Nun, Kapitänleutnant bin ich nicht geworden, aber um es vorweg zu nehmen: Ich habe meine Sportbootführerschein-Prüfungen bestanden und bin nun stolzer Besitzer sowohl eines SBF See als auch Binnen!

SBF See-Binnen

Und Leute, das macht man nicht mal so eben nebenbei! Nicht mal son pfiffiger Kerl wie ich. Aber da das ja jeder freiwillig macht weiss auch jeder, ob und was er dafür tun muss. Was viele wohl unterschätzen: Die praktische Prüfung. Hier geht es nicht darum, gemütlich mit tuckernder Maschine dem Fahrwasser zu folgen sondern der Prüfer will sehen, dass du das Boot im Griff hast und die Manöver beherrschst! Ich erzähle einfach mal von meiner Prüfung, welche im Nachhinein gar nicht so hart war:

Samstag, 17:00 in Wilhelmshaven. Als ich die Uhrzeit erfuhr dachte ich „och, dann werden das ja nur son paar Piepel sein und das geht dann flott“. Von wegen. Ich ging Richtung Schulungsboot und sah schon einige Leute rumlungern. Auf dem Steg standen noch einige mehr. Insgesamt waren wir 17 Personen, welche die praktische Prüfung ablegen wollten/sollten! Ich ging zum Ausbilder, da man die Gebühr fürs „Prüfungsschiff“ bar bezahlen sollte. Dazu sollte man eben die Prüfkarte mit eigenem Namen und Datum versehen. Da fing es schon an: Ich stand gar nicht auf der Liste. Dabei kam diese Liste direkt von der Seefahrtschule in Leer, wo ich mich ja zu den Prüfungen angemeldet hatte.

Ich durfte trotzdem mitmachen, wird sich schon alles klären.

Praktisch
Der eigentliche Prüfer kam recht pünktlich und nach einigen Vorbereitungen ging es los: Noch bevor es auf das Schiff ging (immer in Dreiergruppen) wollte er die Knoten abprüfen. Von 9 Knoten sollte man 7 können, spätestens im zweiten Versuch. Sonst ist man gleich durchgefallen, noch bevor man auf dem Wasser war (aber wer die Knoten nicht kann, der will auch nicht wirklich, dachte ich). Wir stellten uns alle im Kreis auf, der Prüfer sagt, welchen Knoten er gern sehen möchte und wir mussten diesen knüpfen und hochhalten. Er ging dann rum und guckte. Und da waren doch wirklich welche dabei, die nicht den Palstek oder den Webeleinen hinbekamen! Das sind nun wirklich die Knoten, die man am Boot immer wieder braucht (obwohl die anderen, wenn man sie erstmal kennt, enorm praktisch sind). Der Prüfer war aber seeehr nett und sagte Dinge wie „das habe ich nicht gesehen, noch einmal bitte“ und leise: „aber richtig“. Einer der Prüflinge war offenbar total durcheinander und bekam eigentlich nix hin. Der Prüfer auch hier: „Pass auf: ich stell dich nach ganz hinten auf die Liste und wenn du an Bord bist, dann will ich im ersten Versuch den Knoten sehen!“. Einige halfen ihm auch, die Knoten erstmal zu verstehen. Alle anderen sollten sich nahe beim Steg versammeln und wurden dann in Dreiergruppen aufs Boot gerufen. Was jeder Prüfling an Bord als erstes machen muss: Ablegen. Da kann man fast nichts falsch machen, und bei fast allen sah das auch cremig aus. Was auch jeder machen muss: „Mensch über Bord!“. Und hier muss der Prüfer auch pingelig sein. Wenn die Maschine nicht auf Stopp ist, dann ist der schwimmende Mensch wahrscheinlich vom Propeller gehäckselt und so besteht man keine Prüfung. Dazu gibt es noch einige andere Fehlerquellen….Alle Wartenden standen natürlich am Ufer und guckten genau zu, was da auf dem Wasser passierte. Und man konnte sehen, dass einige ein Manöver auch zweimal fahren mussten. Das war gut für alle die, die gern noch etwas aufgeregter sein wollten. Und man kann sich ja verrückt machen beim warten und gucken. Um die Wartezeit noch spannender zu machen waren es locker 30 Grad im Schatten. Zum Glück hatte ich eine Trinkflasche Leitungswasser mit. Die ersten drei legten wieder an, die nächsten drei wurden aufgerufen und so ging es weiter. Wer „durch“ war konnte gehen und so lichtete sich das Feld. Vermutlich, weil ich nicht auf der Liste stand, wurde ich einfach unten drunter geschrieben und durfte dann so ziemlich als letzter mit dem Knoten-Typ, also nur noch zu zweit, aufs Boot. Bis dahin hatte ich mich schon so verrückt gemacht das ich der Meinung war, es hat eh keinen Sinn und wurde dadurch gleich etwas gelassener. Auch cool. Mittlerweile war es aber auch schon 18:30.

