Ich mache ja seit einiger Zeit so genannten Reha-Sport, fürn Rücken. Von der Krankenkasse übernommen. Jeden Dienstag um 19:30, 45 Minuten. Heute musste ich erst noch gegen 18:00 in Jeddeloh einen Termin wahrnehmen, ziemlich genau in der gegenteiligen Richtung. Mit ein paar Leuten haben wir was wegen eines Rasenmäherrennens besprochen, tut hier aber nichts zur Sache. Auf jeden Fall war es sehr warm heute, das Thermometer im Auto zeigte 27,5 Grad und die Hitze war drückend. Natürlich wurde mir was zu trinken angeboten und ich hatte die Wahl zwischen einem Erdinger Alkoholfrei und einem Becks Lime (oder so). Ich hab letzteres gewählt und es war in der Hitze wirklich erfrischend und lecker. Insgesamt hab ich an der Flasche sicher eine halbe Stunde rumgenatschelt, bis sie leer war. Mehr wollte ich dann auch nicht. Um 19:00 musste ich mich verabschieden, um rechtzeitig beim Sport zu sein. Im Auto habe ich dann abwechselnd gefroren und geschwitzt, weil die Klimaanlage auf Dauer zu kalt war und ich sie zwischendurch immer wieder ausgeschaltet habe (hätte vielleicht nicht auf 16,0 Grad einstellen sollen…). Ich brauchte exakt 24 Minuten zum Reha-Zentrum, dort noch flott Sportklamotten an und erstmal aufs Klo. Dann am Wasserhahn Hände und Gesicht befeuchtet und gekühlt sowie nen ordentlichen Schluck kaltes Wasser getrunken, das tat gut!
Auf zum Treffpunkt und dort ging es auch bald los. Der Übungsleiter versprach ob der Hitze leichte, ruhige Übungen, die mich aber dennoch schnell ins Schwitzen brachten. Bei einer Übung kam der „Coach“ bei mir vorbei und korrigierte meine Haltung, sagte irgendwas und dann noch halblaut „… und keinen Alkohol vorm Sport!“ und zwinkerte mich dabei an. Ich war baff und brachte nur ein stöhnendes „ging nicht anders“ hervor, die Übung verlangte auch meine ganze Konzentration.
Ging nicht anders. Was für eine saudoofe Antwort! Welch typische Säuferausrede! Ein einfaches „ja“ oder „tja“, wäre vollkommen ausreichend gewesen, und auch fair. Tatsache: Der Sportheini hat dieses eine Halbbier offensichtlich wahrgenommen und mir das auch korrekt mitgeteilt. Ein Bierchen, von dem ich schon beim Trinken annahm, es kommt eh‘ nicht alles unten an, weil mir so warm war. Ein Bier, welches eigentlich schon ausgeschwitzt war und die Reste noch mit frischem Wasser verdünnt. Hätte er das Erdinger wohl auch wahrgenommen? Ist es der Biergeruch? Oder ist es doch dieser typische Alkoholgeruch, den man als Nicht- oder Kaumtrinker genauso wahrnimmt wie ein Nichtraucher merkt, wenn geraucht wurde?
Auf jeden Fall geht es immer anders. Ich bin noch mit gesellschaftlichen Zwängen aufgewachsen, wo man kein richtiger Kerl war, wenn man kein Bier trank, aber NEIN sagen kann man immer. Heutzutage – sowohl ich als erwachsener, reifer Mensch als auch alle in einer hoffentlich toleranteren Gesellschaft – ist jede Ausrede pro Alkohol Selbstverarschung. Was natürlich nicht heissen soll, dass ich nicht gern Bier trinke. Aber ich fühlte mich schon peinlich erwischt. Und wenn einer in solchen Situationen versucht, anderen die Schuld zu geben, dann ist das kein gutes Zeichen (doofe Bullen, was machen die nachts auf der Strasse und halten mich an etc.).
Wichtig ist mir in diesem Fall, dass ich mir selbst keine Ausrede liefern muss. Ich hab das bunte Becks gern getrunken, es hat meinen Durst gelöscht, es war lecker und ich hab sicher nichts verkehrtes getan und ich muss mich nicht gegenüber einem Übungsleiter erklären.
Doof wars trotzdem, einen kurzen Moment lang.
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