Mein Sohn kam gestern mit Hausaufgaben für English um die Ecke. Das aktuelle Thema ist „indirect speech“. Also, wenn man sagen möchte, was einer gesagt hat. Und dann wird das in dem Arbeitsheft auf knapp zwei Seiten mit vielen Tipps, Erklärungsboxen und Nebenanmerkungen beschrieben. Es gibt offenbar mehrere Formen, zum einen „simple present“, zum anderen „simple past“. Dazu gibt es noch Sonderformen, wenn man z.B. eine Bitte formulieren möchte etc.
Leider konnte ich meinem Sohn hier nicht helfen, denn Grammatik war nie meine Stärke, auch nicht im deutschen. Ich frage mich: Warum wird der Englisch-Unterricht in den Schulen so unattraktiv gestaltet? Die einen werden sicher sagen „das braucht man doch alles, um die Sätze korrekt formulieren zu können“, andere werden vielleicht sagen „auf weiterführenden Bildungsgängen, im Studium etc., da braucht man das dann“.
Ich sag: Jaaa, aber Quatsch: Als ich meinen Kindern damals Sprechen beigebracht habe, da fing ich auch nicht mit Lektionen in Grammatik und Satzbau an, sondern korrigierte einfach das, was gesagt wurde: Ich hat Hunger! kurz wiederholt: Ich habe Hunger. Das macht man ein, zwei mal und die „verbesserte Version“ sitzt. So konnte man nach und nach den Wortschatz der Kinder erhöhen und die gesprochenen Sätze wurden länger und präziser. Als meine Söhne vier Jahre alt waren, da konnten die sicher schon besser Deutsch als jetzt Englisch nach minimum vier Jahren Englisch-Unterricht in der Schule! Ohne Vokabeln pauken und Wissenstandstests. Das ging quasi alles nebenbei.
Und schon vor 30 Jahren, als ich zur Schule ging, da war das nicht viel anders. Ich lernte, „Peter has a book“ in allen möglichen Formen und Zeiten wieder zu geben, aber englische Nachrichten auf BBC konnte ich nicht verstehen. Oft scheitert sowas ja an den fehlenden Vokabeln. Heut zu Tage bringe ich mir das mühsam bei, indem ich VHS-Kurse besuche und englische Texte von Musikstücken versuche zu verstehen (das hilft mir gut).
Also noch mal: Warum ist der Englisch-Unterricht in den Schulen so verkrampft und wenig motivierend für die meisten Schüler? Warum müssen die sich so quälen? In den ganzen Jahren hätten die sich doch täglich (auf englisch) zwanglos über aktuelle Tagesgeschehen usw. unterhalten können, der/die Lehrer hätten „im Vorbeigehen“ hier und da korrigiert. Dann könnte ich mich jetzt mit meinem Sohn auf englisch unterhalten.
Und das mir keiner mit „die Ausprägung des Fremwortschatzes muss natürlich im Elternhaus geschehen“ kommt, das wäre ja wohl grenzenlos naiv!