Filament nennt man das Material, mit welchem man üblicherweise einen 3D-Drucker speist. Meistens sind es 1Kg-Rollen, der Durchmesser des Filamentes beträgt 1,75mm. Und irgendwann ist eine Rolle mal aufgebraucht. Aber wie lange reicht eine angefangene Rolle noch?
Als ich mein Arduino Set bekam, da war das nur in einen sehr engen Pappkarton und in den typischen kleinen Knistertütchen verpackt. Und weil man bei den einzelnen Lessons mal diese LED und mal jenen Widerstand benötigt, hat man ganz schnell ein Kleinteiledurcheinander. Um das von vornherein zu unterbinden, suchte ich eine Sortierlösung. Ich fand irgendwo im Regal eine Plastikbox mit Deckel, mit einer Grundfläche, die etwas größer als eine halbe Din A4-Seite war. Höhe ca. 17cm. Da diese Dose aktuell keine Aufgabe hatte, wollte ich die nehmen. Aber da gehört noch eine Unterteilung rein, damit ich die Kleinteile schön getrennt und übersichtlich wegsortieren kann. Sollte ich mir wirklich selbst eine in 3D konstruieren und ausdrucken? Klar, dann passt es jedenfalls genau so, wie ich es brauche! Da ich von Natur aus eher geizig veranlagt bin, scheute ich mich zunächst vor dem Filamentverbrauch. Bei so einem Kasten würde doch einiges reingehen? Ach was. Ich werde die Wandung nur 1mm dick machen, das reicht völlig. Den Boden auch. Das sind bei normalem Druck immerhin 5 Lagen.
Ich schaute mir das Elektronik-Sortiment an, nahm die Maße der einzelnen Teile und machte eine sorgfältige Skizze auf irgend einem kleinen Zettel, der vor mir lag. Anschliessend schmiss ich FreeCad an. Dort zeichnete ich Rechtecke und bemaßte sie. Das war eine richtig meditative Aufgabe 🙂 Nun musste ich die Skizze nur noch aufpolstern und… Moment. Wieviel Filament war denn noch auf der Rolle? Das ist immer noch meine erste schwarze PLA-Rolle, seit ich 3D drucke (ich habe aber auch noch eine weiße und weitere Farben in kleineren Mengen, die ich selten verwende). Na, erstmal weiter konstruieren. Die Höhe der Wände hatte ich mit 40mm festgelegt und nach kurzem Grübeln auf 35mm reduziert. Der Boden war schnell anmodelliert und nach ein paar Klicks konnte ich das in den Slicer werfen. Dort stellte ich die Geschwindigkeit auf 200 mm/s ein, weil es ja fast immer nur gerade aus geht und es eeecht nicht so auf Qualität ankommt. Nun war ich auf die Berechnung des Filament-Verbrauches gespannt: 34m! Das klingt erstmal viel.
Leider wird der Gesamt-Filamentbedarf nicht direkt dort oben rechts angezeigt, nur die einzelnen Werte je Job. Den Gesamtbedarf findet man auf der anderen Seite des angezeigten Druckbereichs im Prusa-Slicer. Nun also der Realitätscheck: Wieviel PLA ist noch auf der Rolle? Es gibt bestimmt Formeln und Methoden, wie man das feststellen kann. Ich hatte aber keinen Bock, mich da länger als notwendig mit zu beschäftigen. Deswegen griff ich erstmal zum Standardwerkzeug eines Schlossermeisters: Ein Maßband. Dann stellte ich mich so hin, dass ich von oben auf die Rolle schauen konnte, hielt das Maßband hin, kniff ein Auge zu und machte eine Peilung:
Was sieht man? Erstens beträgt der maximale Außendurchmesser circa 10cm. Weil wir alle wissen, dass der Umfang eines Kreises nach U = pi x D berechnet wird, konnte ich überschlagen: Drei Windungen waren ganz ungefähr ein Meter. Ich benötige also noch 3 x 34 = 100+ Windungen auf der Rolle. Und jede Windung wird ca. 3mm dünner… so für den Hinterkopf. Ich zählte die nebeneinander liegenden Windungen (jetzt fällt mir ein: Ich hätte auch die Innenbreite messen können und durch 1,75 teilen) und kam auf 24. Hm, also mindestens vier Lagen, um auf die 100 Wicklungen für die 34m zu kommen. Was ich nicht wusste: den Innendurchmesser der leeren Spule. Was ich nun wusste: Das ist alles sehr knapp. Aber dann kam mir mein Pragmatismus zu Hilfe: Es wird ja vom Boden zum oberen Rand gedruckt. Das Filament wird erst zum Schluss, also am oberen Rand des Kastens knapp. Wenn dann also nicht ganz die volle Höhe meines selbsterdachten Sortimentkastens erreicht wird, dann werde ich vermutlich damit leben können.
Also: Lasst ihn starten, den Wettlauf gegen das Filament! Der Drucker heizte auf, es ging los. Übrigens: Wer kein Aquarium möchte, aber was sucht, das man zum Runterkommen anschauen kann: Holt euch einen 3D-Drucker. Ich könnte ewig zugucken, während die Gedanken sich entspannen… so sah es nach einer Weile aus:
Der Boden ist fertig, nun werden die Wände hochgezogen… mit der Breite bin ich übrigens so ziemlich an die Grenzen meines Druckers gekommen: 220mm sind es maximal. Aber sonst hätte ich das eben zwei- oder mehrteilig konstruiert, was ja auch seinen Charme hätte. Oder jedes Fach einzeln, so dass man nach Bedarf umsortieren kann (aber datt kostet ja wieder so viel Material….). Apropos Material: Ich schielte immer wieder mal auf die Rolle, aber das Ende nahte nicht sobald 🙂
In dieser Phase wäre es mir schon egal gewesen, wenn das PLA am Ende wäre. In dieser Höhe war der Kasten schon nutzbar. Tatsache ist: Der Kasten wurde sauber zu ende gedruckt. Und das Filament war noch lange nicht am Ende. Denn erst danach druckte ich noch meinen Gewindeschneiderverlängerungsadapter, sogar zwei Mal.
Sollte ich mich damit beschäftigen, das verbrauchte Filament zu erfassen? Man könnte die Rolle regelmässig wiegen, oder mit einem Arduino die abgerollten Meter erfassen. Dazu bräuchte man aber einen Sensor, der z.B. Umdrehungen eines Messrades erfassen kann… und ganz eigentlich müsste der Drucker selbst am besten wissen, wieviel Meter er bereits verbraucht hat. Und noch eigentlicher wird es sicherlich schon fertige Verfahren geben, um das alles festzustellen.
Mein Sortimentskasten passt übrigens wunderbar in die entsprechende Plastikbox. Und weil ich bereits ein zweites Starter-Set bzgl. Arduino hier habe, das in einem eigenen Sortierkasten angeliefert wurde, konnte ich das bereits mit in die Box packen. Das zweite Set hat noch mehr Anwendungsbeispiele wie z.B. Display-Ansteuerung oder kleine Motoren. Aber darüber werde ich noch berichten, versprochen.
Und nur um das zu nachzureichen: Natürlich spart man kein Filament, wenn der Drucker schneller druckt 😉
Und was auch nicht ging: Neues Material besorgen und das später fertig machen. Zum einen hatte ich zu dem Zeitpunkt kein Probe-Prime und zum anderen will ich solche Dinge nicht aufschieben, weil dann wieder was anderes dazwischen kommt und dann wandert das weiter nach unten auf dem ewigen Zettel und dann wärs auch egal… nein, das war Prio Null.
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