In anderen Sprachen wirds lockerer gesehen: Alles, was Abends passiert, ist schon at night oder in la noche. Wir Deutschen sehen das präziser. Oder was würdet ihr sagen, wenn man Abends um 19:00 Uhr Bus fahren will? Ist aber eigentlich auch egal, das hier soll kein sprachwissenschaftlicher Beitrag werden 😉
Also: ich wollte mit dem Bus nach Edewecht fahren. Ich war mit einer guten Freundin zum Essen verabredet. So stand ich zwei Minuten vor geplanter Abfahrt an der Haltestelle, hatte gleich mit BOB (hier erwähnt) meine Fahrkarte gekauft (Akku iPhone 32%) und eine Viertelstunde später stand ich dort immer noch. Verdammt, verdammt, wo bleibt der Bus? Ich rief J. an und sie hatte gleich eine Vermutung, woran es liegen könnte. Denn sie kam zuhause nicht mal über die Strasse, weil zahlreiche Traktoren buntgeschmückt sehr langsam in einer langen Reihe unterwegs waren (Akku 24%). Ich konnte nicht beurteilen, ob deswegen hier der Bus nicht kam, aber nun brauchten wir einen Plan B. Wobei es ja nicht so war, dass ich mich nicht eh schon permanent mit Was-mache-ich-wenn-Grübeln beschäftigte.
Dann war eine halbe Stunde um: DER Bus würde nicht mehr kommen. Ich latschte zur nächsten Haltestelle, tauschte mich währenddessen mit J. aus: Wenn klar wird, dass der Bus nicht mehr kommt, dann würde sie mich abholen, aber mometan käme sie bei sich auch nicht weg, wir melden uns (18%). Meine Idee: Wenn eh schon ne halte Stunde um ist, dann nehme ich halt den folgenden Bus, ist ja bald ne Stunde um. An der nächsten Haltestelle studierte ich kurz den Fahrplan und fand eine Lücke: Zwischen meinem ursprünglich gewünschten Bus und dem darauf folgenden waren satte zwei Stunden Zeit, um 19:55 fuhr gar keiner. Kackemist. Noch mal Telefon raus, sie ging gleich ran: „Ich latsche bis Krake“ („Waaas, so weit willst du noch laufen?“ – „Bin schon an Hornbach vorbei“ – „Okay….„), komme ihr also so etwas entgegen und sie fängt mich dort ein (12%).
Dank strammen Schrittes und relativ gutem Wetter hatten wir perfektes Timing und ich sah ihren Vito auf den Parkplatz rollen, während ich in den Lichtkegel der daneben liegenden Kreuzung schritt. Weil sie sehr gelehrig und pfiffig ist, hatte sie daheim flott zwei kalte Bierchen eingepackt. Das hatten wir uns doch schon mal verdient!
Weit über eine Stunde später als geplant saßen wir endlich an unserem Tisch im Grillhaus. Lecker. Anschliessend brachten wir den Vito weg und schnackten noch über Dütt un Datt, während wir leckeren Veterano mit Cola und Eis genossen und mein iPhone an ihrem Kabel nuckelte. Mein Rückweg war natürlich auch schon geplant – mit dem Bus. Aber mit der Nachteule, der letzte „normale“ Linienbus fuhr bereits vor 22 Uhr. Und ich wusste, dass der Nachtbus heute fährt, denn ich hatte die N34 vorhin schon auf den Strassen gesehen. Und obwohl ich auch sehr zeitig zur Haltestelle aufbrach, blieb ein kleines bisschen Thriller-Kribbeln übrig, ob das denn nun auch endlich alles so klappen würde. Ein kleines Aufatmen: An der Bushaltestelle stand schon jemand zu warten. Man fühlt sich doch irgendwie bestätigt, wenn andere offenbar den gleichen Plan verfolgen. Kurz und gut: Gegen 0:00 Uhr war ich wieder zuhause und war irgendwie noch hellwach, aufgedreht. Und nun?
Nochn Bierchen? Nä, der Bauch ist so voll. Aber Cola mit nem kleinen Leckerschluck Weinbrand und dann ein wenig Internet machen. Ich spielte ein paar Test-Maps (ET, ich werde zeitnah darüber berichten), was mich noch mehr aufwühlte und nun suchte ich etwas beruhigendes, um mit der nötigen Schwere ins Bett gehen zu können, die nicht durch Saufen herbeigeführt wäre. Oh, wie kam es mir da gelegen, dass gerade die Schach-WM lief! Zur Erinnerung: Ich erwähne Schach immer wieder mal unregelmässig auf meinen Seiten und betreibe das Schachspiel durchaus so als Ganznebenbei-Hobby (Nein, ich kenne meine ELO nicht. vll. 1400?). Die Analysen der letzten WM-Spiele hatte ich mir schon angesehen und nun gab es einen Clip vom GM Huschenbeth, der im Gegensatz zu anderen nicht spoilerte. Wegen der reisserischen Titel der von Youtube angebotenen weiteren Videos wusste ich aber „leider“ schon vorher, dass der junge Herausforderer Gukesh nicht nur das Spiel sondern damit auch die WM gewinnen würde. Trotzdem sah ich mir interessiert die Grossmeister-Analyse an. Und ganz ehrlich: Ich kann nicht allen Gedankengängen folgen, lerne aber jedes mal ein wenig dazu. Doppelbauern vermeiden, Freibauern zum Ende, ein Springer kann auch mal am Rand stehen usw. Der Huschenbeth kann das auch super rüberbringen und seine eigenen Schachgedanken ins Spiel bringen, ohne andauernd darauf zu schielen, was denn der Comupter als nächsten Zug vorschlägt (Die Stockfish-Engine macht keine Fehler mehr, ist besser als jeder Mensch).
Ach, das war interessant! Während ich danach überlegte, ob und was ich nun noch eben gucken könnte, guckte ich auf die Uhr: Ach sowas, drei Uhr. Na dann gute Nacht.
(Bild-Quelle oben: NDR)
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