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Alles Zufall
11.
Wir sassen immer noch auf der Bettkante. Da ich scheinbar Gedanken verloren in die Ferne starrte, wiederholte Brad seinen letzten Satz etwas entschiedener, während er mir aufmerksam ins Gesicht schaute: “Naja, erst muss ich mal mein Problem lösen, das dich so weit nach vorn gebracht hat.” Ich zuckte kurz zusammen und verschüttete ausgerechnet den bisher am leckersten schmeckenden Cocktail über meine Schuhe. Marlin war nun seit einigen Tagen in seinem Elternhaus untergebracht. „Wie geht es ihr denn?“ Brad schmunzelte, als er sagte: „Meine Mutter flattert ständig um sie herum und freut sich, was wir doch für ein schönes Paar wären. Vater hat sich erstmal ihre ID geschnappt und einige Fakten gesammelt.“
Damit erfuhr ich nur, was ich mir schon gedacht hatte. Brads Vater war ein ehemals Ranghoher Sicherheitsmitarbeiter der Militäreignen Polizei-Einheiten. Viel geheime Fakten gab es gar nicht zu sammeln: Marlin hatte nichts zu verbergen und stand sowohl zu ihrer Vergangenheit als auch zu ihrer geplanten Zukunft. Das wiederum war das richtige für Brad: Er verstand sich prima mit Marlin, mochte ihre offene Art und fand sogar ihren Plan toll, sich einen gut gesitteten Mann zu suchen, mit dem man auch noch das restliche Leben verbringen konnte. Ich nehme an, dass er mit ihr auch schon so nah war, dass er zeigen konnte, was er in mehr als 10 Minuten alles so leisten kann… er sprach da nicht oft drüber, aber grinste viel mehr als früher.
Der Energiespeicherstand des Mini-Replikators neigte sich langsam seinem Ende zu wie mein Kopf dem Boden. Die diversen Cocktails zeigten ihre Wirkung und mir schwirrten die Sinne. Es war wirklich einiges passiert in letzter Zeit und auch wenn ich wegen des kommenden Projektes doch recht aufgeregt war, hielt ich Schlafen im Moment für die sinnvollste Tätigkeit. Brad schaffte es noch, der Maschine zwei halbvolle Gläser abzutrotzen, passenderweise gefüllt mit einer tiefschwarzen Flüssigkeit. Der ideale Schlummertrunk für eine traumlose tiefe Nachtruhe, wie mir schien. Brad erhob noch mal würdevoll sein Glas und sagte: „Auf unsere kommenden Abenteuer!“ Optimist ist er ja.
Die nächsten Tage erfuhr ich, dass mein geplanter Wechsel ins Adjudanten-Programm auch seine Schattenseiten hatte: Fast sämtliche Lehrer der Schule baten mich nach einander zu sich und zeigten mir, was ich noch zu lernen hätte, um die vorgezogenen Prüfungen erfolgreich absolvieren zu können. Ich hatte das irgendwie anders verstanden. Die Lehrer wollten wohl sicher gehen, dass ich ihren jeweils überaus wichtigen Lehrstoff auf jeden Fall noch eingetrichtert bekomme. Freizeitliche Aktivitäten konnte ich die nächsten Wochen vergessen. Im Grunde kam mir das gerade recht, weil Brad vor einiger Zeit die Idee hatte, ein G-nopoly-Mitternachts-Turnier stattfinden zu lassen und mit seiner Planung schon so weit war, dass er das Startgeld einsammelte. Für mich als definitiv eher unterdurchschnittlichen Spieler mehr Ausgabe als Investition. Zumindest klang das von Brad geplante Rahmenprogramm recht ansprechend. Wenn man sich für leicht bekleidete junge Leute beider Geschlechter in dunkel ausgeleuchteten Räumen bei lauter Musik und einer süsslich-würzigen Note in der Umgebungsluft begeistern kann, wo die Spielflächen für die Teilnehmer wie kleine Arenen in mitten der Räume platziert und spotartig beleuchtet waren, während die Preise für die fünf Bestplatzierten nicht nur aus schnöden Credits sondern auch aus der verruchten Ausssicht auf… aber das wollt ihr sicher gar nicht alles wissen.
Gerade war ich dabei, auf klingonisch geschriebene Geschichten zu pauken. Warum musste ausgerechnet der Klingonisch-Lehrer ein Shakespeare-Fan sein? Meiner Meinung nach bekommt das dem Hamlet gar nicht: Sooo gewalttätig erschien er mir nie. Immerhin ist es auf einmal ausserordentlich spektakulär, wie Hamlet den Polonius tötet…plötzlich meldet das Interkom, dass sich jemand an meiner Tür befand und um Einlass bat.
(noch mal überarbeitet)
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