Falls ihr euch überlegt, einen Anhänger anzuschaffen, dann sage ich: Tu das! Unbedingt! Den braucht man immer. Hat man erstmal einen, dann ergeben sich die Situationen von selbst und man weiß gar nicht, was man sonst gemacht hätte. Und die Kosten sind auch gering. Dann noch einen Tipp: Kauft euch einen ungebremsten Anhänger! Tonnenschwere Lasten werdet ihr eh nie bewegen und ohne Bremse sind Wartung, Instandhaltung und HU auch gar kein Problem. Ich habe einen Anhänger mit Bremse.

Das ist quasi ein Erbstück und seit dem ich den verrotteten OSB-Boden gegen einen Smartfloor (geile Aluprofile) ausgetauscht habe, ist der Anhänger auch echt solide. Und die Bremse? Wird einfach nicht benutzt, jedenfalls von mir. Ich nehme lieber einen Keil oder einen Holzbalken oder nen alten Stiefel oder sonst was, damit er nicht wegrollt. Denn das Problem ist: Die meisten Anhänger stehen die meiste Zeit nur rum. Und wenn dann die Bremse angezogen ist, dann bleibt die manchmal fest. Das ist dann doof. Das erste und das letzte mal, dass mir das passierte, war bei meinem blaumetallicfarbenen Ford Fokus, als ich noch bei der Luftwaffe in Oldenburg war. Das müsste 1990 gewesen sein.
Letzten Samstag war meine Ehefrau mit unseren Söhnen im Vorgarten, um dort anzufangen, Radikalkur zu machen. Der Grünschnitt ging natürlich auch auf den Anhänger. Ich weiss nicht, wo die den hinstellten, aber irgendwer war wohl der Meinung, das es besser sei, die Bremse anzuziehen. Und als ich irgendwann später nach Hause kam, da wurde mir gegenüber während eines freundlichen Gespräches, wie der Tag denn so war, mitgeteilt, ach ja, die Bremse vom Anhänger wäre fest, ein Rad blockiert. Da müsste ich mal gucken. Aha.
Meine erste Idee: Hinters Auto hängen und ne Hubbelstrecke fahren. Aber wenn, oder falls… nee, das muss eleganter gehen. Dann vergaß ich das alles wieder, weil ich andere Sachen um die Ohren hatte. Heute Nachmittag, ne knappe Woche ist vergangen, wollte ich die Restsonne des Tages geniessen und schon mal im Vorgarten weiterschnibbeln. Um mir lange Wege zu ersparen, fand ich es eine gute Idee, den Anhänger ein paar Meter… ups, achja, da war ja was. Also legte ich die Rosenschere beiseite und holte den Akkuschlagschrauber. Wie bekam ich die Anhänger-Seite mit dem Rad nun in die Luft, so dass ich es abmontieren konnte? Mit nem Hebel! Ich hab eine dicke Bohle geholt und irgendetwas, das höhenmässig zum Unterstellen passt und habe eben die Seite hochgewuppt. Es reicht ja, wenn das Rad nen Zentimeter über dem Boden ist.

Das hielt, das blieb so! Nun setzte ich den Schlagschrauber an und ruckzuck war das Rad runter. Ich hoffte, mit ein paar Hammerschlägen gegen die Bremstrommel die Beläge überreden zu können, zurückzuspringen. Denn die werden ja durch eine Feder wieder zusammengezogen, irgendwas klemmte da also. Aber es half nichts. Es löste sich nicht. Mir blieb nix anderes übrig, als das Ding zu öffnen.  Datu muss erstmal die Fettkappe ab, damit ich an die Radmutter komme. Die Fettkappe sah ganz schön zerdengelt aus, aber man konnte erkennen, dass es an zwei Seiten so Abflachungen gab, wo man einen groooßen Maulschlüssel ansetzen könnte. So einen hatte ich nicht. Aber so einen Multiverstellschlüsselzangendings habe ich und fummelte mir einen ab, damit er fasste und ich eine Umdrehung abdrehen konnte. Dann fluppschte er meistens wieder ab und ich musste ihn erneut dranfummeln.

Nach ca. vier mühsamen Umdrehungen bemerkte ich, dass die Fettkappe nicht aufgeschraubt sondern raufgesteckt war. Ich hebelte mit zwei verschieden großen Schraubndrehern, bis das Ding runter war. Die Radmutter kam zum Vorschein. Im ersten Moment sah das aus wie ein Kugellager, aber das war natürlich Unsinn. Es handelte sich um eine Kronenmutter, welche mit einem Splint gesichert war. Sehr gut. Denn selbst meine größte Nuss passte nicht auf diese Mutter, aber eine Kronenmutter bekommt man auch mit einem Durchschlag und nem Hammer runter und man kam da einigermassen ran. So eine Radmutter ist auch nicht bombenfest angezogen, dahinter befindet sich das erste Radlager. Zunächst fummelte ich den Splint raus und wurde fast verrückt, weil ich erstmal ne Pumpenzange suchen musste. Ich habe bestimmt fünf Stück, aber nie ist eine da, wo ich sie erwarte. Endlich konnte ich die Splint-Enden gerade biegen und den Splint rausziehen. Als nächstes die Mutter runter und jetzt die Bremstrommel runterziehen. Da sah man nun alles offen: Das zweite Radlager, die beiden Bremsbeläge, die diversen Rückholfedern und sogar Spinnenweben waren darin. Unten auf dem Bild sieht man, wo und wie der Bowdenzug in die Trommel kommt und wie er an die Bremse angeschlossen ist. Genau dort war der Knackpunkt. Ich konnte das mit dem Schrauben noch etwas reindrücken, dann gingen die Beläge noch etwas weiter auseinander, aber es war keine Gelegenheit, das irgendwie rauszuziehen oder von hinten zu drücken. Hm. Ich leuchtete mit einer Lampe richtig rein und besah mir Möglichkeiten. Dann holte ich etwas Draht, bog ihn zu einer flachen Öse und konnte nach elendigem Gestocher diese bis hinter den Hebel kriegen. Nun musste ich nur kräftig ziehen, es machte *Klack* und alles sprang in die „offene“ Position. Prima!

Jetzt musste ich nur wieder alles in der anderen Reihenfolge montieren: Erst die Trommel drüber, dann das äußere Radlager aufstecken, die Radmutter vorschrauben (ich hatte mir so ziemlich gemerkt, wie weit ich sie raufdrehen musste), Splint wieder rein, Fettkappe drauf getickert. Nun den Reifen samt Felge wieder drauf, Radschrauben rein und dann mit dem Akkuschrauber wieder anziehen. Da ich noch immer keinen Drehmomentschlüssel habe, habe ich die so nach Gefühl angezogen. Muss ich mal im Auge behalten.
Die ganze Aktion fühlte sich sehr langwierig an, aber ein Blick auf die Armbanduhr offenbarte: Ne gute halbe Stunde, das geht doch!

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