Vor einigen Tagen hatte ich es schon „angedroht„: Ich werde über meine Erfahrungen mit meinem neuen Linux-Smartphone berichten. Ich kann mir vorstellen, dass es den ein oder anderen interessiert, denn vielleicht setzt sich diese Idee ja mal im größeren Umfang durch. Und gleich vorweg kann ich sagen: Es funktioniert. Grundsätzlich.

Mit „funktionieren“ meine ich erstmal die Basis: Das Gerät bootet sauber mit Linux (bzw. Ubuntu Touch), es startet ein Einrichtungsassistent für Sprache etc. und es reagiert auf Touch- und Wischgesten. Doch im Gegensatz zur PC-Welt, wo selbst auf der vorletzten Gurke ein Linux noch geschmeidig läuft, sollte man hier darauf achten, dass das Smartphone nicht zu schwachbrüstig ist: Wenn auf Gesten nur verzögert reagiert wird, ist das nervig. Mein Gigaset (dessen technische Daten ich gerade nicht parat habe) ist im Bereich: „Geht“. Das bedeutet: Macht, was es soll, aber es könnte gerne einen Tick flotter reagieren. Aber ich bin ja auch ein ungeduldiger Mensch…

Kontaktarm
Zu Beginn bremsten zwei Erkenntnisse meine Euphorie nach Auspacken und Laden des Gerätes. Erstens: Bei den default vorhandenen Anwendungen ist kein Mail-Client dabei?!? Und zweitens: Ach ja, ich muss meine Kontakte vom iPhone ja noch ex- und dann importieren. Örks, wie war das denn noch? Meine erste Vermutung „Apple sieht bestimmt keinen Grund, mir das besonders einfach zu machen“ wurde nicht bestätigt. Im Gegenteil: In der Kontakt-App einfach lange auf den Namen der Liste drücken und schon kommt der Export-Dialog. Ich schickte mir die erzeugte vcf-Datei selbst als Mail. Nun musste ich nur noch… dafür sorgen, dass ich am Linux-Smarti auch Mails abrufen kann. Erst dann kommt überhaupt eine sinnvolle Nutzung des Gerätes für mich in Frage.

Keine Qual der Wahl
Wenn man im OpenStore nach „Mail“ sucht, findet man einige Apps. Aber das meiste ist sehr speziell. So wie ich das sehe, wird überhaupt nur ein einziger Anbieterunabhängiger MTU angeboten: Dekka 2, im Store nur Dekka genannt. Also nehmen wir den. Der fühlt sich auch erstmal geschmeidig an, man kann ihn verwenden, ohne lange zu suchen (generell sind im System aber einige Schriften/ Zeichen etwas blass…). Im Konto-Einrichtungs-Dialog kommt die mittlerweile übliche Liste mit bekannten Anbietern. Da die Telekom dort nicht bei ist, wähle ich IMAP und gebe die Daten manuell ein. Ist ja kein Problem, denn Servername etc. werde ich wohl nie wieder vergessen, da ich das Jahrelang supportet und Hilfe-Texte dafür geschrieben habe. Nun kommt etwas, das ich nicht mag: Am Ende der Eingabe drückt man auf „weiter“, es erscheint ein Kringel und der Text „Logindaten werden validiert“ und plötzlich ist man wieder auf der Einstellungsseite. OHNE jeden Hinweis, was denn nun gerade nicht geklappt hat. Was soll das? Soll ich nun raten? Auch ein weiteres Konto klappt nicht. Nach einigem hin und her versuche ich einen Workaround: Statt meiner Domain gebe ich zu Beginn der Einrichtung bei der Mailadresse @magenta.de ein und hier für findet der Assistent die passenden Einstellungen (welche identisch mit meinen manuellen Eingaben sind). Nun ändere ich die Mailadresse wieder auf meine Domain(s) und siehe da: Es funktioniert. Aber gleich der nächste Rückschlag: Beim Erstellen einer neuen Mail wird als Absender die @magenta.de-Adresse angezeigt. Das ist hoffentlich „nur“ ein interner Profilname? Eine Testmail bestätigt: Ja. Aber geil ist das auch nicht, denn obwohl ich einen eindeutigen Anmeldenamen gewählt habe, wird als Absenderadresse admin@lerigau.de verwendet, also das Hauptpostfach. Das ist doch kacke. Also werde ich gleich mal, wenn ich wieder Lust habe, den Relay-Server dort eintragen und hoffen, ich kann irgendwo die Absendeadressen „manipulieren“. Aber: Der Import der Kontakt-Liste war gar kein Problem. Aus der Mail lokal speichern, in der Kontakt-App den Import wählen und fertig.

Es zeigt sich dann auch bald ein Haken von so einem Nischensystem „Linux on Smartphone“: Man findet kaum irgendwo Hilfe oder Tipps und Tricks. Da hilft (hoffentlich) meine eigene Erfahrung.

Und sonst?
Der Browser funktioniert. Ich bin zwar seit einiger Zeit Brave gewohnt, aber das ist nicht so wichtig (die sind eh in letzter Zeit „komisch“ geworden). Da komme ich übrigens gleich zum nächsten Kritik-Punkt oder besser zu meinem nächsten Erstaunen: Ich hätte erwartet, dass im OpenStore eine endlose Fülle von Software angeboten wird. Das scheint aber nicht so, siehe Mail-Client. Aber ich muss mal sehen, ob alles da ist, was den üblichen Bedarf deckt. Ich meine auch, dass es neben dem ObenStore noch andere Quellen für Software gibt (ist ja Linux). Wie Touch-tauglich die dann sind, wird sich zeigen.
Kalender, Wetter- und Musik-App sind vorhanden. Ich habe auch was für Podcasts gefunden und auch eine Radio-App. Und sogar eine Guitar-App, die noch cooler ist als die vom iPhone: Man kann seine Gitarre nicht nur stimmen, man bekommt auch Akkorde angezeigt, kann komponieren und sogar Schlagzeug-Rhythmen zur Begleitung sind vorhanden.
Irgendwann werde ich mich auch mit den Wegen beschäftigen müssen, Android-Apps nutzen zu können (Waydroid…?). Denn ich gehe davon aus, dass beispielsweise die Banking-Apps wesentlich besser zu nutzen sind als die Webseiten im mobilen Browser… ich werde berichten.

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