Jede zehnte Ebay-Auktion geht irgendwie in die Hose. Das ist meine Erfahrung, die ich schon seit Jahren propagiere. Das kann alles noch so toll sein, ob man nun etwas sehr günstig ersteigert oder für einen unerwartet hohen Preis „loswerden“ kann: Spätestens bei der zehnten Auktion passiert irgendwas, das einem die Lust am ebayen vermiesen kann.

Als aktuelles Beispiel soll eine der letzten Verkaufsauktionen meiner Frau dienen: Wir hatten einige Sachen, die wir echt nicht mehr brauchten, aber zum wegschmeissen wirklich zu schade waren. Vielleicht kann man aber anderen damit eine Freude machen und wenn wir da noch ein paar Euro für kriegen, dann freuen wir uns auch. Etliche Auktionen dümpelten vor sich hin, nicht wenige Sachen haben wir dann für einen Euro (plus Versand) weggegeben.

Plus Versand. Und wie berechnet man die Versandkosten? Wenn es sich um einen (zu erwartenden) hochpreisigen Artikel handelt, z.B. ein iPhone, dann macht man gern den Paketversand. Kostet aktuell knapp sieben Euro? Spielt ja auch keine Rolle, wenn der Artikel für über 100 Euro weg geht, dann macht der ein oder andere Euro auch nix. Weder für den Versender noch für den Käufer. Je nach Artikel kann man auch einiges an Zeit und Energie investieren, um den besten, fairsten Versandpreis zu ermitteln.
Handelt es sich aber um einen Artikel, der nicht über dem Niedrigpreissektor enden wird und auch im Grunde nicht ganz so kritisch ist, dann kann man die Versandkosten schon eher einfach grob überschlagen, ist halt weniger Mühe und kommt schon hin. Ein Päckchen kostet aktuell 3,90, zack, fertig kalkuliert. Wenn man das nun noch etwas aufwendiger einpacken muss etc., dann ist das halt so. Und wenn man es günstiger versenden kann, hat man etwas Glück gehabt.

Nun endete eine Auktion, wo wir das Konfirmations-Jackett unseres Sohnes verkauften. Ein-, zweimal getragen, wirklich wie neu, Neupreis ca. 60,- Euro, Grösse 158 und das kann sicher jemand gebrauchen. Der Preis stand bei Auktionsende bei 2,64 Euro. Was solls. Gleich nach Ende der Auktion bekamen wir von der Käuferin – nennen wir sie Nervi – eine Mail mit der Bitte, dass wir das Jackett doch bitte sehr schnell versenden, weil sie es nächsten Donnerstag bräuchte. Bis zum Versandzeitpunkt würde und war das Geld dafür noch nicht auf unserem Konto. Für uns war der fehlende Geldeingang schnuppe, für/ trotz die paar Euro tut man gern ein Gefallen und wir brachten das Paket flott zur nächsten Post. Dort offenbarte man uns, dass so gerade noch ein Briefversand für 2,40 ginge (Maxi-Brief?) und das könnte ja auch schneller zugestellt werden. Das wäre sicher im Sinne der lieben Nervi, dachten wir, und schickten die Jacke auf die Reise.

Leider kam es nicht so rechtzeitig an wie von Nervi gewünscht und leider hatte meine Frau daraufhin eine weitere Mail von eBay in ihrem Postfach:

„Leider erst heute angekommen. Warum soll ich 3,90 Euro Päckchen zählen, wenn Sie doch dann per Brief zu 2,40 Euro versenden?“

Da war sie, die zehnte Auktion. Wir hatten frecherweise, nur um uns selbst enorm zu bereichern, eineurofünfzig mehr Versandkosten berechnet, als wir hätten nehmen dürfen. Gesamtpreis der Auktion ca. 6,-. Wahrer Warenwert vermutlich darüber. Den Aufwand um jede Auktion herum: lieber nicht kalkulieren.

Ich könnte mich masslos darüber aufregen, weil „echte eBayer“ sowas nicht machen. Ich könnte auch noch erwähnen, dass wir eine Mail vom eBay-Kundenservice bekamen, weil eine Beschwerde eingegangen ist. Das Thema ist also noch nicht beendet, wir haben ja 62% zuviel Versandkosten berechnet, das ist offenbar natürlich Wucher. Nein, wir werden diese Kackeinsfuffzig auf keinen Fall „zurückerstatten“, da kann ich genauso zäh sein wie Nervi. Trotz aller Mühe deswegen bleibt für mich die Frage: Was soll denn so ein Scheiss bitte? Denn wenn es „ums Prinzip“ geht dann lautet meine Antwort:
Liebe Nervi, du hast die Prinzipien für ein gutes Miteinander bei Ebay (und vermutlich im Leben) leider noch nicht verstanden.

Nachtrag:
Gestern Abend hat die gute Nervi nach unserer Antwort noch einen (recht schnippischen) Text abgeschickt, aus dem hervorgeht, dass sie uns durchschaut hätte und wir ob des günstigen Ersteigerungspreises eindeutig über die Versandkosten unseren Gewinn erhöht haben (Ihr Originaltext war etwas simpler, dafür länger). Der „Fall“ bei eBay war geschlosssen. Nun gehen meine Frau und ich siegesstolz die anderthalb Euro verprassen….

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3 Replies to “Jede zehnte Auktion”

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