Neulich kam mir der Gedanke „Wie viel Mineralölsteuer muss man eigentlich auf Strom für Elektrofahrzeuge zahlen?„. Das ist sicherlich so formuliert eine eher blöde Frage, aber im Kern steckt dort ja drin, dass dem Staat so einiges an Einnahmen durch die Lappen geht, wenn sich die E-Mobile so verbreiten wie angestrebt. Aber raffinierterweise heisst diese Steuer in Deutschland schon seit 2006 Energiesteuer und es gibt ja auch noch das so genannte Stromsteuergesetz, welches man hier heranziehen könnte, wenn die Einnahmen durch Mineralölumsatz (immerhin weit über 40 Mrd. Euro pro Jahr) zu sehr sinken sollten.
Tatsache ist aber, dass man sich bei der Kraftfahrzeugsteuer schon durchaus einig ist, wie das zu berechnen sei. Bisher wurde ja immer der Hubraum des verwendeten Verbrennungsmotors als Basis dafür genommen. Geht natürlich bei einem Elektromotor nicht. Hier wurde das Steuerberechnungsmodell vollständig umgebaut, ich zitiere mal den entsprechenden Abschnitt für Elektrofahrzeuge:
Quelle Bundesfinanzministerium (PDF)
„Reine“ Elektro-Pkw, deren ausschließlicher Antrieb durch Elektromotoren ganz oder überwiegend aus mechanischen oder elektrochemischen Energiespeichern gespeist wird, sind ab ihrer erstmaligen Zulassung zunächst für 5 Jahre steuerbefreit.
Elektromotoren: Es gilt eine Steuerbefreiung von fünf Jahren ab Erstzulassung. Nach Ablauf erfolgt die Besteuerung nach dem verkehrsrechtlich zulässigen Gesamtgewicht – allerdings mit einem um die Hälfte reduzierten Steuersatz. Unterhalb 2000 kg zulässigem Gesamtgewicht beläuft sich der Steuersatz pro angefangene 200 kg auf 11,25 und bei der geltenden 50% Ermässigung also auf 5,63 Euro.
Überhalb 2000 kg wird es etwas teurer, aber sicherlich werden die Elektrofahrzeuge für die private Verwendung deutlich unter zwei Tonnen wiegen. Selbst ein durchschnittliches „herkömmliches“ Auto wiegt weit weniger. Und wenn die Autobauer pfiffig sind, werden sie bei der Einhaltung des zulässigen Gesamtgewichtes im 200 kg-Raster bleiben. Der Twizy von Renault beispielsweise wird sicher unter 400 kg bleiben (inkl. Fahrer etc.!). Leider schweigt sich Renault zu den technischen Daten weitestgehend aus, so dass ich das nicht in Erfahrung bringen konnte. Wie es bei E-Fahrzeugen mit Range Extender läuft, wo wie beim Opel Ampera noch ein kleiner Benzinmotor verbaut ist, der nötigenfalls Strom erzeugt, um die Reichweite zu erhöhen, darüber stand dort nichts. Vermutlich muss für diesen Extra-Moppel nichts besteuert werden, da ja dieser Motor nicht direkt dem Antrieb des Fahrzeuges dient. Wie sinnhaft eine solche Massnahme ist, darüber kann man sicher lange reden.
Der Alex hatte sich ja schon über die Verbrauchskosten eines Twizy’s ausgelassen und es scheint nicht nur Mode sondern fast schon Masche zu sein, dass man die Batterie nicht mitkauft sondern leasen muss. Etliche Fahrzeughersteller gehen diesen Weg und die Begründung ist zusammengefasst: „Wir wollen unseren Kunden diesen unsicheren Faktor nicht aufhalsen„. Da ist sicherlich was dran, denn eine Batterie ist nicht billig und heut zu Tage verlieren Batterien bzw. Akkus noch mit der Zeit an Speicherkapazität. Aber ich finde, man sollte dem Kunden dennoch die Wahl lassen: a) Kauf dir die Batterie und sieh zu, wie du klar kommst oder b) wir nehmen dir das Problem ab, dafür zahlst du monatlich dafür. So bleibt immer dieses klebrige Gefühl, die Fahrzeugkonzerne tun das alles nur, um ihren Umsatz immer schön hoch zu halten. Sicherlich bleibt auch einiges an Gewinn bei dem Akkuleasing über, das zeigt ja auch schon das gestaffelte Preismodell für die Miete zwischen 50 und 72 Euro je nach Laufzeit- und Leistung des Twizy-Akkus. Es sind auf jeden Fall einige hundert Euro laufende Kosten pro Jahr und ich bin mir nicht sicher, ob man jedes Jahr eine neue Batterie benötigt. Und was passiert, wenn der Leasingvertrag ausläuft? Kann man dann eine gebrauchte Batterie erwerben oder muss man einen neuen Vertrag abschliessen oder muss das Fahrzeug mangels Stromversorgung stehen bleiben?
