Es ist schon seltsam: Immer, wenn die Meyer-Werft in Papenburg einen ihrer Kreuzfahrt-Riesen über die Ems bugsiert, strömen Menschenmassen an Ufer, um dem beizuwohnen. Einige nehmen sogar lange Anfahrten in Kauf, um das jaaa nicht zu verpassen, kommen aus fernen Bundesländern, leihen sich Wohnmobile usw.

Nur ich, lediglich knappe 60 Kilometer von dort entfernt wohnend, habe es noch nie geschafft, sowas live zu sehen. So war es auch gestern: Früh morgens ging es in Papenburg los, aber ich hatte einen anderen, echt wichtigen Termin, der auch bis zum Nachmittag andauerte. Zuhause dann duschten wir, machten uns was zu essen und hatten einen freien Samstag Abend. „Was macht eigentlich die Arvia?“ fragte ich Angela. Dank Internet konnte man das schnell rausfinden: Sie ist noch auf der Ems und wartet vor dem Sperrwerk auf Hochwasser (um 22:30 Uhr). Und da gaben wir uns einen Ruck: Wenn nicht jetzt, wann dann? Schnell ne Kanne Tee gekocht, warme Klamotten an, Taschenlampe eingesteckt, ab ins Auto und „Gandersum“ ins Navi getippt. Dann eierten wir gemütlich mit knapp 100 Sachen über die Autobahn, denn es war erst 20:00 Uhr und wir hatten also Zeit.
Als wir die Autobahn abfuhren und uns auf der Landstrasse Oldersum näherten, da sahen wir plötzlich „in der Ferne“ das riesige Schiff überm Deich leuchten. Und ich sage euch: Das ist beeindruckend! Klar und deutlich setzte es sich vor dem Nachthimmel ab, obwohl wir noch lange nicht da waren, 6 km waren es laut Navi noch zu fahren. Schön auch, wenn das Auto recht klein ist: Wir bogen bald in einen Feldweg nahe am Deich ab, wo auch andere reinfuhren. Gleich zu Beginn war 5m Lücke: Ich parkte, wir stiegen aus. Jacke an, Mütze auf, Taschenlampe raus. Wo wir hin mussten, war leicht zu erkennen. Der Deich war gesäumt von Menschen, es war ein Kommen und Gehen. Offenbar hatten sich viele spontan entschieden. Auch wir kletterten über den Schafzaun und den Deich hoch. Ja, ich wiederhole es: Beeindruckend! Dabei bin ich mir sicher, dass die Arvia bestimmt nicht der größte Brocken ist, der hier schon lang kam. Wir liefen eine Schiffslänge über den Deich und spürten das Dröhnen der Maschinen. Doch Angela und ich waren uns einig: Wir werden hier nicht bis halb elf warten. Ich hätte gerne die Sperrwerkspassage gesehen, aber nicht um jeden Preis. Irgendwann gingen wir dann wieder zum Auto und fuhren heim. Aber jetzt weiss ich sicher: Bei der Passage des nächsten Kreuzers werde ich mir mehr Zeit nehmen!

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