Natürlich habe ich seinerzeit Al Bundy gesehen. Und Bill Cosby. Und Roseanne. Wer hat das nicht? Ich habe sogar als junger Mensch Biene Maja gesehen, Pinocchio und Captain Future. Dallas habe ich geschaut, damals (1981!) hatte ich meinen ersten Fernseher, noch bei meinen Eltern wohnend. Habe ich Game of Thrones gesehen? Selbstverständlich. Chaos City war echt toll. Seinfeld? Denke ich heute noch gerne dran! Und die Simpsons, puh. Das waren Zeiten.
Und was ist mit Dexter? Breaking Bad, CSI irgendwo, The Mentalist, Castle, Bones, Boston Legal, Sex in the City, Two and a half Men, How I met your Mother? Sorry Leute, da bin ich irgendwann frühzeitig ausgestiegen. Wer hat so viel Zeit? Ich nicht. Was mir fast gleich zu Beginn besonders der letzt genannten Serien auffiel: Das ist immer das gleiche, nur anders garniert. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
Hat mal jemand ausgerechnet, wie viel Zeit das alles benötigt?
Auch ich nutze gern freie Zeit, um mich unterhalten zu lassen. Doch ich sah noch nie ein, möglichst alles zu gucken, nur um irgendwo mitreden zu können. Ja, ich habe auch die ersten Staffeln von DaVinci-Code und Marco Polo gesehen, Jessica Jones war erfrischend und anders, Luke Cage so wie so noch mal einiges besser, aber: Ich versuche immer, meine kostbare Zeit durch sehr ausgewählte Serien zu füllen und nicht, die verfügbare Zeit irgendwie zu füllen.
Irgendwann kam mir der Doctor in die Quere. Man trifft ja immer irgendwo einen, der von Doctor Who schwärmt. Mich machte das dann neugierig. Und so kam es, dass ich nach und nach alle 9 (neuen) Staffeln gesehen habe, inklusive Specials. Und als ich damit fertig war, da dachte ich: „So, jetzt ist alles erzählt, mehr braucht man nicht gucken!“.
Das hat soweit auch geklappt, ich lese jetzt wieder häufiger und habe schon echt einige tolle Bücher durch.
Neulich kam ich kurz in Versuchung: Finde ich doch auf meiner Festplatte die erste Folge von Torchwood. Captain Jack Harkness. Verdammt. Der Doctor kennt ihn gut. Aber zum Glück gab ich mir nicht viel Mühe, die weiteren Folgen aufzutreiben. Sonst ist man wieder drin in diesem Trott, ist ja auch so bequem: Hinfläzen und begeistern lassen. Oder berieseln. Oder Zeit verstreichen lassen. Und dafür andere Dinge nicht machen.
Nein, ich will das nicht mehr. Ich habe schon genug zu tun, mit dem unnötig kurz getakteten Rhythmus der Gesellschaft mitzukommen, denn wenn es nach mir ginge, würde ich die Dinge in anderer Reihenfolge und zu anderen Zeiten erledigen, als Pläne, Kalender und Erziehung es vorsehen.
Das heisst nun nicht, dass ich völlig verzichte. Aber ich muss eben nicht alles mitmachen bzw. angucken und nicht alles in mich aufnehmen, was neu ist (und schon gar nicht, nur um mit anderen darüber zu reden). So gucke ich mir z.B. nach und nach die ganze Serie Smallville an. Ist ne ganze Menge, aber es eilt nicht. Und abends, im Winter, wenn es kalt und dunkel ist, warum nicht?
Es wird Zeit für einige Veränderungen in meinem Leben. Was genau, weiss ich noch nicht und ob und wann es Frühling wird, kann ich nicht beeinflussen. Tatsache ist: Um mich herum sind kaum Menschen, die genau wie ich fühlen. Alle gucken alle möglichen Serien, zocken irgendwelche Spiele am Rechner, deren Gespräche drehen sich oft nur darum oder was sie wieder tolles gekauft haben und haben keine Zeit für… Leben.
Carpe Diem. Sobald ich weiss, wo es lang geht.
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