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Nachtrag:
Gerade las ich im WP-Artikel zum Elektroauto:
Die Akkumulatoren verursachen einen großen Teil der Anschaffungskosten, sie besitzen eine begrenzte Lebensdauer und müssen nach einigen Jahren ersetzt werden. Eine Kilowattstunde elektrische Speicherkapazität kostet bei Verwendung von Lithium-Ionen-Zellen derzeit 700 bis 1000 Euro
Der Twizy-Akku hat eine Kapazität von ca. 6 KWh, sollte also um die 4500,- € „kosten“. Bei einem Leasingvertrag mit 36 Monaten hätte man diesen also nicht mal zur Hälfte bezahlt… OK, das rechnet sich. Für die Hersteller aber auch, denn scheinbar halten viele der Akkus diese 3 Jahre auch aus, ggf. müsste mal eine Zelle ausgetauscht werden (die werden ja wohl modular aufgebaut sein). Nichts desto trotz hat Alex recht; die Kosten müssen natürlich monatlich berücksichtigt werden und schmälern den finanziellen Vorteil eines E-Fahrzeuges enorm. Davon abgesehen, dass man bei der Wahl eines solchen Fahrzeugs ja schon mit Einschränkungen leben muss: Wenig Platz, geringe Reichweite, relativ geringe Geschwindigkeit, bei Modellen wie dem Twizy nicht mal eine geschlossene Kabine, die einen vor den Unbill des Wetters schützt usw. Probleme, die nicht neu sind. Ich zitiere dazu noch mal die WP:
Erst nach 1900 wurden die Fahrzeuge mit Elektromotor von solchen mit Verbrennungsmotor schrittweise verdrängt. Elektrowagen mit ihren schweren Akkus mit langer Ladezeit konnten mit der Reichweite von Wagen mit Kraftstoffmotoren nicht mithalten[…]
Alles in Allem steht und fällt der „Erfolg“ von Elektroautos mit den Energiespeichern. Die Vorteile des Elektroantriebes an sich sind ja unbestritten: Leise, keine direkte Umweltbelastung, hohes Drehmoment in jedem Drehzahlbereich, Antrieb technisch einfach realisierbar (kein Getriebe etc. notwendig) uvm. Vielleicht liegt die Zukunft doch darin, den nötigen Strom direkt an Bord zu erzeugen (Stichwort Brennstoffzelle), statt ihn aufwändig zu speichern und „mitzuschleppen“. Wenn man mal den aktuellen Stand der Wissenschaften ignoriert kann man ja auch an Fusionsreaktoren und ähnliches denken… Doc Brown in „Zurück in die Zukunft“ hat es doch vorgemacht…
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An diesem Punkt setze bzw. hoffe ich auf findige Tüftler, die sich zuhause irgend was tolles ausdenken, um all diese Hürden zu umgehen. Vielleicht wird dann ja der Begriff „eHacker“ etabliert, weil diese sich nicht um die Vorgaben der Industrie scheren und selbst was auf die Beine stellen…vielleicht erfindet ja jemand heimlich den Funkstrom und lädt seine selbstgebauten Akkus beim Vorbeifahren an Strassenlaternen oder unterdurchfahren von Hochspannungsleitungen auf, ohne das es jemand merkt 😉
Potential hat das ganze Thema noch und noch, man ist noch lange nicht am Ende der Entwicklung. Vielleicht können ja irgendwann die Akkus in die tragenden Teile des Fahrzeuges integriert werden, so dass der Akku keinen unnötigen Platz im Fahrzeug wegnimmt und gleichzeitig Gewicht eingespart werden kann. Warum sollte es nicht Akkus geben, die eine gewisse mechanische Last tragen können und nicht gleich die Umwelt verschmutzen, wenn sie z.B. bei einem Unfall zerstörerisch geöffnet werden? Flexible und formbare Batterien gibt es ja schon…
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