Nachdem meine letzte Roller-Reparatur nicht so erfolgreich ablief (Klick) ging ich jetzt an das nächste Roller-Projekt, welches ich schon einige Zeit vor mir her schob. In diesem Fall war es weniger komplex, aber dennoch kniffelig.
Angela und ich holten uns für unser Segelboot vor zwei Jahren so kleine, einfache und klappbare „Tretroller“, damit man in den Häfen und an Land im Allgemeinen etwas mobiler ist. In Abwägung des Nutzen-Rumliege-Verhältnisses sind das keine besonders hochwertigen und -preisigen Geräte sondern eher günstig. Aber nicht das billigste: Ich achtete z.B. beim Kauf darauf, dass die Räder ne Nummer größer sind. Viele so genannte City-Roller haben nur winzige Gummiräder. Die taugen nix, wenn man nicht ständig auf Asphalt oder Beton unterwegs ist. Durch den Klappmechanismus kann man die wunderbar in der Backskiste verstauen. Leider sind die Bauteile genau dieses Klappmechanismusses ein Schwachpunkt. Aus irgendeinem Grund hat man einen viel zu dünnen Bolzen für die Spannschraube verwendet, der hat nicht mal vier Millimeter Durchmesser (siehe Bild). So kam es, dass dieser Bolzen bei irgend einer Hubbelfahrt verbogen wurde.
Meine Idee war gleich: Dickeren Bolzen rein! Im Grunde ist das eine einfache Arbeit, aber man kann nicht einfach die vorhandenen Löcher mit nem sechser Bohrer größer bohren. Denn das Klapp-Prinzip beruht auf Langlöchern. Das kann man nicht einfach mal aufbohren. Gestern Abend, so gegen halb acht, da sah ich den Roller auf der Terasse liegen*. Und auf einmal hatte ich Lust dazu, das fertig zu machen. Kurz überprüfte ich mein Gewissen bzgl. Uhrzeit und Ruhestörung, kam zu dem Schluss „pfeif drauf“ und bereitete alles vor: Tisch freigeräumt, ein altes Laken drauf gelegt, Dremel etc. rangeholt. Denn statt die Langlöcher sorgfältig fein bohrtechnisch zu vergrößern, wollte ich sie einfach mit einer kleinen Trennscheibe am Dremel größer schneiden. Dann werden die Rundungen eben eckig, was solls! Erstmal alles auseinander bauen:
Was schon mal vertrauenserweckend war: Der Bolzen, der als Drehgelenk fungiert, ist wirklich gut dimensioniert. Und als ich den rausgeschraubt hatte, war der Rest auch schnell auseinander. auf dem Bild kann ich euch die relevanten Stellen zeigen: Oben neben dem gelben Massband ist die Strebe vom Lenkteil. Dort sieht man das kleine Langloch, welches ich auf 6mm Breite und entsprechende Länge erweitern will. Das Teil ist aus Stahl. In der unteren rechten Ecke sieht man die Aufnahme des Lenkteils. Das Loch in der Mitte ist für den Gelenkbolzen und außen sieht man die, äh, halben Langlöcher für die zwei Positionen ein- und ausgeklappt. Das ist aus Alu. Man erkennt es nicht gut, aber das ist so konstruiert, dass man nicht höher als senkrecht klappen kann, solange der Bolzen hält. Das wäre ein fieser Unfall, wenn das passiert!
Ich suchte meinen feinsten Edding und markierte freihand so ungefähr den Bereich, der weg sollte. Dann spannte ich eine dünne Trennscheibe in den Dremel und legte los. Erst das Alu-Teil. Ein guter Metallhandwerker weiss hier, worauf zu achten ist: Wenn man Aluminium schleifend oder trennend bearbeitet, dann gibt es keine Funken. Das ist deswegen ein Problem, weil der kleine Dremel keinen Schutz ums Werkzeug hat und der Kram „irgendwo“ hinfliegt. Funken könnte man sehen und entsprechend reagieren. Also: Augen zu und durch 😉
Das Austrennen und Schleifen ging besser als erwartet. Manchmal musste ich das Bauteil oder meine Hände ziemlich verdrehen, um in die gewünschte Ecke zu kommen, aber ich brauchte nur zwei Trennscheibchen für alles. Mit den kleiner gewordenen Scheiben schnitt ich dann die Langlöcher im stählernen Lenkteil aus. Dann steckte ich alles wieder zusammen, um zu sehen, wie es passt. Und es passte doch in der Tat auf Anhieb! Prima. Nun noch entgraten und säubern. Und wenn ich das schon mal so ordentlich mache, dann kann da auch noch Farbe drauf. Stahl rostet! Ich hatte noch eine kleine Dose lichtgraues Hammerit. Das passt zwar nicht ganz vom Farbton, wird aber schon seinen Zweck erfüllen. Deswegen konnte ich auch noch nicht alles wieder zusammen bauen, denn die Farbe muss erst trocknen. Insgesamt hat das alles keine Stunde gedauert und ich habe mir fest vorgenommen, das beim zweiten Roller (der sich noch an Bord befindet) auch zu machen. Mal sehen, wann ich dazu komme… Heute Abend kann ich dann alles wieder zusammenbauen. Wenn ich dran denke, reiche ich ein Foto nach. (Hier)
*ich hole Dinge, die ich erledigen will, nach und nach immer ein Stück näher ran, bis sie vor mir liegen und ich da bei gehe. Weil Angela gerade nicht da ist, kann ich das relativ gut ausleben. Sie behauptet immer, ich sei unordentlich, aber: Alles, was ich irgendwo liegen lasse, sind Erinnerungen an eben diese Dinge, keine Unordnung (und nur manchmal Faulheit). Wären sie irgendwo im Regal oder Schrank, dann würde ich die auf ewig vergessen. Jetzt kann ich meine effektive Art, mehrere Dinge „durcheinander“ fast gleichzeitig zu erledigen, relativ gut ausleben. Das schafft was!
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