„So Herr Eckert, dann legen Sie mal ab“, sagte der Prüfer und ich entfernte das Boot rückwärts vom Ufer (in den Prüfungen immer rückwärts ablegen, heisst es). Dabei war ich schön vorsichtig mit dem Gashebel. Zum einen, weil ich auf keinen Fall zu schnell sein wollte und zum anderen, weil der Hebel nach meiner Meinung fast digital funktionierte. Vorher musste ich den Knotentypen, der ja mit an Bord war, bitten, sich umzusetzen, denn er sass geeenau vor dem Aussenborder, so dass ich nicht sehen konnte, wie das Ruder gelegt ist. Vermutlich fand der Prüfer das schon mal gut (meine Reaktion, nicht dass der andere Heini da hockte). Ich tuckerte also höchst vorsichtig rückwärtsblickend an den dort liegenden Booten vorbei und der Prüfer fragt mich „Herr Eckert, wenn nun verminderte Sicht wäre, welches Schallsignal müssten Sie denn dann geben?“. Ha, darauf war ich vorbereitet! Ich murmelte lässig etwas von drei kurzen Tönen und konzentrierte mich weiter auf die Fahrt. „Herr Eckert, wenn man so lange Rückwärts fährt, dann bekommt man immer die Abgase ins Gesicht, das ist nicht so schön…“. Das kam überraschend, ich anwortete: „Ich muss erst sehen, dass das Heck frei kommt“ (wichtig ist, dass man immer erklären kann, was man gerade macht, im Zweifel mehr selbstbewusst als wissend). Ob er das gut fand weiss ich nicht, er ging jedenfalls nicht mehr drauf ein sondern sagte: „Wenn wir denn Fahrt voraus machen, dann steuern Sie bitte die Landmarke Kirchturm an und nennen mir den Kurs“. Das war nun wirklich einfach. Ich hielt drauf zu, ohne wesentlich mehr Fahrt aufzunehmen und las den Kompass ab: „Kurs Null-drei-null“ (in echt war es eher 20-25 Grad, aber ich wollte es mir einfach machen). Und noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie es wohl weiter geht ertönte „Mensch über Bord an Steuerbord!“. Fast reflexartig stoppte ich die Maschine, legte Ruder und sprach gleichzeitig laut die entsprechenden Kommandos. „Mensch Steuerbord achterlich gesichtet“ sagte ich laut und der Prüfer verdutzt: „ach, weiter weg waren wir noch gar nicht?“, denn: Der Rettungsring, der den Menschen im Wasser darstellt, dümpelte nur ein paar Meter vor den am Steg liegenden Booten. „Kriegen wir hin“ sagte ich und nahm den „Mensch“ an Steuerbord auf, so dass ich querab und frei von den liegenden Booten lag (mit Backbord hätte ich vermutlich mit dem Bug zu den Booten gestanden). „Na, wo wir gerade so günstig liegen, da legen Sie mal bitte mit der Steuerbordseite am Steg an“. Das wird knapp, dachte ich, in den Übungsfahrstunden hatte ich meist wesentlich mehr „Anlauf“. So kam es, dass ich fast neben dem gewünschten Ziel zum liegen kam. Ich sagte so was wie „Ups, knapp, aber das kann ja noch was werden“, hörte den Prüfer zustimmend nicken und ich gab einen Pull (einen Schub Gas) nach vorn und guckte, wo das Boot hinging. Und noch bevor es richtig zur Ruhe kam, das Anlegen also abgeschlossen war, sagte der Prüfer: „So, Sitzplatzwechsel, der nächste“.
Puh. Meine Prüfungsfahrt, die ihr hier gerade lang und breit gelesen habt, hat nur wenige Minuten (4-5?) gedauert und ich hab vermutlich keine 150m Fahrt über Grund gemacht.
Der Knotentyp musste wirklich erstmal am Steuerrad einen Webeleinenstek und einen Stopperstek hinlegen und durfte sich dann „auf See“ beweisen. Ich wartete am Steg, um das Boot ggf. festzuhalten, wenn es wieder kommt. Vielleicht wurde ich auch von Bord geschickt, weil dem Knotenprüfling erstmal die Meinung gesagt wurde. Letztendlich hat er es aber auch geschafft.

