In unserer Tageszeitung, der NWZ, war am letzten Samstag ein Interview mit Friedrich Merz abgedruckt. Ich las das interessiert, aber statt erhellende Antworten ergab sich bei mir eigentlich nur eine grundlegende Frage: Wie soll das denn bitte alles realisiert werden, Herr Merz?

So fängt das Interview an:

Merz: Mit mir wird es eine Regierung geben, die aufhört zu streiten. Und wir werden in den ersten 100 Tagen die Stimmung im Land wieder verbessern.

Frage vom Interviewer: Wie das? (Kommentar von mir: Sehr gute Frage!)

Merz: Das Wichtigste ist: Wir werden der Wirtschaft in Deutschland Verlässlichkeit zurückgeben. Die Bedingungen für Investitionen und Beschäftigung werden sich Schritt für Schritt wieder verbessern.

Hier grätsche ich mal rein: „Herr Merz, die Frage zielte nicht auf Was, sondern „wie“ soll das geschehen. Können Sie bitte darauf antworten?“

Und nun weiter mit der Antwort von Merz:

Mit uns werden die Unternehmen und die Arbeitnehmer wissen, was wir vorhaben.

Ich: Ja, was denn? Was habt „ihr“ vor?

Fleiß wird sich wieder lohnen,

Ich: Ja, das habe ich kapiert. Aber es fehlt immer noch ein Hinweis darauf, wie das denn bitte geschehen soll!

das sogenannte Bürgergeld wird verschwinden.
Ich: Lieber Herr Merz, das wäre fatal. Vielleicht kann die Bezeichnung „Bürgergeld“ verschwinden, aber ob das nun Hartz IV hiess oder in Zukunft Merz Nullkommaeins heisst: Leistungen an Arbeitslose, Wohngeld und Kinderzuschlag wird es immer (in irgendeiner Form) geben, die Zielgruppe ist vorhanden.

Und wir werden das Cannabisgesetz streichen, weil es eine Gefährdung der jungen Generation darstellt und für massiv steigende Kriminalität sorgt.

Ich: Steigende Kriminalität durch das Cannabisgesetz? Dafür gibt es sicher handfeste Beweise? Oder nur Geschurbel wie von der AfD, die davon ausgeht, dass hauptsächlich „Jugendliche unter 25“ von diesem Gesetz Gebrauch machen und sich dabei massiv selbst schädigen? Fakten, bitte!

Frage vom Interviewer: Worauf muss sich die Wirtschaft genau einstellen?

Merz: Es wird grundsätzlich keine Subventionen mehr für einige wenige geben, wir verbessern die Rahmenbedingungen für alle.

Ich Also ganz faul die Giesskanne hinhalten, statt zielgerichtet die wirklich Bedürftigen bzw. Unterstützenswerten zu finden. Ja, da werden sich erstmal viele freuen. Aber ob das Langfristig die richtigen sein werden?

Das heißt, wir werden den Arbeitsmarkt reformieren, einschließlich der Arbeitszeit und der Arbeitskosten.

Ich: Nochmal: WIE denn?

Wir werden die Bürokratielasten drastisch reduzieren und die Energiepreise senken, auch über die Netzentgelte. Und wir machen eine Steuerpolitik, die die Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger entlastet.

Ich: Alle werden entlastet? Das ist ja finanztechnisch unlogisch, es kann immer nur eine Umverteilung geben. Also: Wer zahlt mehr rein, wenn von Wirtschaft UND Volk weniger rein kommt?

Über allem steht: Unsere Politik wird verlässlich sein.

Ich: Das kommt mir irgendwie bekannt vor: Unsere Politik wird die beste sein, die es jeee gab! Das ist doch Trumpsches Ich-verspreche-euch-alles-Geile-Gelaber. Germany is great again? GIGA ist das neue Mega? Naja, das hat in den USA ja immerhin zur Wahl gereicht. Das ist wohl des Merzens Ziel und weiter kann er vermutlich nicht schauen. Sonst würde er ja davon sprechen können. Wie sagte neulich eine Kommentatorin auf NDR Info sinngemäß: „…dann wird auch ein Herr Merz feststellen, dass der Bundeshaushalt endlich ist und auch für ihn nicht mehr Geld da sein wird.“

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One Reply to “Offener Brief an Friedrich Merz”

  1. Merz erzählt viel über das „was“, aber nie über das „wie“ – auch, weil er es nicht weiß.
    Er hat keine Vision. Seine einzige Ambition ist es Kanzler zu werden.

    Es ist auch übel, wie er am Mittwoch letzter Woche noch was von „gegenseitigem Respekt“ im Wahlkampf erzählt und sich drei Tage später hinsetzt und Scholz als den Schlimmsten Menschen in 75 Jahren BRD bezeichnet. Das ist für Merz „respektvoller“ Umgang.

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