Ich bin hin und her gerissen: Es ist ein total tolles Gefühl, mit Linux am Smartphone zu arbeiten. Alles ist gut integriert, die Verschmelzung von Linux auf dem Desktop und Mobil ist gut gelungen, nix wirkt zusammengefrickelt oder „angebabbt“. Aber natürlich gibt es ein Aber.

Als ich die Artikelserie startete, da dachte ich an eine lange Reihe von begeisterten Texten, die immer wieder was neues und tolles präsentieren und einen so schön grinsen lassen. Das hat sich bisher nicht ergeben. Ich kann das nicht richtig beschreiben und vermutlich hängt das auch davon ab, wofür man sein Smartphone hauptsächlich nutzt. Wie viele meiner Leser hier sicher wissen, ist mir der ganze „Social Media“-Kram herzlich egal. Ich weiss aber von anderen, dass die nicht durch den Tag kommen, wenn sie nicht alle paar Minuten kurz aufs Handy glotzen (WA-Nachrichten? Irgendwelche Daumen-hochs? Ich hab keine Ahnung). Ich erwähnte es schon bei meinem Artikel über die verfügbaren Apps: Der sinnvolle Nutzen eines Mobile-Devices gerade durch hilfreiche Apps ala „Busfahrkarten kaufen“ und Banking (Bank-Webseiten statt deren Apps bringen mich nicht weiter, leider viel zu umständlich) ist mir mit dem Linux-Phone leider nicht gegeben. Und auch schlimm: Ich habe es nicht hinbekommen, GPS nutzbar zu machen.

Das ist ein Screenshot der Standort-Einstellungen und ich habe auch keine weiteren gefunden. Scheint doch alles okay zu sein? Leider kringeln sich die einzelnen Apps eine Ewigkeit, um den aktuellen Standort zu ermitteln. Das ist doch scheisse. Und ich weiss nicht mal, wem ich die Schuld geben soll. Zumal ich GPS als elementar wichtig auf einem Smartphone halte. Desweiteren sind die vorhandenen Apps nicht immer sehr durchdacht oder liebevoll designt. Einige wirken eher wie WFM (works for me) des jeweiligen Autors. Beispielsweise die Podcast-App: Man kann Podcasts suchen und finden und abonnieren,  so weit so gut. Aber die Art, wie sie einem angeboten werden und diese gewisse Unübersichtlichkeit und simple Listendarstellung zeugt davon, dass hier keine besonders große Zielgruppe angesprochen werden sollte (oder es dort niemanden gibt, der Software mal von der Usability-Seite des gewöhnlichen Nutzers betrachtet). Und das betrifft einige Apps.
Vermutlich ist das das generelle Problem eines weiteren, freien Smartphone-Systems: Da es keine große Zielgruppe gibt, gibt es auch keinen großen Aufwand, Apps besser zu machen oder überhaupt anzubieten. Und wenn eh alle Welt auf ihren Datenschutz pfeift, dann wird auch keiner Bock haben, von den bestehenden „bequemen“ Systemen weg zu wechseln, um dann hier und da „unnötig“ eingeschränkt zu sein.

Ist es schon Zeit für ein Fazit? Ich weiss nicht. Aktuell habe ich die Lust verloren, mich damit zu beschäftigen, wie ein verwöhntes Kind einen Tag nach Weihnachten. Wer hauptsächlich telefonieren und solche Basics wie Mail, Office und Webseiten-aufrufen machen will, der ist mit dem Gerät gut bedient. Dann gibt es noch kleine Spielchen für den Zeitvertreib und eBooks etc. sind kein Problem. Auf jeden Fall erwähnenswert sind natürlich die Linux-Spezialitäten, wenn man mal mobil ein Terminal braucht usw. Außerdem ist es ein sehr robustes Gerät. Ich werde es nicht versuchen, aber ich bin mir sicher, dass es einen Sturz von der Tischkante und höher schadlos übersteht.

Momentaner Stand: Wenn einer der Leser sich selbst was zu Weihnachten schenken will – Ich würde mein Gerät für 50,- plus Versand weitergeben. Einfach ne Mail schreiben.

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3 Replies to “Weder Google noch Apple, also Linux? – Teil 5”

  1. Schade. Social Media (außer Signal und Feedreader) benötige ich zwar nicht auf dem Handy – aber ich habe doch einige Menge Gebrauchs-Apps von Bank über ÖPNV-Tickets, Organic Maps, Carsharing, Obsidian und DHL auf dem Gerät. Würde ich es über mich bringen, darauf zu verzichten, bräuchte ich auch kein Smartphone sondern könnte ein klassisches Handy nehmen. Ich liebäugele auch mit GrapheneOS – aber bin innerlich nicht bereit, Hardware von Google zu kaufen. Alles Mist.

  2. Ich hab‘ da auch mal versucht. Alternative OS wie Lineage OS und auch Ubuntu. Das hat zwar Spaß gemacht, aber wenn ich ehrlich bin, ist der Aufwand zu groß. Und wie der Vorredner schon bemerkte; meist funktionieren Bank Apps und Bezahlungen per Smartphone mit der Open-Source Version nicht richtig. Letztendlich mich ich auf IOS umgestiegen, um der Neugier von Google zu entgehen, jetzt hat zwar Apple meine Daten, aber die werden wenigstens nicht verkauft (hoffe ich zumindest)

  3. Ja – ihr habt beide Recht. Also bleibe ich wohl beim „kleineren“ Übel. iPhone an sich ist ja auch super. Nur wie ich Anfangs mal erwähnte: Die Datenklauberei… tja. Ob das noch mal anders wird?
    Und nochmal ja: Linux auf dem Handy ist trotzdem irgendwie cool.

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