Heute – oh, nein, gestern um 00:56 Uhr – erfuhren wir per Telefonanruf, dass meine Schwiegermutter verstorben ist. Es kam wirklich nicht überraschend, aber auf „den Moment“ kann man sich nicht vorbereiten. Es ist immer unpassend.

Und das klingt so doof: „Was, jetzt?“. Dabei ist doch eh alles andere unwichtig. Oder auch nicht? Oma ist 86 Jahre alt geworden. Und seit langem wurde sie immer weniger. Kann man sich auf den Tod vorbereiten? Antwort: Ja, aber vielleicht nicht als Oma. Als Soldat, als Revolutionär, als Kämpfer für eine Sache: Man schliesst mit allem ab und geht einen Schritt vor (so zumindest hat Hollywood uns das gelehrt). Als Mensch, der alt wird, läuft das vermutlich anders ab. Man merkt, was Alter bedeutet, man reduziert alles und irgendwie merkt man, dass man nicht einfach aufhören kann zu leben, nur weil man das will.
Meine Oma sagte damals (vor fast 26 Jahren) drei Tage vor ihrem Tod zu mir: „Ich hätte nicht gedacht, das Sterben so schwer ist“. Mein Vater wachte aus seinem Mittagsschlaf – einen Tag nach seiner goldenen Hochzeit – nicht wieder auf. Das war 2010. Ich glaube, meine Schwiegermutter wollte das auch immer so in der Art hinbekommen: Abends ins Bett und nie wieder aufstehen.

Heute hat sie es (endlich) geschafft. Und wir sind noch da. Ich freue mich für sie, aber ich fühle mich trotzdem scheisse.
Wieder so ein Moment, wo man feststellt: Man lebt wirklich nur einmal, es gibt keine zweite Chance! Nutze den verdammten Tag oder verschenke die Zeit ans Nichts, aber: Lebe.

Hier wollte ich mich eigentlich zusammenreissen und nichts weiter schreiben, aber es gibt noch so viele Gedanken. Da ist zum Beispiel das reale Leben: Oma möchte verbrannt werden und im Friedwald beigesetzt. Da muss man sich drum kümmern. Und Opa ist auch noch da. Dement, aber nicht doof. Und allein.
Und dann sitzen Angela und ich da und sie denkt: „Dann melde ich mich morgen krank, aber es ist sooviel Arbeit im Büro“.
Meine Antwort: „Das ist scheissegal. Keine Arbeit ist wichtig“. Alles geht vorüber. Nichts ist dringend. EDV-Probleme? Entscheidungen über kommende Projekte? Entmilitarisierung der Krim? Pah. Zivilisationsprobleme.
Doch was bilden wir uns ein, solche Sachen empor zu heben, wichtiger als den Alltag eines jeden Menschen zu machen?

Leider kenne ich die Antwort.

  • 0
  • 0
  • 0

2 Replies to “Es passt nie”

  1. Mein herzliches Beileid.

    Über dieses Thema haben wir gestern noch mit unserem Nachbar gesprochen, der den Krebs besiegt hat und jetzt 78 Jahre alt ist. Man denkt man könne sich vorbereiten, man weiß das Leben ist endlich. Man hofft der Tod kommt schnell und schmerzlos. Wenn es dann aber so weit ist hält man mit aller Kraft am Leben fest. Man stellt sich den eigenenTod als eine Umarmung vor die man guten Gewissens annehmen kann, aber ist das so? Tun wir alles, damit wir dieses Annehmen auch wirklich schaffen?

    Ich wünsche euch Kraft und Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit und gute Entscheidungen das Leben betreffend.

  2. Danke.
    Vielleicht hat sich der Mensch zu weit von der Natur entfernt, als das wir den Tod noch als natürliche Gegebenheit hinnehmen können…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert