Es wird mir nicht möglich sein, das Folgende richtig zu formulieren. Ich versuche es trotzdem: Für den Ablauf des Alltags wäre es besser, wenn die Menschen nicht versuchen würden, mitzudenken. Ja, das ist so pauschal nicht korrekt, aber Gieskannenmässig trifft es überwiegend die richtigen.
Als ich vorhin auf dem Rad fuhr und wieder mal „so ein Erlebnis“ hatte, fiel es mir im Nachgang unterwegs relativ leicht, im Geiste die passenden Sätze zu bilden, den Knackpunkt zu beschreiben, mein Ansinnen zu vermitteln. Jetzt, vor dem Bildschirm, fällt mir das wesentlich schwerer. Sollte ich hier alles stehen und liegen lassen und in den Schlossgarten gehen? Ach, das ist ein anderes Thema… weiter hier: Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Zur Konkretisierung liefere ich mal ein simples Beispiel: Ich möchte rückwärts mit dem Auto von meiner Hausauffahrt auf die Straße fahren und taste mich natürlich langsam ran. In der nahen Ferne sehe ich ein Fahrzeug herankommen und warte, bis dieses vorbei ist. Aber genau dieses Fahrzeug wird immer langsamer. Der Grund ist so unsinnig wie klar: Man sieht, dass ich auf die Straße will und es könnte ja sein, dass ich einfach rauszische. Der andere Verkehrsteilnehmer ist so „schlau“, dieses Vorherzusehen und verzögert seine Fahrt. Aaaaah! FAHR WEITER, DU IDI…! Halte dich einfach an die Verkehrsregeln! Du hast Vorfahrt, nutze sie auch! ICH WAAAARTE HIER, das du endlich vorbei bist! Mannmannmannmannmann. Mannmannmann. Die logische Konsequenz wäre: Ich ziehe einfach raus, die anderen warten ja offenbar. Aber dann kommt einer, der sich korrekt verhält und es droht wirklich ein Unfall.
Versteht ihr, was ich meine? Und Dinge in der Art passieren mir häufig. Auf dem Rad nutzen andere oft den flüchtigen Moment, um mir schnell zuzuraunen, „was ich gerade falsch mache“. ABER DIE LIEGEN IMMER FALSCH! Leider ist es mir ob der Flüchtigkeit dann nie möglich, das klarzustellen. Was bleibt, ist eine weitere Kerbe in meiner Hirnrinde, ein weiteres Grübelnis. Wenn ich nur an das pummelige junge Mädchen denke, die mir leise entgegnet: „zu schnell“, während sie die Kurve schnibbelt und überraschend viel zu nahe an mir vorbei fährt. Was sie alle nicht wissen: Die Kerben bleiben, ich werde sie nicht los. Und irgendwann, wie die Tropfen im Fass, wird es zu viel. Dann wird es so sein, dass mir beim nächsten Kerbenhacker der Kragen platzt und ich… ich weiss nicht. Von Anschreien bis Zu Klump schlagen kann alles möglich sein. Und vermutlich trifft es nicht den richtigen, es wird ja nur einer der vielen Tropfen sein.

Bis dahin sammle ich weiter Kerben, stopfe alles in mich rein, kann leider nichts davon vergessen – nur verdrängen – und wie Bruce Banner kontrolliere ich mich eigentlich nur durch gewaltiges Zusammenreissen, während ich meine an meine morgendliche Ramipril denke. Extrem unentspannt. Was wäre nun besser? Endlich mal den Stöpsel ziehen oder hoffen, dass es bis zum letzten Tropfen möglichst lange dauert?

Denn sie wissen nicht, was sie tun.

 

4 Replies to “Denn sie wissen nicht, was sie tun”

  1. Meine Frau nennt es „Autofahrer-Tourette“. Mir hilft es aber, die „Kerben“ zu vergessen: Ich schrei einfach hin und wieder, wenn mir sowas im Auto passiert. Geht dann recht schnell wieder.

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