An dem Titel dieses Artikel werden sich die Geister scheiden. Ich hoffe, ein grosser Teil der Leser kann mit der Zeichenfolge „Ne4xd6…“ durchaus was anfangen. Für alle anderen sei gesagt: Es handelt sich um Schach, genauer: um eine Notation für einen Spielzug im Schach. Wahrscheinlich haben die meisten irgendwann mal irgendwie Schach gelernt: Die grundlegenden Regeln, wie welche Figur ziehen darf und was das Ziel des Spiels ist. Und dann hat man das nie wieder gespielt. Und wenn man gefragt wird: „Nee, ich weiss wie die Figuren ziehen, aber spielen kann ich es nicht“.
Dabei stimmt das gar nicht. Man muss nicht mehr wissen, der Rest ist Taktik und vorausschauendes Denken! Natürlich gibt es noch einige Besonderheiten wie Rochade und en passant, aber grundsätzlich kann man Schach auch ohne dieses Wissen spielen 😉 Und gegen einen gleich (un)erfahrenen Spieler hat auch so ein Spiel seinen Reiz! Häufigste Probleme, die einem eher vom Schach abhalten sind ja: Erstmal einen Spielpartner finden so wie ein Schachbrett, Figuren und Zeit zu haben. In Zeiten des Internets gibt es sicher auch viele Online-Schach-Varianten, aber ich persönlich spiele lieber gegen Leute, die ich kenne. Ausserdem kommt oft beim „leibhaftigen“ Schach das Problem hinzu, dass Stellungen nicht erkannt werden (z.B. ein drohendes Schachgebot) und so unzulässige Züge gemacht werden. Das passiert nicht nur Anfängern: Die größte Anzahl von Rochaden in einer Partie betrug drei (zwei sind aber nur möglich 😉 ).
Da mich aber Schach schon immer faszinierte, obwohl ich selbst wie viele andere Jahrzehnte am Stück nicht gespielt habe, und ich die oben genannten Probleme umgehen wollte, machte ich mich auf die Suche und fand etwas genial simples: Eine Online-Schach-Variante, die man einfach in einer Homepage, welche PHP unterstützt, installieren (eigentlich nur entpacken und hinkopieren) kann. Danach sollte man noch die account.php passend erweitern (einfach nach vorgegebenem Muster) und schon kann es losgehen! OCC nennt sich das ganze und regelt alles, was geregelt werden muss. Es ist ein geschlossener Kreis an Nutzern, falsche Spielzüge sind durch das Skript unterbunden, der letzte Zug des Gegners wird farblich hervor gehoben, es gibt ein Ranking mit ELO-Punkten und alle Spiele werden perfekt zum nachschauen archiviert. Sogar die Anzeige des Spiels im PGN-Format (zum importieren wohin auch immer) ist möglich. Man kann sich sogar per Mail über einen Zug informieren lassen. Einfach klasse! Mittlerweile ist es schon vier Jahre her (Start des ersten Spiels: Sep 1st 2008 10:49, Archiv sei Dank), dass ich das Skript installierte und der Mitspielerkreis hat sich erst erweitert und aktuell bei überschaubaren fünf Leuten eingependelt. Ich habe dort bereits 170 Spiele durchgespielt, habe aber „nur“ eine Elo-Zahl von gut 1400. Ist aber auch gar nicht so wichtig. Das tolle ist, dass es auch nach vier Jahren noch Spass macht. In aller Bescheidenheit glaube ich auch, mein taktisches Denken wurde dadurch gefördert. Schaden kann es sicher nicht.
Nun möchte ich aber noch erklären, was es mit der Überschrift auf sich hat: Ne4xd6… Check!
Das Skript basiert auf englischer Sprache, Check bedeutet nichts anderes als ein Schachgebot. Checkmate ist demnach ein finales Schachmatt. Das „N“ steht für das Pferd, den Springer, der im Englischen Knight heisst. Da der König der King ist und das „K“ hat, nahm man eben den nächst naheliegendsten Buchstaben. Im Deutschen wird der Springer natürlich „S“ abgekürzt.
e4 und d6 sind die entsprechenden Felder auf dem Schachbrett. Der Springer wurde also auf d6 gezogen. Weil dort eine Figur stand, hat er sie geschlagen, dass zeigt das „x“ in der Notation. Welche, geht nicht direkt hervor, das müsste man aus den vorherigen notierten Zügen raussuchen. Ausserdem wurde wie erwähnt Schach angesagt und das „!“ weist darauf hin, dass es sich wohl um einen guten Zug gehandelt haben mag. Ein Fragezeichen steht dem entsprechend für einen schlechten Zug. Das wird oft hinter Bauernzügen gesetzt, wenn die nichts aussergewöhnliches leisten (z.B. Schachgebot oder noch raffinierter Abzugsschach).
Man kann aus obiger Schreibweise nicht direkt erkennen, ob Schwarz oder Weiss gezogen hat. Da Weiss immer den ersten Zug macht, würde man das bei vollständiger Schreibweise daran erkennen: Weiss 7. Ne4xd6 oder Schwarz 7. … Ne4xd6. Die sieben steht natürlich für den siebten Zug bzw. Halbzug: Erst wenn beide Spieler ihre Figur bewegt haben, ist der Zug vollständig, jeder für sich macht einen so genannten Halbzug.
Und wie ich hier so munter schreibe, merke ich: Man kann viel erzählen über das Schachspielen. Leider habe ich bisher kaum hilfreiche (bezahlbare) Literatur oder Seiten im Netz gefunden, die einem gut weiterhelfen. In den einschlägigen Foren geht es mir persönlich viel zu sehr ins Eingemachte, oft wird scheinbar vorausgesetzt, dass man zumindest die 500 (oder weiss der Geier wie viel) gängigsten Eröffnungen auswendig weiss. Die wirklich elementaren Dinge für Anfänger, Einsteiger und Interessierte muss man sich mühsam zusammen suchen. Ich hab das grösstenteils hinter mir und habe mir nun vorgenommen, in diesem Blog dann und wann darüber zu schreiben.
Ich kann nur jedem, der eine PHP-fähige Homepage hat, empfehlen, das oben erwähnte OCC-Skript mal auszuprobieren: Wirklich, wirklich toll!
(Übrigens sind Schachwitze wirklich witzig, wenn man Schach selber spielt)
sollten wir boschach auf le-ft.de mitaufnehmen und vll um neue Spieler werben? aber das nur am Rande.
der besagte Zugmist doch gar nicht für beide Spieler möglich. müsste doch weiss seinen König erstmal über ganze Brett humpeln lassen. Und warum sollte er das tun?
Natürlich ist der Zug nicht nur theoretisch sondern auch praktisch für beide Farben möglich. Dein eigener König ist schon so manches mal quer über das Brett gewandert 😉