Theoretisch
Die theoretische Prüfung ist recht schnell erzählt. Aber da ich sowieso schon so viel geschrieben habe, kann ich das auch ordentlich zu Ende bringen:
Sonntag morgens um 9:00 in Leer, na prima. Dort waren noch mehr Leute und der Prüfungsraum war fast überfüllt. Für die paar, die nur „Binnen“ machten, war das kein Problem, aber wer auch die See-Prüfung ablegt, der braucht einigen Platz für die Navigationsaufgabe (zeichnen in der Karte, rechnen…). Nach einigen Einweisungen (nicht schummeln etc.) ging es um 9:10 los und man hatte eine Stunde Zeit für den See-Fragebogen (ich bekam Nr.15). Im Allgemeinen heisst das ca. 40 Minuten für die 30 Fragen und ca. 20 Minuten für die Navigationsaufgabe, die aus einzelnen Teilen bestand. Um 9:30 war ich mit allem fertig. Hm. Noch mal kurz durchgeguckt, aber was will man ändern, wenn man es nicht besser weiss? Danach musste ich noch den Fragebogen für Binnen machen, durfte aber kurz raus. Draussen eine halbe Fluppe geraucht und wieder rein. Der Prüfer legte mir den Bogen vor die Nase (Binnen Nr.9 wars) und schrieb mit rotem Stift 9:40 drauf. Der Start meines 45minütigen Zeitraums. Um 9:50 war ich auch hier der Meinung, alles fertig zu haben (schnell noch geguckt, ob ich keine Seite übersehen hatte), gab den Bogen ab und ging raus. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. War doch irgendwie zu einfach, zu schnell? Hab ich es zu leicht genommen und nur Unsinn angekreuzt? Egal, nun konnte ich nichts mehr ändern. Nach und nach kamen andere raus, man machte sich gegenseitig Mut und da die Verkündung der Ergebnisse bzw. Übergabe der Führerscheine gegen 11:30 stattfinden sollte sind wir zu den „schönen Aussichten“ am Wasser gegangen und haben da nen Kaffee getrunken.

Zurück im Prüfungsraum kamen die drei Prüfer mit einem Packen Führerscheine, hielten noch eine Rede und riefen dann immer drei, vier Namen (Vor- und Nachname) auf, damit diese ihren Führerschein in Empfang nehmen konnten. Nach der zweiten, dritten Gruppe kam ein dazwischengerufenes „Herr Eckert?“ Ich meldete mich und erfuhr, ich sollte noch nach „drüben“ gehen, da gäbe es noch was zu klären. Na Klasse. Im anderen Gebäude traf ich auf die nette Dame der Seefahrtschule und die fragte mich: „Wo ist denn ihre Prüfungsgebühr? Wohin haben Sie denn die Anmeldung geschickt?“ Um es hier abzukürzen: Das Geld war natürlich angekommen, sie fand mich in den Kontoauszügen und die Anmeldung hatte ich angeblich an eine falsche Adresse geschickt (die sie mir vor Wochen am Telefon genannt hatte) und kam angeblich erst einen Tag vorher an, weil es weitergeleitet werden musste. Also guckte sie mich vorwurfsvoll an, ich blieb ruhig, und sie übergab mir wenig feierlich aber ganz persönlich und allein meine beiden Führerscheine. Während die meisten anderen drüben im Saal noch zitterten, ob sie es geschafft haben.

Extrem entspannt (Juhu! Ich habs geschafft!) ging ich zurück zu den anderen und guckte, wer da nach und nach rauskam. Wer drin blieb hat es erstmal nicht geschafft und das waren so ca. 10% der Teilnehmer….

2 Replies to “Kaleu ahoi!”

  1. Danke!
    Für die Handbreit Wasser brauche ich erstmal nen Kiel mit nem Boot dran 😉

    Die Jagerei hat Zeit bis zur Rente, ich weiss ja, wie es geht, das reicht erstmal…

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