Es muss eine Art Magie sein: Sobald der Dezember da ist, werden nicht nur die Straßen proppevoll, nein: Auch die Parkhäuser platzen aus allen Nähten. Zumindest das, wo mein Dienstwagen immer steht. Aber ich vermute, dass ist in allen Parkhäusern so, hier bin ich nicht exklusiv.
Jedoch hat mein Parkhaus – zumindest für Oldenburger Verhältnisse – zwei Besonderheiten: Erstens kann man hier ohne Ticketziehen und Schranke „einfach so“ reinfahren (ich erwähnte es) und Zweitens hat es eine spezielle Anordnung der Parkdecks. Die Einfahrt befindet sich mittig, zu beiden Seiten erstrecken sich die Parkreihen, man darf aber nur links rum abbiegen. Das bedeutet: Man sieht gleich zu Beginn rechts eine Lücke und trotzdem muss man erst links rum gaaanz nach oben fahren, rüber auf die andere Seite und dann rechts wieder runter. So ist es gedacht (Ich mache das nie. Wenn ich rechts was freies sehe, dann fahre ich da hin, wenn möglich). Aber das ist noch nicht alles: Fährt man links um die 180°-Kurve, dann kommt anschliessend eine, äh, Gegengerade. Und der unwissende Neuling fährt hier auch schön bis zum Ende durch, immer auf eine eventuelle freie Lücke schielend. Nur ist es so, dass man dann an der Auffahrt in der Mitte, wo es weiter nach oben geht, vorbei fährt und hinten nur runter kann, nicht weiter hoch. Das merkt man irgendwann, wenn man lange genug mit dem Auto dort steht und verdutzt guckt. Die meisten fahren dann ein ganzes Stück rückwärts und verstehen anschliessend, wie es gedacht ist.
Jetzt kommt der Dezember ins Spiel: Alles ist voll, alles staut sich und dann legt einer im Parkhaus den Rückwärtsgang ein, was die Nachfolgenden sowohl nicht verstehen als auch nur tatenlos beobachten können, denn es wartet ja eine ganze dicht bei einander stehende Reihe Fahrzeuge, die sich alle nicht auskennen. Kommt dann noch einer von oben, der raus will, dann ist das Durcheinander perfekt, der muss auf seiner Rampe warten. Gelöst werden kann das in der Regel nur, wenn der vorne stehende Verursacher irgendwann Verständnis für die Lage zeigt und wieder nach vorne fährt, fehlende freie Lücke hin oder her. Das aber widerstrebt dem deutschen Autofahrer, besonders der Generation, die noch mit „Freie Fahrt für freie Bürger“ Autofahren gelernt haben. Und will dann noch jemand mittendrin aus seiner Lücke raus, dann kann man förmlich in den Gesichtern der wartenden Fahrer sehen, wie sie im Geiste ausknobeln, diese Lücke vielleicht selbst zu erwischen, statt sie einem anderen überlassen zu müssen.
Außerdem scheint es verpönt zu sein, weiter oben sein Fahrzeug abzustellen. Nein, es muss möglichst auf einer der unteren Ebenen sein, möglichst nahe am Ausgang und es darf keine Betonsäule rechts oder links stehen. Und am besten nicht neben so einem fetten SUV (obwohl man vielleicht selbst einen fährt) und überhaupt diese Smarts und Minis fahren ja viel zu weit rein, man denkt, dort wäre frei, das machen „die“ doch mit Absicht!
Da spielen die obligatorischen umherlaufenden, mit langen Hälsen um die Ecke guckenden Ausgangstür- und richtiges-Parkdecksucher auch keine Rolle mehr, beleben vielmehr die besinnliche Szenerie.
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