Vor wenigen Tagen erzählte ich hier, wie ich Rindfleisch trocknete: Klick. Und weil bald für uns (Angela und mich) eine längere Seereise ansteht, möchte ich bzgl. unserer Vorräte etwas voraus planen. Wir segeln zwar nicht in die Wildnis, aber es werden schon längere Schläge dabei sein, wo wir dann tagelang nicht an Land sein werden. Und dann ist es doch gut, wenn man haltbare Vorräte hat und mal was für zwischendurch, das keine Gummibären etc. sind. Details dazu kommen bald auf unserer entsprechenden Webseite (Schlickspur.de), hier gehts ums Dörren.
Wikipedia formuliert: Dörren ist das Konservieren von Lebensmitteln durch Lufttrocknung. Deswegen habe ich mir gebraucht einen Dörrautomaten besorgt. Der war sehr günstig, wirkt solide und ist so schön spartanisch, wie ich es mag: Nicht Dutzende Knöpfe und Einstellmöglichkeiten sondern nur ein dicker Knopf: Ein und Aus. Keine Temperaturregelung, kein Timer, kein Display, keine Zusatzfunktionen, keine Uhrzeit usw. Der ein oder andere könnte nun argumentieren: Aber mit solchen Regelungen hättest du doch viel mehr Möglichkeiten, denn Zwiebeln brauchen eine andere Temperatur als Pilze und wenn das Ding durchläuft, wann soll das denn abschalten usw.
Für letzteren Punkt habe ich den Automat an eine Zeitschaltuhr gesteckt. Denn in der Tat: Man kann auch zu lange trocknen und dann wird die Ware brüchig und so. Außerdem ist es einfach praktisch: Man kann den Apparat anstellen und das Haus verlassen. Die Uhr schaltet ab, wenn es so weit ist. Sollte sich herausstellen, dass das noch nicht ganz durchgetrocknet ist, schaltet man einfach wieder ein. Und bzgl. der nicht einzustellenden Wärme: Ein Solar-Dörrautomat oder sonstige Selbstbauten kommen auch ohne aus. Mit zu wenig Temperatur dauert das Trocknen vielleicht etwas länger, sonst passiert nix schlimmes. Ist es zu warm, kann es chemische Reaktionen im Trockengut geben und die Eigenschaften verändern sich (braune Färbungen, Aroma verändert sich, Vitamine werden vernichtet). Nein, so ist es gut.
Mein Apparat hat stapelbare Etagen, die man auch weglassen kann – weniger Raum benötigt weniger warme Luft. Weil ich den gleich ausprobieren wollte, hab ich einfach mal eine Dose mit Ananasringen geöffnet, den Saft abgegossen (lecker!) und die Scheiben eine Zeit lang abtropfen lassen. Dann verteilte ich die Scheiben und schmiss das Ding an. Bald ging schon ein leckerer Duft durch die Küche. Beim nächsten Einkauf nahm ich Bananen mit, schnitt sie in Scheiben und dörrte sie auch. Immer so 5 bis 6 Stunden hat gereicht, die Ananas etwas länger. Die ersten Ergebnisse könnt ihr auf dem Bild ganz oben „in groß“ sehen. Ich habe die Ananas vorher nicht gewogen, aber anschliessend hatten sie nur ca. ein Drittel an Volumen. Die Bananen wog ich vorher und nachher: Vier geschälte Bananen brachten 314g auf die Waage. Nach dem Trocknen ergaben alle Scheiben gerade 72g. Und das ist echt lecker! Bei Bananen mag das trocknen ja noch Sinn bringen, weil die alle auf einmal reif und braun werden, man aber nicht sooo viele Bananen essen kann. Aber warum sollte man eine Konserve öffnen, das ist doch auch gut haltbar da drin? Weil: Erstmal brauchen die jetzt weniger Platz (ich bekomme sicherlich den Inhalt von drei Dosen in ein Glas) und zweitens: Man kann es prima dosieren! Wenn ich eine Scheibe möchte, dann nehme ich sie und muss mir um Reste keine Gedanken machen. Dieses Dörrobst ist übrigens eine sehr gute Alternative zu Süßigkeiten und garantiert nahrhafter. Ich stelle mir vor, wie ich irgendwann auf See im Cockpit sitze und Wache halte und mir zwischendurch mal ein Stück Ananas oder lecker Trockenrind gönne 🙂
Gestern habe ich dann mal zwei Zwiebeln geschält, in halbe Ringe geschnitten und auch gedörrt. Das entwickelt aber schnell einen, äh, besonderen Geruch, so dass ich das Gerät bald in die Garage brachte, wo es weiterdörren durfte. Die beiden Zwiebeln wogen 200g, die gedörrten Ringe davon kamen nur noch auf 29g. Jetzt aber die entscheidende Frage: Warum sollte man Zwiebeln trocknen, die halten doch auch so – richtig gelagert – ziemlich lange? Das stimmt. Aber jetzt habe ich eine kleine Reserve in einem kleinen braunen Glas, wo vorher Gemüsebrühe drin war. Dazu ein Tipp: Man sollte die halben Scheiben vor dem Trocknen etwas auseinander zubbeln, dann trocknen die viel schneller und gründlicher. Und ich kann die nun auch dosieren (vielleicht mal ein paar Stückchen mit aufs Wurstbrot?).
Als nächstes möchte ich Paprika trocknen und Pilze. Da bin ich schon ganz gespannt drauf, denn damit kann man bestimmt so manche Mahlzeit verfeinern! Und beides hält ja nicht so lange frisch, also sind das ideale Dörr-Kandidaten. Rindfleisch werde ich auch noch weitere Portionen machen, das letzte Glas ist schon recht leer 🙂 Dann werde ich aber Barbeque-Sauce verwenden. Mir knurrt jetzt schon der Magen!
Ganz nebenbei sammle ich nun wieder Gläser zum aufbewahren. Und weil ja einiges davon an Bord soll, suche ich auch Kisten oder Kartons, wo ich die Bruchsicher verstauen kann. Zwischen die Gläser kommt dann der übliche Kram, der in den üblichen Paketen immer drin ist: Zerknülltes Packpapier und Luftpolsterfolie. Wegen der Naturnähe stehe ich eher auf ersteres, aber wegen unvermeindlicher Feuchtigkeit wäre die Ploppfolie vermutlich die bessere Wahl. Mal sehen. Der verfügbare Platz ist eh sehr begrenzt an Bord. Ich glaube, ich werde so eine Art „Dörr-Koffer“ zusammenstellen. Ob der Dörrautomat dann mitkommt? Eigentlich müsste er das… hm.
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Seit Jahren habe ich Interesse an einem Dörrautomat.
Doch das für mich passende Gerät habe ich noch nicht gefunden.
Durch deinen Artikel werde ich wieder die Suche aufnehmen.
Liebe Grüße M.M.
Ja, viel Erfolg! Und denk dran: Man muss nicht viel Geld ausgeben, um gute Ergebnisse zu haben.
Ich kann das wirklich nur empfehlen. Gestern habe ich Karotten getrocknet, letzte Nacht Hähnchenfleisch.