Die Bekanntmachung von Putin, nun eine Mobilisierung zu starten (Tagesschau), sollte die ganze Welt ernst nehmen. Ihm dafür öffentlich Verzweifelung vorzuwerfen scheint mir aber eher wie Mobbing auf dem Schulhof. Ich stelle mir vor, wie heute morgen viele Berater und Experten um Putins Schreibtisch stehen und versuchen, ihm das Feedback der Welt auf seine gestrige Ansage so zu präsentieren, dass er nicht ausflippt.
Putin ist doch nicht doof. Er handelt zwar nicht im westlichen Sinne, aber deswegen ist er nicht schwachsinnig (medizinisch betrachtet). Er weiß auch, dass nicht schon morgen neue, frische Rekruten an der Front stehen werden. Sowas dauert. Nein, die Ankündigung der Teilmobilisierung ist nur ein weiterer Schachzug in einer neuen Taktik und er hat den Lauf ja schon vorgegeben: Wenn ein Referendum ergibt (und wie wird das wohl ausgehen? SED lässt grüssen), dass die eroberten Gebiete nun russisch seien, dann wird aus der militärischen Spezialoperation ein Krieg, sobald „westliche“ Militärs diese Gebiete angreifen. Dann darf er sich verteidigen. Und dazu braucht er keine 300.000 weitere Soldaten irgendwann im Frühjahr (aus irgend einem Grund gehen „Experten“ davon aus, dass der Krieg im Winter nahezu zum Erliegen kommt).
Und wenn jetzt alle Welt, vom regionalen Zeitungskommentator bis zum Sonnengebräunten Joe Biden ihn verhöhnt und alle sagen: „hör doch auf zu labern, du machst das ja eh nicht, weil das darfst du gar nicht“, dann kann ich mir leider sehr gut vorstellen, dass zu schnell eine kleine Rakete aus Richtung Moskau auf den Weg gebracht wird. Ein Grund wird sich schon finden. Und was passiert dann? Gab es zu lange Frieden und keiner weiß mehr, was „Krieg“ wirklich bedeutet?
Ich hoffe, ich bin dann auf meinem Segelboot…