Doch das war zunächst das Ende seiner geplanten Karriere im Adjudanten-Projekt. „Der“ Ausschuss liess solche Unklarheiten für die auserwählten Kadetten nicht zu. Brads Familie nahmen dann Marlin vorübergehend bei sich auf und er war Gentleman genug, sich nicht darüber aufzuregen. Vielmehr hat er sich bemüht, Marlin näher kennen zu lernen und gemeinsam haben sie die nächsten möglichen Schritte besprochen.
(noch mal textlich überarbeitet)
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