Natürlich geht es nicht um rücksichtlose und gewalttätige Selbstjustiz, sondern um Technik: Mein (gar nicht mehr so) neues Fahrrad hatte zwei Macken: Die eine besteht schon etwas länger, konnte ich aber nie richtig einkreisen: Wenn ich drauf saß und fuhr, gab es immer mal so ein Schleifgeräusch im hinteren Bereich, welches ich aber nie lokalisieren konnte, wenn ich abstieg und drehte und guckte. Die zweite Macke war sehr akut und unangenehm nervig: Ich war mit dem Rad zu Besuch in Edewecht und als ich zurück fahren wollte, da sprang bei jedem Hubbel die Kette vom Ritzel. Hä? Sone Kacke!
Es war schon spät Nachts (wars schon zwölf?) und ich hatte dementsprechend keine Lust auf große Reparaturversuche. Also liess ich mein Rad dort und lieh mir das Gastgeber-Ebike. Mit dem Geschoss fuhr ich nach Hause und am nächsten Tag machten wir dank Vito einen Fahrradtausch. Nun wollte ich aber mal gucken, was da wohl los war. Bzgl. der Kette hatte ich schon einen klaren Verdacht: Das Hinterrad wird schief im Rahmen sitzen. Es hat sich (einseitig) etwas nach vorne gezogen und so läuft die Kette nicht mehr gerade. Also 15er Schlüssel rauskramen (ich habe nie verstanden, warum dort immer die 15er Schlüsselweite verwendet wird, das benötigt man sonst nirgends!!) und das Rad richten. Das geht aber blöd so weit am Boden. Und überhaupt, dem Schleifgeräusch wollte ich ja auch noch auf die Schliche kommen. Aber mach das mal: Hebe das Rad hinten an, dann tritt kurz in die Pedale und dann schau aufmerksam, wo da was schleifen könnte. Nee, das kriegt man nicht hin, das ähnelt einer Clowns-Nummer auf der Weihnachstfeier des ADFC. Ich ging natürlich anders an die Sache:
Am tragenden Balken meines Carports hatte ich seit Jahren eine Art Öse befestigt. Die war eigentlich für… ach, das tut hier nichts zur Sache. Da durch zog ich ein Seil und knüpfte meinen Drahtesel auf. Selbstverständlich machte ich als Seemann einen Palstek und legte diesen über den Sattel. Nun konnte ich das Rad anheben und das Seil durchsetzen (seemännisch für: Tau festziehen und befestigen). Ach, vorher stellte ich das Vorderrad noch in den Fahrradständer (ein Erbstück meiner Großeltern, viele Jahrzehnte alt).
So konnte ich wunderbar die Probleme studieren und Lösungen finden. Bzgl. Kette war es genau so, wie ich dachte. Einfach zu beheben. Man sollte eben bei neuen Sachen nach einiger Zeit die Schrauben nachziehen. Dem Schleifgeräusch kam ich nun nach einigem angestrengtem Gucken und lauschen auch auf die Spur: Da das Schutzblech gar keines ist sondern aus Kunststoff, ist die Befestigung dessen modern-sparsam nicht gebohrt und geschraubt sondern ein schmaler Blechstreifen „umschlingt“ das Schutzblech und die Seiten wurden nach innen gebogen. So hält das. Aber diese Seitenlaschen waren eben nicht vollständig eingebogen sondern standen innen etwas ab, Richtung Reifen. Und der kam da gegen und verursachte das Geräusch. Ich bog das Blech mit meinen Fingern vollständig um und schon war aller Schaden behoben. Es loht sich manchmal schon, was aufzuknüpfen!
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