Es wird Automobil genannt, weil es scheinbar „von selbst“ fährt. Aber wir verwenden „Auto“ mit dem Gedanken, SELBST mobil zu sein.
In den meisten Gegenden in Deutschland kommt man prima ohne Auto klar. Entweder die Wege sind (in einer Stadt oder größeren Ortschaft) so kurz, dass man die Strecken mit dem Fahrrad machen kann. Oder wenn es doch mal weiter weg ist, ist bestimmt eine Bus- (oder U/S-Bahn-)haltestelle in der Nähe und mit etwas Planung fährt zur richtigen Zeit ein Öffi da hin. Und wenn man an der Haltestelle warten muss kann man noch schön ein eBook am Handy lesen (oder ganz verwegen: ein Buch aus der Tasche holen, aber das ist ein anderes Thema).
Keiner zwingt einen, ein Auto zu besitzen. Aber: So ein eigenes Auto ist nicht nur unheimlich praktisch sondern auch sehr bequem. Und damit ist ist nicht der Sitzkomfort gemeint… mal eben ein Paket wegbringen, bei Schietwetter muss man abends schnell einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit kann man schön Radio hören und muss sich nicht von anderen vollquatschen lassen. Kurz: Wer es sich leisten kann, leistet sich ein Auto. Und bei den meisten ist es nicht das erste, was abgeschafft wird, wenn das Geld mal knapp wird.
Mit Vernunft hat das natürlich nix zu tun: Die allermeisten Autos stehen die meiste Zeit nur rum, um vielleicht insgesamt mal eine Stunde am Tag bewegt zu werden. Bei längeren Arbeitswegen auch mal mehrere Stunden. Aber den Rest der 24h nehmen sie Platz weg und kosten Geld, denn Steuer und Versicherung sind ja nicht Kilometerabhängig. Und natürlich braucht man mal neue Reifen, Bremsen, Glühbirnen. Nebenbei hängen einige Gewerbe direkt zu 100% vom privaten Kfz ab: Ob ADAC oder ATU; die können eigentlich nicht wollen, dass das mal vorbei ist, sind Schäden und Reperaturen doch deren Geschäftsgrundlage. Von Tankstellen, Versicherungen, Autobahnraststätten, Hinterhofschraubern und Parkplatznutten ganz abgesehen. Alle sind zufrieden. Sogar die Paare und Familien, die gleich zwei Autos besitzen.
Warum also sollte man daran was ändern? Natürlich, so ein E-Auto wird man sich ganz sicher anschaffen, sobald das bezahlbar und Alltagstauglich ist. Die, die es sich leisten können, haben heute schon ein Fahrzeug, welches ein dickes E am Ende des Nummerschildes hat. Achtet mal darauf, was für Kaliber von Autos das sind…
Und dann fragst du einen aus der „Zielgruppe“, wie sie über autonomes Fahren denken und muss sie erstmal darüber aufklären. Denn das bedeutet ja erstmal, dass man zwar hinter dem Steuer seines eigenen Fahrzeuges sitzt, aber nicht mehr als Fahrer agieren muss, weil das Fahrzeug (weitgehend) alles selbst macht: Ausparken, auf den Verkehr achten, blinken, abbiegen, bremsen, Verkehrsteilnehmer beachten und schützen usw. Man selbst kann währenddessen Zeitung lesen, Solitär spielen oder aus dem Fenster gucken. Schlafen, glaube ich, wird nicht zulässig sein (vermutlich kann das Fahrzeug dieses überwachen).
„Ja, cool“ werden viele sagen. Und aber der nächste logische Schritt wäre ja die sinnvolle Kombination: Autonome Fahrzeuge gehören einem nicht sondern werden gerufen, wenn man sie braucht. Und diese kommen dann, so zügig ihnen das möglich ist, um einen dort hin zu bringen, wo man hin will. Und vielleicht sitzt schon einer in dem Wagen, weil der das gleiche Ziel hat und unser aFz* auch als Shuttle fungiert.
Das wäre ja eine enorme Ressourcenersparnis! Und man bräuchte viel weniger Parkplätze und die Straßen wären nicht so überfüllt und es gibt praktisch keine Auffahrunfälle mehr.
Jetzt ist es Zeit, die Realität zu betrachten. Wer würde das nutzen wollen? Was würde der Bürger dazu sagen? Eine gute Glaskugel klärt auf:
„Ich fahre damit einkaufen und das Ding wartet da auf mich? Oder muss ich warten, bis ein anderes aFz mich abholt?“
„Wie lange dauert das denn, bis ich abgeholt werde?“
„da kann ich ja gleich Bus fahren!“ (mach das doch!)
„Und da sitzt schon einer drin? Weiß ich denn vorher, wer da drin ist?“
„Und wenn ich unterwegs doch schnell wo anders hin will?“
„Ja klar, ich habe ja immer mein Smartphone mit dabei“
„Und was passiert mit meinen Daten? Es kann doch verfolgt werden, wo ich mich so rumtreibe…“
Fazit: Die Akzeptanz wird nicht groß sein. Allgemein gilt die Aussage: Die Bereitschaft des „gemeinen Bürgers“ für Natur-, Klima- und Umweltschutz endet dort, wo die Bequemlichkeit auch endet.
*aFz = autonomes Fahrzeug
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