Ich war mit einem recht guten Freund unterwegs. Ein feiner Mensch, viel Lebenserfahrung, eher durchschnittliche Bildung, steht mitten im Leben. Wir saßen im Auto und unterhielten uns. Er erzählte mir, was er Tags zuvor im TV gesehen hatte und das wär ja n Ding.

Es ging um einen jungen Afghanen, der irgendwo in Deutschland lebt, in sonem Containerdorf, und der würde alle um sich rum drangsalieren. Aber man könnte den nicht loswerden, nicht abschieben, weil… (hab ich vergessen). Jetzt kommts: „Und, das glaubst du nicht, der Hammer: Dieser eine Afgahne kostet uns jeden Monat 40.000,- Euro“. Da war ich in der Tat baff. Ich warf ein, dass diese Summe sicherlich eine Addition alle Unkosten inkl. Gehälter und Bearbeitern und vermutlich auch andere Migranten… Nein, dieser eine kostet uns 40.000! Im Monat!
Mein Freund war nicht davon abzubringen. Weil er merkte, dass ich das nicht so richtig glauben wollte, sagte er dann: „Okay, das wirst du vermutlich auch noch irgendwann mal gucken“. Daraufhin erinnerte ich ihn, ich würde kein Fernsehen gucken. Wie, gar nicht? Nee. Viiielleicht mal „Hallo Niedersachen“ auf N3, aber das auch selten. Jetzt war er baff. Eine Weile war es ruhig im Auto.
Dann sagte er doch wirklich, zwar laut aber mehr zu sich selbst: „Aber dann hast du ja gar keine Informationen, wenn mal Wahlen sind und so….“. Dieser Freund ist wirklich ein feiner Kerl und ich will ihm gar keinen Vorwurf machen. Er ist vermutlich nur ein Beleg dafür, wie ein großer Teil der Bevölkerung tickt und lebt. Und wenn man das dann zu Ende denkt, dann muss man sich auch nicht mehr wundern, wenn AfD etc. Stimmen bekommen: Die bedienen nämlich genau diese Zielgruppe, mit Meinungsmache statt Informationen. Ich hoffe aber, diese Gruppe ist kleiner als man vermuten könnte. Neulich erfuhr ich: Wenn man auf Tiktok einen neuen Account anlegt, dann bekommt man erst bis zu vier AfD-Spots(?) angezeigt, bevor anderer Content kommt… vor vielen Jahren war sowas noch Sience Fiction.
Es gibt doch bestimmt noch mehr Menschen, die sich wie ich über andere Wege informieren: Zeitungen, Radio (ich höre gern NDR Info), Podcasts (u.a. DLF) und nicht permanent den Fernseher laufen haben?

(Ich habe übrigens wegen des 40.000-Euro-Afghanen nicht weiter recherchiert)

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3 Replies to “Echt? Ohne Fernsehen keine Meinung?”

  1. Solche Geschichten erlebt man aktuell fast täglich. Oft noch mit dem Zusatz, „Es kam doch im Fernsehen, also muss es stimmen.“ Und das kommt, wie Du schon richtig sagst, oft von gebildeten und sehr netten Menschen. Wie soll man damit umgehen? Ich habe inzwischen keine Ahnung mehr und stehe dem oft hilflos gegenüber.

  2. Tja. Ich versuche: Erstens das nur noch zur Kenntnis zu nehmen, und zweitens, das nicht zu bewerten. Wenn es das neue Normal ist, dann bin ich halt anders.

  3. Vor der Wahl waren die meisten Kollegen jeden Tag am Toben, wenn abends zuvor wieder irgendwo eine Wahlsendung, eines dieser Duelle oder so war. Ich selbst habe die nicht gesehen (weil auch nur Mediathek, kein lineares Fernsehen) und war daher auch der Bemitleidenswerte. Aber ehrlich: ich spar mir die Zeit, es fehlt sowieso an allen Ecken und Enden davon, ich schaff kaum das, was ich machen will, da schau ich mir doch nicht solche Sachen an. Zumal sich die Sendungen sowieso recht schnell zusammenfassen lassen auf Muh und Meff.

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