Teil 1 findet ihr hier

Hat nicht jeder junge Mensch mal die Idee, Gitarre zu lernen? Hält man dann eine Gitarre in der Hand, merken die meisten schnell: Eben rumschraddeln und sowas wie Musik erzeugen ist ganz und gar nicht „einfach so“ zu machen. Genau so schnell verliert man dann meist wieder die Lust.

Schon vor vielen Jahren hatte ich mir eine Gitarre gekauft. So richtig neu, mit Tasche, Lern-Broschüre, Stimmpfeife und ohne Ahnung. Die Broschüre war mal richtig Mist, glatt zum Abgewöhnen. Also stand die Gitarre fein in der Ecke und konnte Dank der Tasche nicht einstauben. Irgendwann (ca. 2011) stolperte ich über einen VHS-Kurs, welcher einem an drei Abenden das Gitarrenspiel für Anfänger vermitteln wollte. Diese Kurse sind schnell belegt! Ich ergatterte einen Platz.
Dann ergab sich etwas, das damit erstmal nichts zu tun hat: Unser Sohn konnte relativ spontan die Schule wechseln, von der Realschule zu einer IGS (am Rande: später schaffte er sogar das Abitur). Dort haben die Klassenzüge verschiedene Zuordnungen. Unser Bengel kam selbstverständlich in die Orchesterklasse und dort hatten die anderen Schüler schon zwei Jahre „Vorsprung“. Also überlies ich ihm den Gitarrenkurs, damit er ein paar Grundlagen sammeln kann (Ich habe nie erfahren, ob das was genutzt hat).
Und ich war wieder kein Stück weiter. Gitarrenkurse sind rar und ich zu träge, um Alternativen zu suchen. Ausserdem bin ich geizig. Und ich bin auch nicht der Typ Mensch, der sich mit anderen Gleichgesinnten trifft, um gemeinsam… nee.

Zehn Jahre vergingen. Viel passierte, nix musikalisches. Aber irgendwo im Hirn lauerte noch immer der Gedanke ans Gitarre-Spielen auf seine Chance und die Gitarre in der Ecke war noch immer neu… Beim Plaudern mit meiner herzallerliebsten Frau erwähnte ich das, und wie ich mich doch über mich selbst ärgern würde, nicht „in die Hufe“ zu kommen. Und weil Frauen so tolle Sachen machen, schenkte sie mir zum Geburtstag Unterrichtsstunden: Viermal bei einem professionellen Musiklehrer, ein Schnupperkurs für Gitarre! Gleich Anfang November ging es los. Ich schnallte meine Gitarre auf den Rücken und radelte hin. Der Musicus stimmte erstmal meine Klampfe und dann wurde nicht lange gefackelt: Er zeigte mir die einfachste Variante (was ich damals noch nicht wusste) vom G-Akkord und das D und ich versuchte, die ersten sinnvollen Töne aus dieser Gitarre zu holen. Und es ging! Bald kam „das kleine C“ dazu und mit dem E-Moll hatte man alle Akkorde, um eine vereinfachte Version von Country Roads zu spielen.

Seit diesem ersten Abend, das ist jetzt gut vier Monate her, habe ich bis heute jeden Tag Gitarre geübt. Und wenn es nur ein paar Minuten waren… meistens verging aber viel mehr Zeit beim üben, weil man am Anfang große Fortschritte macht und es wirklich Freude bereitet. Später wird es dann zäher… aber dann ist es eine Herausforderung, keine Quälerei (Tipp: Übt keine Akkorde, sondern den Akkordwechsel von G nach C, C nach D usw.). Wie toll, neue Akkorde zu lernen und zu üben! Und dann noch mit der Schlaghand im Rhythmus bleiben, während man diverse Schlagmuster trainiert. Nebenbei mache ich fast täglich Dehnübungen für die Finger und das hat in der Tat eine Menge gebracht. Ich selbst hab das gar nicht so gemerkt, aber als ich Angela zeigen wollte, wie einfach die Anfänge sind, sagte sie „ich kriege meine Finger gar nicht so geknickt wie du!“. Och, siehste.
In der Zwischenzeit hatte ich mir sogar eine neue Gitarre gekauft, denn die andere war nicht so das richtige… Stahlsaiten sind für Anfänger ne harte Sache. Kurz vor Weihnachten verkaufte ich sie über Kleinanzeigen online: „Gitarren-Set zu verkaufen, kaum benutzt, mit Tasche – Karriere, Weltruhm möglich!“ Schon am nächsten Tag wurde sie abgeholt und bar bezahlt, sollte wohl ein Geschenk werden.
Meine neue Gitarre heisst übrigens Jutta. Ich weiß nicht, warum: Ich packte sie aus, spielte ein wenig und auf einmal war mir klar, dass das Jutta ist. Dann soll das eben so sein. Sie hat Nylonsaiten und sogar einen etwas breiteren Hals. Das ist gut für meine dicken Schlosser-Finger. Mein Lehrer hat die auch „abgenickt“ und für OK befunden.

Da Angela und ich bald eine kleine Auszeit machen und fünf Monate unter Segel in der Ostsee rumschippern wollen, kam ich schnell auf die Idee: Gitarre muss mit! Ich will ja weiterhin jeden Tag üben und wie romantisch könnte es sein, in einer Ankerbucht den Sonnenuntergang zu begleiten… es dauerte gar nicht lange bis ich mir einredete: Ich brauche eine Reise-Gitarre! So eine habe ich nun: eine Harley Benton Traveler E-Steel, siehe Beitragsbild. Ja, sie hat Stahlsaiten und ja, der Hals ist recht schmal. Aber ich kann gut darauf spielen 🙂

Meine Empfehlung an alle, die auch mit solchen Gedanken rumlaufen: Einfach anfangen! Mittlerweile gibt es auch sehr gute YT-Videos. Die alle haben nur einen Haken: Da ist keiner, der euch auf eure Fehler hinweist. Aber das schafft man auch so und oft kommt es auch gar nicht sooo genau drauf an… machen!

Nun habe ich wieder so viel geschrieben, ich teile das doch noch mal: Morgen bald gibt es den dritten Teil der Miniserie „Holger wird Musiker“, danach kommt noch ein weiterer… (Nachtrag: und noch einer)

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