Gestern war ich bei Hornbach und hab mir… nun ja, ähm, aktuelle Grillmodelle angeschaut. Heute wollte ich das meinen Kollegen erzählen und kam ins sprachliche Straucheln, weil ich den Plural von „Grill“ gar nicht kannte. Aber alle guckten doof, keiner war sich sicher und wir probten verschiedene Varianten: Grills, Grille, Griller, Grillen, Grillse. Einer wollte es dann pragmatisch lösen und sagte: Man hat nur einen Grill, fertig!
Das ist aber leider zu simpel, denn im Baumarkt stand nun mal mehr als ein Grill. Ich persönlich finde ja „Grille“ am schönsten, aber die Wikipedia behauptet, „Grills“ sei die korrekte und einzig gültige Mehrzahlbildung, wenn es um mehr als einen Grill geht. Da wir in einer Männerrunde standen waren wir uns auf jeden Fall alle einig, dass das Grillen eine tolle Sache ist. Nicht nur das Verspeisen von fast schwarzem, heissem Fleisch sondern das ganze mit allem „drumrum“. Hier zitiere ich noch mal die WP:
Grillen beziehungsweise das Braten über dem offenen Feuer ist eine ursprüngliche Methode des Garens von Lebensmitteln – sie verlangt nur die Beherrschung des Feuers, benötigt aber kein Kochgeschirr. Grillen ist eine der weltweit beliebtesten sozialen Freizeitformen, es wird jedoch von klimatischen Faktoren bestimmt und gilt als Männerdomäne.
Das klingt doch wirklich toll, oder? Wobei die Beherrschung des Feuers für mich nie so im Fokus stand… ist halt immer der notwendige erste Schritt zum fertigen Grillgut. Mit den klimatischen Faktoren ist offenbar gemeint, das man ja so gut wie nur im Sommer grillt und nicht im Winter. Regnen sollte es auch nicht (ist aber kein Hinderungsgrund). Übrigens erzählte dabei ein Kollege (Herr P aus O, genannt Matze), er kannte mal jemanden, da war das so: Derjenige, der grillt, macht erst aaallles fertig, alle anderen warten am Tisch und das ganze Fleisch kommt auf einen Haufen und wird dann gemeinsam verspeist. Wie doof, wie falsch, wie widersinnig der eigentlichen Idee (siehe oben, soziale Freizeitform)! Natürlich steht man schon zu Anfang, wenn der Grill erstmal in die Gänge kommen muss, gemeinsam rum, stellt im Kollektiv fest, ob die Kohle schon gut ist oder noch etwas kann, redet über Vor- und Nachteile von Holzkohle versus Briketts, diversen Anzündhilfen, welches Fleisch das beste sei, wieviel Knoblauchzehen passen in ein Hähnchen, „das wollte ich ja immer schon mal grillen!“ und den unterschiedlichsten Grillbauformen, durchmengt von Erzählungen über die neusten Erlebnisse der einzelnen anwesenden Personen. Und, was im obigen Zitat irgendwie gar nicht erwähnt wird: Bier. DAS ist Grillen!
Offiziell dient das Bier natürlich primär dem Ablöschen von hochlodernden Flammen, um das wertvolle Fleisch zu schützen und irgendeiner weiss immer zu berichten, dass man ja festgestellt hat, da würden giftige Stoffe entstehen aber genauer könnte er das auch nicht sagen und ist auch egal, Hauptsache das Bier schmeckt und Hunger hätte er wie Sau und was einen nicht umbringt…
Stichwort Hunger: Natürlich haben alle in Erwartung eines opulenten Grillabendes den Tag über kaum oder wenig gegessen, weil man will sich ja mal was gönnen und so wird unmittelbar nach Belegen des Rostes mit 95%iger Wahrscheinlichkeit sofort gefragt, ob schon was fertig sei, ne Wurst ginge auch erst mal. Und der Grillmeister ist am vertrösten, verweist auf das schon fertige Baguette („das wird ja sonst kalt“), wirbelt dabei mit der Grillzange und ruft schon bald nach Tellern, weil alles auf einmal fertig ist, ausser das dicke Nackensteak, das kann noch. Und sobald ein Teller voll gepackt ist wird er am Tisch rumgereicht und ist gleich wieder leer und Salatschüsseln werden ausgeschabt und der, der grillt, kriegt erstmal nix, kann sich aber das beste Stück raussuchen und normalerweise kommt irgendwann einer und löst einen ab, „du sollst ja auch mal was essen.“ Ja, DAS ist Grillen!
Der für mich dööfste(!) Spruch zum Thema Grillen: „Na, schon angegrillt?“ Zum einen ist das mittlerweile echt mal abgedroschen mit der An- und Abgrillerei und zum anderen grillt man solange im Jahr, wie es geht und fängt so früh wie möglich wieder damit an. Und wenn es passt, dann grillt man auch im Schnee oder an Silvester oder oder oder. Da gibt es kein definierten Start und kein Ende. Ausserdem klingt das so ultimativ, als wenn man nach dem Abgrillen auf keinen Fall noch mal grillen darf und warten muss bis zum Angrillen. Totaler Quatsch, uncool und markiert denjenigen Spruchmacher als flachen Geist.
Allein die Frage nach dem perfekten Grill kann nicht beantwortet werden. Die meisten bevorzugen einen mit ausreichend grossem Rost und Ablagefläche zu beiden Seiten. Ich nutze schon seit Jahren einen Schwenkgrill und habe noch keinen Grund, was anderes zu nehmen. Ein Gasgrill hat sicher auch seine Vorteile, aber das ist mehr was fürs schnelle Grillen zwischendurch. Damit wirds kein echtes Grill-Event. Vermutlich gibt es den perfekten Grill gar nicht, sondern für verschiedene Anwendungsfälle eben den passenden.
Ja, ich freue mich auf das nächste Grillen und ich habe mir fest vorgenommen, dieses Jahr nicht nur so oft wie möglich sondern auch mal andere Dinge als Steaks und Wurst zu grillen!
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