Jedes Jahr ziehe ich Tomatenpflänzchen aus Samen. Erst in einem Anzuchtkasten, dann nach einigen Wochen kommen die kleinen Pflanzen in eigene Pötte und wenn sie gross und stark genug sind, dann werden sie rausgepflanzt. Und jedes Jahr bin ich am überlegen: Wie war das noch mit dem Pikieren? Im Grunde ist es ganz einfach: Das erste Blattpaar sind die so genannten Keimblätter. Wenn das zweite Blattpaar gut rauskommt, dann ist der Moment zum Umtopfen. Und Details dazu lese ich jedes Jahr wieder nach, weil ich ja nichts falsch machen will. Und immer wieder wird bei allen möglichen Anleitungen erwähnt „…dazu nimmt man dann einen Pikierstab…“. Was für ein Unfug, wer kauft denn sowas? Jeder alte hölzerne Eisstiel, jeder nicht mehr schreibende Kugelschreiber und fast jeder Finger eignet sich ganz genau so gut dafür. Und die Pflanztiefe ist auch unkritisch, denn man kann die Tomätchen ruhig bis zu den Keimblättern in die neue Erde setzen: Der Pikierstab wird von mir gekürt zum sinnlosesten Gartenwerkzeug überhaupt.

Das hält natürlich den Handel nicht davon ab, solche Pikierstäbe in allen erdenklichen Farben, Formen und Materialien anzubieten. Da gibt es sogar welche aus biologisch gerechtem Holzanbau mit Lederbändchen und man kann die auch gleich im Fünferpack kaufen. Nur, dass man für das Geld eines solchen „hochwertigen“ Stabes schon 3 Kilo fertige Tomaten kaufen kann. Wenn der angehende heimische Selbstgemüseanbauer dann noch so weit geht, extra Anzuchterde zu kaufen, spezielle Kokospalmenfasertöpfe für die Aussaat und natürlich die unersetzliche spezielle und auf keinen Fall günstige Pikiererde fürs Umtopfen (je ein Drittel Erde, Sand und Kompost), dann ist auf jeden Fall sichergestellt: Der dümmste Bauer hat nicht unbedingt die dicksten Tomaten, aber auf jeden Fall genug dafür bezahlt, auch wenn er sie selbst anpflanzt.

PS: Als ich das erste mal Tomaten selber gezogen habe, habe ich all das gar nicht gewusst und auch nicht beachtet und dennoch hatte ich ganz tolle, grosse Pflanzen mit viel Ertrag… manchmal ist es vielleicht nicht gut, alles zu wissen.

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2 Replies to “Das sinnloseste Gartenwerkzeug der Welt”

  1. Musste tatsächlich mal googeln was überhautp ein Pikierstab ist.
    Witzig….Dinge die die Welt nicht braucht… sowas müssen wir auch erfinden !

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