(Nachtrag: Bild eingefügt)

Es ist zwar lange her, aber ich habe es nie vergessen: Ich wollte euch ja noch erzählen, wozu ich den Teekessel brauchte, den ich seinerzeit auf dem Flohmarkt erwarb (ui, ist das lange her).

Die ganz kurze Version: Ich wollte mal probieren, Schnaps zu brennen.
Natürlich habe ich mich vorher kundig gemacht, wie sowas geht, was man beachten muss/sollte usw. Im Internet gibt es ausreichend Infos darüber und natürlich findet man auch das ein oder andere Buch aufm Flohmarkt dazu 😉

Letztendlich entschied ich mich gegen Maische und Gären und Gammel und Methanol usw. sondern ich „brannte“ alkoholhaltige Reste. Gleich vorab: Ein Brand aus Bier schmeckt schon sehr nach Whisky! Interessant ist aber auch Rotwein. Im Grunde hat man dann Weinbrand…

Technisch funktioniert das Schnapsbrennen so, wie es offiziell heisst: Destillieren. Kurz erklärt: Nehmt den Teekessel, füllt Wasser aus beliebiger Quelle ein und erhitzt den Kessel. Wenn das Wasser zu kochen anfängt, wird es gasförmig (Dampf) und tritt aus. Fertig ist das Destillat. Die Kunst ist nun, diesen Dampf aufzufangen und abzukühlen. Dazu dienen die vermutlich bekannten Spiralen aus Rohr etc.
So kann man beispielsweise verschmutztes Wasser absolut rein und trinkbar machen (Blackout, ihr wisst schon). Alkohol verdampft deutlich vor Wasser (bei ca. 78 Grad), deswegen ist der aufgefangene „Dampf“ so rein (wegen Verdunstung etc. aber nie 100%). Aromastoffe werden auch immer mittransportiert, deswegen schmeckt das Destillat nach irgendwas.

Ich beschreibe nun, wie ich insgesamt vorgegangen bin: Wie ich den Teekessel organsierte, wisst ihr ja (siehe Link oben). Dann bestellte ich mir frei Haus eine Länge Kupferrohr (ziemlich dünn, ca. 12mm Aussendurchmesser). Weil ich gelernter Schlosser bin, weiss ich, wie man Rohre biegt, ohne das sie einknicken: Sand einfüllen und die Enden verschliessen. Ich habe das nur halbherzig gemacht, weil ich das schnell fertig haben wollte (mal eben…) und weil ich nicht so enge Radien benötigte. Meine zwei Windungen hatten ungefähr 50cm Durchmesser. Ich hätte das Rohr auch gerade lassen können, aber dann wäre die „Ausgabestelle“ weit weg vom Brennkessel… Nun musste ich noch einen dampfdichten Anschluss vom Teekessel-Ausgang ans Rohr zaubern. Dazu wühlte ich in der Garage und fand Alubleche und Schellen. Aus dem Blech habe ich eine Art Trichter gedengelt und das ganze mit dem Pfeifenstöpsel verbunden (die Zunge, die pfeift, habe ich vorher entfernt). Jetzt wurde mit Holzklötzen das ganze wackelige Gebilde so platziert, dass man unterm Kessel noch Feuer machen konnte, die Spirale so steht, dass es am (geschätzten) Taupunkt abwärts nach aussen und nicht zurück in den Kessel fliesst und das ganze nicht gleich umfällt. Das war schwieriger zu realisieren, als ich dachte.
Feuer unterm Kessel: Falls euch einer erzählt, mit Teelichtern könne man durchaus Wasser zum kochen bringen: Vergiss es, das ist nur theoretische Laberei. Ich habe es probiert, nachdem ich im Netz recherchierte und was von einer Schulklasse und ihrem Lehrer fand, die da son Projekt hatten. Unter Laborbedingungen mag das mit einer definierten winzigen Menge Wasser etc. ja noch klappen, im echten Leben sind die Teelichte aber verbraucht, bevor auch nur annähernd kochende Temperatur erreicht wird. Ich nahm dann einen Spiritusbrenner, wie ihn jeder hat, der verheiratet ist und damit ein Fondue-Set besitzt (Irrsinn am Rande: Ich muss Spiritus, also Alkohol, verbrennen, um Alkohol zu brennen).

Weiterer Spannungsbogen nach all dem Gebastel, Gebrenne und Gewarte, bis es endlich zu tröpfeln anfängt: Wie viel Prozent Alkohol hat das neue Zeux denn nun? Der erfahrene Profi findet es durch Probieren heraus. Ich bin aber den vorsichtigen Weg gegangen und habe erst mit Wasser verdünnt und dann gekostet, d.h., die Lippen benetzt. Ich wollte mir nun nicht extra ein Gerät kaufen, um den Alkoholgehalt zu bestimmten (die Russen machen angeblich dafür die Feuerprobe: Wenns brennt ist genug Alkohol drin).

Abenteuerlich? Ja…

Alles in allem eine sehr interessante Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich kann Schnaps brennen! Irgendwann verstaute ich den ganzen Kram und wollte es später noch mal weiter versuchen. Nie mehr habe ich es hervor gekramt, es liegt da noch immer.
Nun der Clou für euch: Ihr dürft es nicht nachmachen! Ich war ganz erstaunt und wollte es nicht glauben, als mein Sohn, der gerade Koch lernt, aus der Berufsschule erzählte, dass man das in Deutschland nicht dürfe. Dabei hatte ich mich seinerzeit noch genau informiert und weiss noch sinngemäß, dass übliche Mengen für den eigenen Bedarf zumindest geduldet werden, ohne dass man das irgendwo deklarieren muss. Ganz sicher. Es gab ja mal sogar kleine, schicke Brenn-Sets für daheim offiziell zu kaufen.

Aber was soll ich dem frischem Wissen meines Sohnes widersprechen. Ich habe es lieber selbst überprüft und in der Tat, da stehts: Link zum Zoll
Seit dem 01.01.2018 ist es nicht mehr erlaubt. Schade, dass mein Sohn davon erzählte, sonst hätte ich irgendwann ohne schlechtes Gewissen noch mal damit angefangen. Wenn man ganz penibel ist, dann müsste ich sogar meinen Teekessel vernichten, denn selbst der Besitz einer Brennbirne ist nicht mehr erlaubt. Aber wer will das denn alles überprüfen? Es posaunt ja nicht jeder im Internet rum, was er so alles in seiner Garage lagert, richtig?

Bier brauen darf man übrigens noch, aber das habe ich ja auch schon gemacht…

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